WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 29/2017 - page 2

BUNDESPOLITIK
(TA Lärm) weiter angepasst werden. Zum
Teil stammen die Vorschriften noch aus der
Zeit der innerstädtischen Schwerindustrie.
Weitere Bremsen beseitigen
Zudem wirken etwa die unterschiedli-
chen Landesbauordnungen und die unter-
schiedlichen Richtlinien für den geförder-
ten Wohnungsbau weiterhin als Bremse für
das serielle Planen und Bauen, auch dafür
wurde im Bündnis für bezahlbares Woh-
nen und Bauen eine Lösung entwickelt.
Es ist eine von den Ländern einheitlich
akzeptierte Musterbauordnung notwen-
dig, die die Standards auf ein vernünftiges
Maß begrenzt, für Transparenz sorgt und
teure Umplanungskosten vermeidet. Auch
die anhaltende Grunderwerbsteuer-Rallye
nach oben muss seitens der Länder end-
lich beendet werden. Was wir brauchen ist
ein bundesweites investitionsfreundliches
Niveau von 3,5 Prozent – die Länder müs-
sen das Rennen um die höchsten Steuer-
sätze ad acta legen.
Zu diesem investitionsfreundlichen Umfeld
zählt darüber hinaus eine verbesserte steu-
erliche Abschreibung – etwa in Form einer
Erhöhung der linearen Absetzung für Abnut-
zungen (AfA) von derzeit zwei auf mindes-
tens drei Prozent oder einer Abschreibung
der energetischen Sanierung. Auch die aus-
ufernden und unwirtschaftlichen energeti-
schen Standards verteuern die Herstellungs-
kosten und bringen für die Mieter nicht
die gewünschten Einspareffekte. Ebenso
braucht die soziale Wohnraumförderung
eine langfristige Ausrichtung. Bei alledem
war die Entscheidung des Bundesbauminis-
teriums, mit Gunther Adler einen Staatsse-
kretär explizit für die Bedürfnisse der Immo-
bilienwirtschaft zu installieren, aus Sicht
der Branche goldrichtig. Die BID hatte das
im Vorfeld engagiert eingefordert. Gun-
ther Adler hat aus Sicht der Verbände in
der Legislaturperiode eine gute und wich-
tige Arbeit geleistet und die Schnittstelle
zwischen Immobilienwirtschaft und Politik
erheblich verbessert.
Bauministerin: Bündnis fortführen
Bundesbauministerin Hendricks warb für
eine Fortführung der Bündnisarbeit und
ermunterte Länder und Kommunen zu
einer engagierten Wohnungsbaupolitik:
Wir haben im Bündnis schon viel geschafft,
aber es muss weitergehen. Auch in den
kommenden Jahren benötigen wir mindes-
tens 350.000 neue Wohnungen pro Jahr.
Damit dies gelingt, müssen die Länder beim
sozialen Wohnungsbau noch eine Schippe
draufpacken. Mit mehr personellen und
finanziellen Ressourcen müssen die Kom-
munen noch aktiver die Baulandentwick-
lung voranbringen.
Das Bündnis für bezahlbares Wohnen
und Bauen findet inzwischen auch in vie-
len Kommunen Nachahmer. Eine aktuelle
BBSR-Studie zeigt, dass sich in Deutsch-
land knapp 90 lokale Bündnisse gegrün-
det haben. Die freiwilligen Vereinbarun-
gen von Kommunen, Wohnungswirtschaft,
Eigentümern und weiteren Partnern helfen
vielerorts, den Wohnungsbau zu stärken.
(schn/schr/burk/schi)
Weitere Informationen zum Bündnis
für bezahlbares Wohnen und Bauen und die
Wohnungsbau-Offensive finden Sie unter
e
Studie „Lokale Bündnisse für bezahlbares
Wohnen und Bauen in ausgewählten Hand-
lungsfeldern“ unter diesem Kurz-Link:
e vollständigen Wahl-
prüfsteine der BID finden Sie unter
Fortsetzung von Seite 1
Schweiz beseitigt Wohnungsknappheit erfolgreich –
Wohnungsmarkt erstmals seit 2008 wieder im Durchschnitt im Gleichgewicht
Grenchen – Der südliche Nachbar Deutschlands hat es bereits geschafft: Erstmals seit 2008 ist der Wohnungsmarkt der
Schweiz 2016 im Durchschnitt wieder im Gleichgewicht gewesen. Dies zeigt eine Untersuchung im Auftrag des Schwei-
zer Bundesamtes für Wohnungswesen (BWO) über die Auswirkungen der Personenfreizügigkeit auf den Wohnungs-
markt. Allerdings herrscht in einzelnen Regionen oder Teilmärkten nach wie vor eine angespannte Situation.
Der Schweizer Wohnungsmarkt befindet
sich erstmals seit 2008 nach einer Phase
von unterschiedlich hoher Anspannung
wieder im Gleichgewicht. Der Mietwoh-
nungsmarkt läuft dieser Entwicklung etwas
voraus, der Eigentumsmarkt folgt nach.
Dazu beigetragen hat eine Bautätigkeit,
die das Nachfragewachstum in den letz-
ten Jahren überstieg. Zudem ist zu beach-
ten, dass für die Erreichung dieses Gleich-
gewichts die Mieten und Kaufpreise seit
2005 in der Größenordnung von 30 Pro-
zent gestiegen sind.
Hinter dem Gleichgewicht verbergen sich
allerdings drei bedeutende Ungleichge-
wichte: nach Region, nach Besitzform
und nach Preissegment. Regional betrach-
tet sind das Tessin, die Ostschweiz und die
Nordwestschweiz bestens mit Wohnraum
versorgt. Anhaltend angespannt ist die
Marktsituation in der Zentralschweiz und
insbesondere in der Region Zürich. In letz-
terer schreitet die Entspannung langsamer
voran als erwartet. Eine Entwicklung, die
aufgrund der ungebrochenen Attraktivität
anhalten dürfte.
Vor allem Mietwohnungsbau
In Bezug auf die Besitzform hat sich die
Wohnbautätigkeit in den letzten Jah-
ren stark in Richtung Mietwohnungsbau
verschoben. Dies blieb nicht ohne Aus-
wirkung. Insgesamt ist der Mietwoh-
nungsmarkt heute ausgeglichener als der
Wohneigentumsmarkt. Beispielsweise in
der Nordwestschweiz oder im Espace Mit-
telland ist die Nachfrage im Wohneigen-
tumsbereich noch immer sehr groß. Höhere
Einkommen der Mieterhaushalte machten
den Mietwohnungsbereich für Investoren
lange Zeit attraktiv, doch scheint der Zenit
in vielen Gebieten nun erreicht. In diesem
Kontext ist auch die Mieterquote etwas
angestiegen.
(mar/schi)
Weitere Infos finden Sie unter diesem Kurz-
Link:
Vertreter der Akteure im Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen, darunter auch Axel Ge-
daschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW (ganz rechts).
Foto: BMUB/Thomas Trutschel
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