WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 21/2017 - page 2

BUNDESPOLITIK
EUROPAPOLITIK
STATISTIK
Zu wenig genehmigt – und noch weniger
gebaut: „Die Zahl der tatsächlich fertigge­
stellten Wohnungen ist noch geringer, als
die Genehmigungen auf den ersten Blick
vermuten lassen“, so Gedaschko. Beim Bau
kommt es durch eine Auflagenflut, viele
Streitigkeiten und Engpässe bei Handwerks­
betrieben häufig zu langen Verzögerungen.
Hinzu kommt, dass viele geplante Wohnun­
gen nicht zur Vermietung vorgesehen sind:
Insgesamt ein Viertel der im ersten Quartal
2017 genehmigten Einheiten in Wohnge­
bäuden waren Eigentumswohnungen. In
den Ballungsräumen mit Wohnungsknapp­
heit werden jedoch in erster Linie bezahl­
bare Mietwohnungen gebraucht.
Sozialen Wohnungsbau fördern
Insbesondere beim Sozialwohnungsbau
klafft eine große Lücke von 80.000 zusätz­
lich benötigten Einheiten pro Jahr. „Der
jahrelange Abwärtstrend beim sozialen
Wohnungsbau muss dringend gestoppt
werden“, forderte der GdW-Chef auch
angesichts der heutigen Beratung des
Antrags „Sozialer Wohnungsbau in
Deutschland – Entwicklung, Bestand, Per­
spektive“ der Fraktion DIE LINKE im Deut­
schen Bundestag. Das kann aber nur dann
sichergestellt werden, wenn die Verant­
wortung für den sozialen Wohnungsbau
nach dem Auslaufen der Bundesmittel für
die Wohnraumförderung Ende 2019 nicht
allein bei den Ländern liege.
„Für die große Herausforderung, bezahlba­
ren Wohnraum für alle Menschen zu schaf­
fen, brauchen wir auch über 2019 hinaus
ein starkes gemeinsames Engagement von
Bund und Ländern“, sagte Gedaschko.
Die Dynamik beim Wohnungsbau kommt
insbesondere wegen fehlendem bezahl­
barem Bauland, einer steigenden Aufla­
genflut und fehlenden Anreizen für den
Wohnungsbau nicht in Gang.
Neben mehr Bauflächen, die nach Konzept­
qualität vergeben werden, ist ein Stopp der
Preisspirale vor allem bei der Grunderwerb­
steuer notwendig und eine Erhöhung der
linearen Abschreibung für Abnutzung von
zwei auf mindestens drei Prozent sowie eine
gleichwertige Investitionszulage.
(schi)
Weitere Infos zu den Baugenehmigungszah-
len finden Sie unter diesem Kurz-Link:
den Antrag der Fraktion
DIE LINKE zum sozialen Wohnungsbau hier:
Fortsetzung von Seite 1
Städtische Agenda der Europäischen Union mit neuem Internetauftritt
Brüssel – Seit März 2017 ist die Städteagenda der Europäischen Union (EU) offiziell mit einem eigenen Bereich auf der
Webseite „Futurium“ der Europäischen Kommission vertreten. Die Städteagenda ist eine integrierte und koordinierte
Arbeitsweise Mitgliedstaaten, bei der sie sich mit der urbanen Dimension europäischer und nationaler Gesetzgebungen
und Politik auseinandersetzen. Sie soll die Lebensqualität in städtischen Gebieten verbessern, indem sie sich mit be-
stimmten prioritären Themen befasst, in dafür speziell gegründeten Partnerschaften.
Stakeholder und Interessierte können sich
auf der Online-Plattform einen Überblick
zu den Neuigkeiten, Veranstaltungen und
wichtigsten Informationen im Bereich
Städteagenda verschaffen. Es besteht die
Möglichkeit, mit Partnerschaften in einen
Dialog zu treten und sich über künftige
politische Linien im urbanen Kontext aus­
zutauschen. Außerdem werden die thema­
tischen Partnerschaften dort einzeln auf­
geführt und regelmäßig aktualisiert. Die
ersten vier Partnerschaften sind bereits vor
einem Jahr angelaufen. Darunter befindet
sich auch die Partnerschaft „Wohnungs­
wesen“ mit dem Ziel „Bezahlbares Woh­
nen von guter Qualität”. Diese wird von
der Stadt Wien und der Slowakei koordi­
niert. Der europäische Dachverband des
Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft
GdW, Housing Europe, ist unter anderem
dort als Stakeholder vertreten. Alle Infor­
mationen zu dieser Partnerschaft werden in
englischer Sprache bereits auf der Plattform
aufgeführt und informieren über Themen
wie Finanzierung, Beihilfen, Mietrecht et
cetera. Auch der erste Entwurf des Akti­
onsplans soll dort ab Juni 2017 zur Einsicht­
nahme verfügbar sein.
Darüber hinaus stellt die Europäische Kom­
mission im Rahmen der Urbanen Agenda
seit Oktober 2016 einen „One-Stop-Shop“
bereit. Dieser dient Städten als Anleitung
durch den Dschungel von EU-Gesetzge­
bungen und Finanzierungsinstrumenten.
(bue/kön)
Den neuen Internetauftritt finden Sie unter
Deutschland altert unterschiedlich
Bonn – Die Bevölkerung in Deutschland wird älter. Von der Jahrtausendwende bis 2015 ist das Durchschnittsalter um 3,3
Jahre gestiegen – von 40,6 auf 43,9 Jahre. Die regionalen Unterschiede sind groß. Das geht aus einer Auswertung des
Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor.
Während das Durchschnittsalter in den Uni­
versitätsstädten Freiburg und Heidelberg
39,8 beziehungsweise 39,9 Jahre beträgt,
liegt es in einigen ostdeutschen Landkrei­
sen und kreisfreien Städten etwa 10 Jahre
darüber, zum Beispiel in Suhl mit 49,1, im
Altenburger Land mit 49,4 und in Dessau
mit 49,5 Jahren. Dort liegt der Anteil der
über 64-Jährigen zudem bei knapp 30
Prozent. In Freiburg und Heidelberg sind
hingegen nur rund 16 Prozent älter als 64
Jahre.
Strukturschwache Gebiete altern
schneller
Weil viele strukturschwache Gebiete an
junger Bevölkerung verloren haben, altern
diese schneller. Die Kluft zwischen wach­
senden Groß- und Universitätsstädten und
den Gebieten jenseits der Ballungsräume
hat sich in den letzten Jahren vertieft.
Besonders stark macht sich die Alterung
der Bevölkerung in strukturschwachen
Gebieten abseits der Ballungsräume
bemerkbar.
Allein zwischen 2000 und 2015 haben
Landkreise wie Suhl, Oberspreewald-Lau­
sitz und Spree-Neiße rund jeden fünften
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