Wohnungspolitische Informationen 27/2018 - page 2

BUNDESPOLITIK
Energiewende in Städten endlich vor­
anbringen
„Die Wohnungswirtschaft steht bereit, die
Energiewende in den Städten voranzubrin-
gen. Wohnungsbauunternehmen drohen
jedoch noch immer gravierende Steuer-
nachteile bei der Vermietung von Wohn-
raum, wenn sie ihren Mietern Solarstrom
anbieten“, sagte GdW-Präsident
Axel
Gedaschko
. „Deutsche Innenstädte dür-
fen nicht länger weiße Flecken der Energie-
wende bleiben. Millionen Mietern sollte ein
barrierefreier Zugang zu preiswertem und
klimafreundlichem Solarstrom nicht weiter
vorenthalten werden“, so
Carsten Körnig
,
Hauptgeschäftsführer des Bundesverban-
des Solarwirtschaft heute in Berlin. „Mit
besseren Rahmenbedingungen können
wir das große Potenzial des Mieterstroms
in Deutschland heben“, sind sich beide Ver-
bandsvertreter einig.
Mieterstromgesetz zu komplex und
zu wenig wirtschaftlich
In einer Befragung von Akteuren der Immo-
bilienbranche sowie der Solar- und Ener-
giewirtschaft bestätigt sich das Bild, das
die beiden Bundesverbände zeichnen: Mit
43 Prozent ist die deutliche Mehrheit der
Befragten eher unzufrieden mit dem Mie-
terstromgesetz, 28 Prozent äußerten sich
sogar sehr unzufrieden. Lediglich ein Drittel
ist positiv gestimmt. Abschreckend wirken
in dem Mieterstromgesetz vor allem die
Komplexität des Geschäftsmodells, die zu
geringe Wirtschaftlichkeit sowie das kom-
plizierte Zählerwesen und der komplizierte
Netzanschluss.
Klare Vorgaben und Vereinfachung
statt „Kleinstaaterei“
Die Befragten fordern neben der Beseiti-
gung steuerlicher Nachteile vor allen Din-
gen eine Abschaffung der EEG-Umlage
auf direktgelieferten Solarstrom, die Ent-
bindung kleinerer Projekte von Energie-
versorgerpflichten sowie ein einfacheres
Zähler- und Abrechnungswesen. „Deutsch-
land ist bei den Stromnetzen ein zersplit-
tertes Land, in dem jeder der mehr als 850
Netzbetreiber in seinem Kleinstaat eigene
Regeln verlangen kann“, so Körnig. „Mit
klaren Vorgaben kann die Politik hier Mie-
terstromprojekte erheblich vereinfachen.“
(hall/burk/koch/schi)
Die detaillierte Auswertung der Onlinebe­
fragung finden Sie hier:
mehr Infos zum Mieterstrom hier:
Fortsetzung von Seite 1
Die Komplexität und die geringe Wirtschaftlichkeit wirkt auf Nicht-Umsetzer abschreckend.
Quelle: © BSW-Solar
Mieterstrompotenzial nicht im Ansatz ausgeschöpft
Von Juli 2017 bis April 2018 sind 108 Mieterstromprojekte, die nach dem Mieter-
stromgesetz gefördert werden, bei der Bundesnetzagentur angemeldet worden. Die
Gesamtleistung der dabei installierten Photovoltaikanlagen beträgt 2,8 Megawatt-
peak (MWp). Damit ist die jährliche Höchstgrenze von 500 MWp nicht im Ansatz
ausgeschöpft. Die Bundesregierung hat in einer Studie ermittelt, dass bis zu 3,8
Millionen Wohnungen mit solarem Mieterstrom versorgt werden können. In einer
gemeinsamen Analyse haben der Bundesverband Solarwirtschaft, der Bundesver-
band deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen sowie der Bundesver-
band der Energie- und Klimaschutzagenturen festgestellt: Allein in den 20 größten
Städten Deutschlands könnten 33.000 Photovoltaikanlagen auf großen Wohnge-
bäuden entstehen und rund 1,4 Millionen Mieterinnen und Mieter mit preiswertem
Solarstrom versorgen.
Die Analyse finden Sie hier:
elche Bilanz ziehen
Vertreter der modernen Energiewirtschaft nach einem Jahr Mieterstromförderung?
Welche Verbesserungsvorschläge haben sie? Stimmen aus der Praxis:
Bundeshaushalt: Positive Signale für die Zukunft des Wohnens
Berlin – Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat in seiner Bereinigungssitzung in der Nacht zum 28. Juni
2018 den Bundeshaushalt abschließend beraten. Entgegen der bisherigen Planung von einer Milliarde Euro sollen die Zu­
schüsse zum sozialen Wohnungsbau auch in 2019 bei 1,5 Milliarden Euro liegen. Die Städtebauförderung wird auf einem
hohen Niveau von 790 Millionen Euro verstetigt. Außerdem soll sie anhand zweier Modellregionen Hamburg und Saar­
brücken weiterentwickelt werden, dafür stehen zusätzlich 100 Millionen Euro bereit.
„Damit setzt die Große Koalition positive
Zeichen für die Zukunft des Wohnens in
Deutschland“, erklärte Axel Gedaschko,
Präsident des Spitzenverbandes der Woh-
nungswirtschaft GdW. „Eine starke Wohn-
raumförderung ist in Zeiten angespannter
Märkte und deutlich steigender Kosten
für das bezahlbare Wohnen unerlässlich.
Zusätzlich ist eine Städtebauförderung auf
hohem Niveau enorm wichtig, um lebens-
werte Wohnquartiere und den dortigen
sozialen Zusammenhalt zu sichern.“
Positiv ist auch, dass der Investitionspakt
„Soziale Integration im Quartier“ mit wei-
teren 200 Millionen Euro fortgeführt wird.
Die wohnungswirtschaftlichen Belange
müssten bei dem Investitionspakt aber
stärker berücksichtigt werden, forderte der
GdW-Chef.
Ebenfalls zu begrüßen sind die für das
KfW-Programm „Altersgerecht Umbauen“
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