BUNDESPOLITIK
JAHRESSTATISTIK
Kommission zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse eingesetzt
Berlin – Finanzstarke Kommunen, ein attraktives Wohnumfeld, ausgebaute Infrastruktur: Die Bundesregierung will
für eine gerechte Verteilung von Ressourcen und Möglichkeiten für alle in Deutschland lebenden Menschen sorgen –
unabhängig von ihrem Wohnort. Eine Kommission wird bis Herbst 2020 konkrete Vorschläge erarbeiten.
Bereits in der letzten Legislaturperiode
hat die Bundesregierung Eckpunkte für
ein gesamtdeutsches Fördersystem für
strukturschwache Regionen vereinbart.
Die Förderung gleichwertiger Lebensver-
hältnisse war auch ein Schwerpunkt der
Demografiestrategie der Bundesregie-
rung. Mit der Einsetzung der Kommission
knüpft die Regierung daran an.
Kaputte Straßen, leerstehende Geschäfts-
häuser in der Fußgängerzone, lange
Anfahrtswege zum Hausarzt: In manchen
ländlichen Regionen Deutschlands müssen
die Menschen sich im Alltag diesen Wid-
rigkeiten stellen. In anderen Gegenden ein
völlig anderes Bild: Ein neu ausgebautes
Straßennetz, vitale Innenstädte, und auch
Fachärzte sind fußläufig zu erreichen.
Überall faire Chancen auf Teilhabe
Die Bundesregierung reagiert auf diese
zum Teil erheblichen Unterschiede und
will für gleichwertige Lebensverhältnisse
in ganz Deutschland sorgen. Ziel ist, allen
Bürgerinnen und Bürgern unabhängig von
ihrem Wohnort faire Chancen auf echte
Teilhabe zu geben. Das betrifft Einkom-
mens- und Beschäftigungsmöglichkeiten.
Aber auch die sogenannte sichere Daseins-
vorsorge: Schulen, medizinische Versor-
gung, Kultur- und Freizeitangebote sowie
technische Infrastrukturen wie Wasser,
Abwasser, Müllentsorgung, Energie und
Straßen.
Strukturschwache Regionen fördern
Ein weiterer Punkt ist die Abwanderung
von Arbeitskräften: Strukturschwächere
Regionen haben Schwierigkeiten, jüngere,
oft gut ausgebildete Menschen vor Ort zu
halten. Strukturstärkere Regionen profitie-
ren dagegen in höherem Maße auch vom
Zuzug qualifizierter Menschen aus dem In-
und Ausland.
Um auch hier mehr Chancengleichheit zu
erreichen, soll die Kommission ein neues
Fördersystem für strukturschwache Regi-
onen entwickeln. Diese Arbeiten sollen
bereits 2019 abgeschlossen werden. Der
Kommission gehören neben der Bundesre-
gierung die Länder sowie die kommunalen
Spitzenverbände an.
(bureg/schi)
Die Strategie der Wohnungswirtschaft
für gleichwertige Lebensverhältnisse
finden Sie hier:
Leerstandsquote sinkt – Ländlicher Raum braucht attraktive Zentren
Berlin – Die Leerstandsquote in den ostdeutschen Ländern ist von 2016 auf 2017 um 0,1 Prozentpunkte auf 8,2 Prozent
leicht gesunken. Dennoch: Der Wohnungsknappheit in den Metropolräumen und Universitätsstädten stehen weiterhin
die schrumpfenden Regionen mit ihren besonderen Herausforderungen gegenüber. Bei den GdW-Unternehmen in den
ostdeutschen Bundesländern, ohne Berlin, standen Ende 2017 insgesamt 144.341 Wohnungen leer. Das ist eines der
Ergebnisse der Jahresbilanz des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft, die GdW-Präsident Axel Gedaschko Ende
Juni 2018 in Berlin präsentierte.
Für 2018 erwartet der GdW ebenfalls nur
einen marginalen Rückgang der Leerstands-
quote in den neuen Ländern von 8,2 Prozent
auf 8,1 Prozent.
Deutschland erlebt eine demografische Spal-
tung. Während zahlreiche Großstädte rasant
wachsen und Wohnungen dort immer rarer
und teurer werden, verlieren viele ländli-
che Regionen – in Ost-, aber auch in West-
deutschland – ungebremst Einwohner und
werden immer unattraktiver.
Zukunftsfähige Städte in den Regio-
nen strukturell stärken
„Um die demografische Spaltung Deutsch-
lands, schrumpfende Einwohnerzahlen in
ländlichen Räumen und den Verlust der
regionalen Kultur zu verhindern, brau-
chen wir attraktive Städte – mit ande-
ren Worten Ankerstädte – in den Regio-
nen. Diese gilt es, strukturell zu stärken“,
so Gedaschko. Darunter sind diejenigen
Städte zu verstehen, die ihre historische
Funktion als zentraler Handels-, Kommu-
nikations- und Begegnungsraum in den
vergangenen Jahrzehnten erhalten und
ausgebaut haben. „Polyzentralität muss
in Deutschland zum Leitbild werden“, for-
derte Gedaschko. „Wohnstandorte sind
langfristig nur attraktiv, wenn die Ver-
sorgung mit Einkaufsmöglichkeiten, die
medizinische Infrastruktur, kulturelle Ein-
richtungen und Bildungsangebote vorhan-
den sind.“ Dafür müssten Raumordnung
und Regionalplanung neu ausgerichtet und
gestärkt werden. „Wir brauchen geeig-
nete Förderstrukturen, um die Attraktivi-
tät der Abwanderungsregionen zu stärken
und dadurch den Zuwanderungsdruck
auf die Metropolen abzuschwächen“, so
der GdW-Chef. Nur so könne die Woh-
nungswirtschaft den zunehmenden Spa-
gat zwischen Wohnungsknappheit in den
Metropolregionen und Leerständen in den
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Leerstandsquoten nach Bundesländern 2017 bei den vom GdW vertretenen Unternehmen
Quelle: GdW Jahresstatistik
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