WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 11/2017 - page 5

AUS DEN VERBÄNDEN
VERANSTALTUNGSHINWEIS
Wohnungsbau braucht handlungsfähige Kommunen
Hamburg/Kiel – Am 7. Mai 2017 wählen die Schleswig-Holsteiner ihren neuen Landtag. In keinem Parteiprogramm fehlt
die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum. Der Neubaubedarf ist da. Das Land rechnet allein bis 2020 mit gut 76.000
Wohnungen - darunter 20.000 für Menschen mit niedrigen Einkommen. Widerspruch ist nicht zu hören: Nicht von der
Wohnungswirtschaft, die ihre Investitionen schon seit einigen Jahren deutlich stärker in den Neubau lenkt. Nicht von
Kommunen, insbesondere denen mit wachsender Nachfrage. So weit, so gut. Doch die Kassen in den Kommunen sind
leer – mit Auswirkungen auf den Wohnungsneubau.
Die Norddeutsche Wohnungswirtschaft
und die örtlichen Kommunen appellier-
ten deshalb am 2. März 2017 gemeinsam
für mehr Handlungsfähigkeit der lokalen
Behörden, um den dringend benötigten
Wohnungsbau zu ermöglichen.
„Kommunen müssen finanziell wie perso-
nell in der Lage sein, bedarfsgerecht Bau-
land zu entwickeln, in Erschließung und in
Wohnfolgeinfrastrukturen zu investieren.
Nur dann können wir das Richtige an den
richtigen Stellen bauen. Im luftleeren Raum
planen, geht nicht. Wir brauchen den poli-
tischen Willen auf allen Ebenen, gutes
Wohnen für alle Einkommen erschwing-
lich zu halten. Es kann doch nicht sein,
dass Kommune A für bezahlbaren, gege-
benenfalls sozialen Wohnungsbau sorgt,
während Nachbarkommune B Einfamili-
enhausgebiete ausweist und Menschen
mit kleinen Einkommen schlicht auf Kom-
mune A verweist. Alle tragen Verantwor-
tung für bezahlbares Wohnen. Städte wie
Kiel, Flensburg oder auch Lübeck dürfen
nicht allein gelassen werden“, so
Andreas
Breitner
, Direktor des Verbands norddeut-
scher Wohnungsunternehmen (VNW).
Raimund Dankowski
, Vorsitzender des
VNW Landesverband Schleswig-Holstein
sagte: „Wer Wohnungen baut und im
Bestand hält, kommt an Qualität nicht vor-
bei. Die gesetzlichen Standards und die
Notwendigkeit, langfristig vermieten zu
können, sorgen dafür. In der Praxis müs-
sen wir aber mit weit höheren Forderungen
umgehen. Konkret heißt das mehr Klima-
schutz, mehr Barrierefreiheit, mehr Mitspra-
che bei der Gestaltung. Selbst Städte mit
gutem Nahverkehrsangebot verlangen im
Geschosswohnungsbau zwei PKW- und drei
Fahrradstellplätze pro Wohnung - auch für
Sozialwohnungen. Das geht zulasten der
Wohnfläche und erhöht die Kosten. Viele
haben noch nicht einmal so einen hohen
Stellplatzbedarf. Veränderte Mobilitätskon-
zepte werden ignoriert. Wir müssen also
dringend umdenken. Dafür brauchen wir
Menschen in den Verwaltungen, die sich
vorrangig mit Wohnungsbau beschäftigen.
Wohnungsbau muss Chefsache werden.“
Dr.
Ulf Kämpfer
, Oberbürgermeister der
Stadt Kiel forderte Unterstützung des Lan-
des: „Kiel wächst in hohem Tempo. In
wenigen Jahren gut 20.000 Wohnungen
mehr zu schaffen, ist ein ehrgeiziges Ziel.
