Wohnungspolitische Informationen 21/2018 - page 3

BUNDESPOLITIK
Bauindustrie will neue Wege – Mehr serieller und modularer Wohnungsbau
Berlin – Die deutsche Bauindustrie plädiert dafür, im Wohnungsneubau neue Wege zu beschreiten: „Wir werden die not-
wendige Zahl von Mietwohnungen in kurzer Zeit, in der gewünschten Qualität und zu bezahlbaren Preisen nur realisie-
ren können, wenn wir uns vom bisherigen Leitbild der Einzelproduktion lösen“, stellte der Präsident des Hauptverbandes
der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz anlässlich des Tages der Deutschen
Bauindustrie am 16. Mai 2018 fest. Die gewünschten Kostensenkungseffekte ließen sich nur realisieren, wenn stärker als
bisher Prototypen geplant würden, die dann deutschlandweit in Serie umgesetzt werden könnten.
Um dem seriellen Mietwohnungsbau zum
Durchbruch zu verhelfen, sieht Hübner
aber auch Bund und Länder in der Pflicht.
Zumindest für den seriellen Wohnungs-
bau müssten die Landesbauordnungen
und die Förderbedingungen für den sozia-
len Wohnungsbau vereinheitlicht werden.
Nur wenn ein einmal geplantes Typenge-
bäude ohne weitere Änderungen bun-
desweit gebaut werden könne und auch
förderfähig sei, könnten die im seriellen
Bauen steckenden Kostensenkungspoten-
ziale vollständig realisiert werden. Gleich-
zeitig müssten aber auch Architekten und
Planer künftig enger zusammenarbeiten.
Dazu müsse die traditionelle Trennung von
Planen und Bauen überwunden werden.
Am seriellen Wohnungsbau, insbesondere
beim Einsatz von Wohnmodulen, müsse
frühzeitig Baukompetenz in die Baupla-
nung eingebracht werden.
Darüber hinaus müssten Bund und Länder,
aber auch die vielen Kostentreiber in den
Griff bekommen, die in den vergangenen
Jahren das Bauen ständig verteuert hät-
ten, ist Präsident Hübner überzeugt. Die
Baukostensenkungskommission habe hier
bereits in der vergangenen Legislaturperi-
ode eine Vielzahl von Vorschlägen entwi-
ckelt, die endlich umgesetzt werden müss-
ten. Als Stichworte nannte Hübner: mehr
Spielraum im Lärmschutz, bei der Stellplatz-
pflicht oder in den Anforderungen an die
Barrierefreiheit, aber auch Maßhalten bei
der Weiterentwicklung der Energieeinspar-
verordnung (EnEV). „Wir begrüßen es des-
halb, dass sich Bundesminister Seehofer zur
Fortsetzung des Bündnisses für bezahlbares
Wohnen und Bauen entschlossen hat. Hof-
fentlich mit mehr Durchschlagskraft gegen-
über den Ländern als in der vergangenen
Legislaturperiode“, so Bauindustrie-Präsi-
dent Peter Hübner.
Wohnungs- und Städtebau bedeu-
tend für sozialen Zusammenhalt
Der Parlamentarische Staatssekretär beim
Bundesminister des Innern, für Bau und
Heimat, Marco Wanderwitz, erläuterte,
umfangreiche Investitionen und Maßnah-
men des Bundes beim Wohnungs- und
Städtebau leisteten einen wichtigen Bei-
trag für gleichwertige Lebensverhältnisse in
Deutschland und stärkten den gesellschaft-
lichen Zusammenhalt. „Die Wohnungs-
und Baupolitik ist eine zentrale Aufgabe
des Bundes. Bezahlbarer und ausreichen-
der Wohnraum insbesondere für Haushalte
mit kleineren und mittleren Einkommen ist
oberstes Ziel. Es besteht akuter Handlungs-
bedarf“, sagte Wanderwitz.
„Wir wollen, dass in dieser Legislaturpe-
riode 1,5 Millionen Wohnungen gebaut
werden und der Bestand an preiswer-
ten Wohnungen gesichert wird. Mit dem
Gesetzentwurf zur Änderung des Grund-
gesetzes im Bereich des sozialen Woh-
nungsbaus ist ein erster wichtiger Schritt
gemacht. Und mit dem Baukindergeld wer-
den wir gezielt Familien mit Kindern bei der
Bildung von Wohneigentum unterstützen.
Der altersgerechte Umbau soll vorange-
trieben und die Infrastruktur modernisiert
werden. Für eine erfolgreiche Umsetzung
dieser Maßnahmen brauchen wir die Bau-
branche. Die Bauwirtschaft wiederum
braucht verlässliche Rahmenbedingungen,
beispielsweise beim Vergaberecht und der
anstehenden Reform des europäischen
Bauproduktenrechts“, so Staatssekretär
Wanderwitz.
Bauen muss bezahlbar bleiben
Er wies darauf hin, dass das Bauen bezahl-
bar bleiben müsse. Die Baukostensen-
kungskommission werde deshalb im
Rahmen des Bündnisses für bezahlbares
Wohnen und Bauen ihre Arbeit fortset-
zen. So sollen Normen und Standards auf
das notwendige Maß reduziert und Folge-
kostenabschätzungen vorgenommen wer-
den. Dies gelte auch für das geplante neue
Gebäudeenergiegesetz. Maßstab für alle
Neuregelungen seien Wirtschaftlichkeit,
Technologieoffenheit und Freiwilligkeit.
Die Bauwirtschaft sollte nicht zu stark mit
Regulierungen konfrontiert werden.
„Wir werden außerdem Möglichkeiten
der Planungsbeschleunigung prüfen und
an die Länder appellieren, ihre Bauord-
nungen stärker zu harmonisieren. Nur
so kann das Bauen vereinfacht werden“,
sagte Wanderwitz. Die Bündnispartner
sehen im seriellen und modularen Bauen
Kostensenkungspotenziale. Der Spitzenver-
band der Wohnungswirtschaft GdW hat
mit Unterstützung des Bundesbauministe-
riums, der Bauwirtschaft sowie der Archi-
tektenkammer innovative Konzepte aus-
gelobt. Voraussichtlich noch im Mai wird
ein Rahmenvertrag mit fünf bis 10 Anbie-
tern abgeschlossen, den die Mitglieder des
GdW zur beschleunigten Realisierung der
Wohnungsbauvorhaben nutzen können.
Hier sei die Bauwirtschaft gefragt, Investi-
tionen zu tätigen und Kapazitäten aufzu-
bauen, um Umfang und Qualität abzude-
cken, so Wanderwitz. Dazu brauche man
den Dialog von Wirtschaft und Politik. Das
gelte auch beim wichtigen Thema der Digi-
talisierung.
„Nur im engen Schulterschluss mit der
Bauwirtschaft kann die Politik die woh-
nungs- und baupolitischen Ziele aus dem
Koalitionsvertrag erreichen. Wir brauchen
die wichtigen Beiträge der Bauwirtschaft
zum geplanten Wohngipfel im Herbst und
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Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V.
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