Wohnungspolitische Informationen 21/2018 - page 2

BUNDESPOLITIK
Zu wenige Baugenehmigungen – Politik muss Baubremsen lösen
Berlin – „Die Baugenehmigungszahlen für Wohnungen steigen viel zu langsam. Selbst wenn man die sinkenden Zahlen
bei den Wohnheimen herausrechnet, nimmt die Dynamik bei den Genehmigungen insgesamt schon wieder ab. So kann
die Riesenlücke von einer Million fehlenden Wohnungen in absehbarer Zeit nicht ausgeglichen werden“, erklärte Axel
Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, zu den am 17. Mai 2018 veröffentlichten
Baugenehmigungszahlen des Statistischen Bundesamtes. „Deutschland braucht umgehend einen klaren Kurs für bezahl-
baren Wohnraum.“
Nach Angaben des Statistischen Bundes-
amtes wurde von Januar bis März 2018 in
Deutschland der Bau von insgesamt 77.800
Wohnungen genehmigt. Ohne Berücksich-
tigung von neu gebauten Wohnungen in
Wohnheimen ist das ein Anstieg von 1,2
Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Bei der Gesamtzahl der Baugenehmigungen
war aber ein Abschwung zu verzeichnen.
Inklusive der Wohnungen in Wohnheimen
gab es im ersten Quartal 2018 insgesamt 1,7
Prozent oder 1.300 Genehmigungen weni-
ger. Von den im Zeitraum Januar bis März
2018 genehmigten Wohnungen waren
68.071 Neubauwohnungen in Wohnge-
bäuden – das sind 1,5 Prozent weniger als
im Jahr zuvor. Auch das zeigt deutlich: Die
Dynamik im Wohnungsbau lässt nach.
Reihe von Engpässen sorgt für Woh-
nungsmangel
Der Wohnungsmangel ist das Ergebnis
der vom GdW immer wieder beschriebe-
nen Engpässe: Zu wenig Grundstücke, zu
wenig Planungs- und Genehmigungskapa-
zitäten und vielfach erschöpfte Kapazitäten
am Bau. Hier müssen Kommunen, Länder
und die gerade vereidigte neue Bundesre-
gierung jetzt dringend ansetzen. Sonst wird
der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in
vielen Großstädten zum größten sozialen
Problem der nächsten Jahre werden.
„Der Handlungsdruck steigt immer weiter,
denn die notwendigen 400.000 Wohnun-
gen, die pro Jahr in Deutschland gebaut
werden müssten, wurden nie erreicht.
Im vergangenen Jahr wurden nur rund
319.000 Wohneinheiten fertiggestellt und
auch 2018 wird die Zielmarke wieder deut-
lich verfehlt werden“, so Gedaschko. „Die
Baubremsen müssen gelöst werden, damit
endlich der notwendige und lang erwartete
Schwung in den Wohnungsbau kommt.“
Die Lösungen liegen auf dem Tisch. „Die
Quelle: GdW
Damals und heute
JUBILÄUM
serielle und standardi-
sierte Bauweise muss
gefördert und dazu eine
bundesweit gültige bau-
liche Zulassung für diese
Gebäude geschaffen wer-
den“, so der GdW-Chef.
So kann man Kapazi-
tätsengpässen entgegen-
wirken. Die Wohnungs-
wirtschaft erwartet in
den nächsten Wochen die
Ergebnisse des europa-
weiten Wettbewerbs zum Abschluss einer
Rahmenvereinbarung für serielles Bauen.
Viele Maßnahmen müssen zusammen
wirken
Aber es muss an weiteren Stellschrauben
gedreht werden, um den Wohnungsbau
anzukurbeln. Das im Koalitionsvertrag
verankerte Planungs- und Baubeschleu-
nigungsgesetz muss zügig kommen. Die
WOHNUNGSPOLITISCHE
INFORMATIONEN
Bei Gemeinsamkeiten und Unter-
schieden zwischen Bau- und Woh-
nungswirtschaft herrschte im Jahr
1948 noch Klärungsbedarf…
angekündigten steuerlichen Verbesserun-
gen müssen schnell in die Praxis umgesetzt
und durch ein Zuschussmodell ergänzt wer-
den. Darüber hinaus müssen die Ergeb-
nisse der Baukostensenkungskommission
aus der letzten Legislaturperiode dringend
umgesetzt und die mehr als 20.000 Bau-
vorschriften und Anforderungen auf den
Prüfstand gestellt werden. Die Folgenab-
schätzung für die Kosten des Bauens und
Wohnens bei allen geplanten Gesetzen ist
ein ebenso notwendiges Mittel, das der
Koalitionsvertrag erfreulicherweise vor-
sieht. Nur wenn alle Maßnahmen zusam-
men wirken, lässt sich das notwendige
Tempo beim Wohnungsbau erreichen.
Die Wohnungswirtschaft steht bereit,
gemeinsam mit dem neuen Ministerium
für Inneres, Bau und Heimat und mit den
Partnern aus dem Bündnis für bezahlbares
Wohnen und Bauen weiterhin tatkräftig an
diesem Ziel mitzuwirken.
(schi)
Quelle: GdW
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