Wir brauchen vielfältige, bunte, lebendige
Wohnquartiere und bezahlbaren Wohn-
raum für alle Menschen in unserer Stadt
– ganz gleich, wie hoch ihr Einkommen
ist. Um das zu realisieren, nehmen wir alle
Wohnquartiere in der Stadt in den Blick
und haben mit einem Wohnbauflächen-
atlas eine transparente Grundlage für die
Planung geschaffen. Die Landeshauptstadt
Kiel wird auch wieder selbst bauen, wenn
sich für ein Baufeld kein Investor findet. Der
erste Schritt ist gemacht, am Kieler Schus-
terkrug entsteht jetzt ein Mietshaus in städ-
tischer Regie. Damit wir diesen Weg wei-
ter beschreiten können, brauchen wir die
Unterstützung des Landes. Die Förderricht-
linien des Landes müssen uns mithilfe von
Zuschüssen ermöglichen, solchen Wohn-
raum zu schaffen und wirtschaftlich am
Markt zu halten. Die Stadt muss außerdem
die notwendige Infrastruktur in den Wohn-
quartieren schaffen oder erweitern. Auch
hierfür brauchen wir geeignete Förderinst-
rumente des Landes.“
Flensburgs Bürgermeister
Henning Brüg-
gemann
ergänzt: „Sozialer Wohnungsbau
kann nicht allein eine Aufgabe der Zent-
ren sein. Diese Aufgabe muss regional im
Stadt-Umland-Kontext gedacht werden.
Hier ist auch das Land gefragt, das diesbe-
züglich landesplanerische Vorgaben setzen
muss. Kritisch betrachte ich zudem, dass die
Zentren Schleswig-Holsteins finanziell sehr
unterdurchschnittlich ausgestattet sind. Dies
insbesondere im Vergleich zu anderen west-
deutschen Zentren. Die Landeszuweisungen
an die Kommunen müssen hier zukünftig
stärker den Aufgaben folgen.“
(fri/kön)
Weitere Stimmen zum Thema finden Sie hier:
wie weitere
Informationen zum vnw unter weitere
Informationen zum VNW auf
26. bis 28. April 2017, Berchtesgarden
36. Mietrechtstage des Evangelischen Bundesverbandes für Immobilienwesen
Der gesellschaftliche und politische Druck
auf die Immobilienwirtschaft ist hoch: Es
soll mehr bezahlbarer Wohnraum entste-
hen, insbesondere für Menschen mit gerin-
gem Einkommen in den Ballungsgebieten.
Zeitgleich schraubt die Bundesregierung
ihre Klimaschutzziele für den Gebäudebe-
reich weiter hoch. Vorgesehen ist, das Min-
derungsziel um weitere zehn Prozent bis
2050 zu erhöhen. In diesem Spannungsfeld
von wirtschaftlichen und sozialen Interessen
kann nur in den seltensten Fällen kosten-
neutral saniert werden. Bei Mietwohnungen
ist dies überhaupt nur im ausgewogenen
Miteinander der mietenden, vermietenden
und verwaltenden Parteien möglich.
Dies stellt die Praxis vor vielfältige Heraus-
forderungen, die auch aus dem Bereich
der Instandsetzung nur zu gut bekannt
sind. Angesichts der politisch gewoll-
ten Sanierungswelle soll das diesjährige
Fachgespräch des ESWiD Evangelischer
Bundesverband für Immobilienwesen in
Wissenschaft und Praxis e.V. die Rahmen-
bedingungen zur Umsetzung von Sanie-
rungs- und Instandsetzungsmaßnahmen
behandeln und Hilfestellungen für dring-
liche Fragen geben. Um „Bauliche Maß-
nahmen in der Mietwohnung“ meistern zu
können und mehr über die rechtliche Beur-
teilung zu erfahren, wurden renommierte
Expertinnen und Experten des Mietrechts
eingeladen.
Die Veranstaltung bietet neben den fachli-
chen Beiträgen wie immer die Möglichkeit,
sich mit den Vortragenden sowie engagier-
ten Kolleginnen und Kollegen aus dem
gesamten Bundesgebiet auszutauschen.
(bey/kön)
Weitere Informationen finden Sie unter
diesem Kurz-Link:
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