WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 40/2017 - page 2

gekommen auf dem Weg hin zu bezahlba-
ren Wohnungen, zu niedrigeren Baukos-
ten und zu altersgerechtem und energe-
tisch ertüchtigtem Wohnraum. Trotz dieser
Trendwende ist das Ziel noch nicht erreicht.
Doch die Erfahrung hat gezeigt: In enger
Kooperation können wir viele Herausforde-
rungen gemeinsam meistern. Diese Erfolgs-
geschichte sollten wir fortschreiben – in
Berlin genauso wie auf der EXPO Real.“
Dr.
Andreas Mattner
, Vorsitzender der
BID und Präsident des Zentralen Immobi-
lien Ausschusses (ZIA), richtete seinen Blick
auch auf ein Thema, das zunehmend ein
entscheidender Wettbewerbsfaktor ist und
mit dabei helfen kann, die anstehenden
Aufgaben zu bewältigen: „Nach der Bun-
destagswahl gilt es nun, die weiterhin ange-
spannten Immobilienmärkten in der neuen
Legislaturperiode in den Griff zu bekom-
men. Dabei sollten wir auch vielmehr als
bisher das Thema Digitalisierung in den
Fokus rücken. So sollten bei Baugenehmi-
gungsverfahren die digitalen Möglichkeiten
wie das Building Information Modeling voll
zur Anwendung kommen. Wir sollten künf-
tig bei der Planung, Entwicklung, Finan-
zierung und Vermietung von Immobilien
immer auch überlegen, wie wir bestimmte
Prozesse durch digitale Möglichkeiten opti-
mieren könnten. Das kommt der Branche
zugute, denn schließlich geht es um die
strategische Weiterentwicklung, um Wett-
bewerbsfähigkeit und um die Ausrichtung
der Immobilienwirtschaft auf die Zukunft.“
„Weitere Verschärfungen im Mietrecht
verträgt der Immobilienmarkt nicht”, sagte
Jürgen Michael Schick
, Präsident des
Immobilienverbandes IVD. „Wenn nach den
Plänen linksgerichteter Parteien zulässige
Mieterhöhungen nach Modernisierungen
begrenzt oder ganz abgeschafft werden
sollen, werden Eigentümer nur noch selten
in ihren Bestand investieren. Die Wohnun-
gen werden veralten und die energetischen
Ziele nicht erreicht. Die Überregulierung
hemmt im Übrigen auch den Neubau. Und
was die Mietpreisbremse betrifft: Das Land-
gericht Berlin hält sie für verfassungswid-
rig. Wir halten sie für politisch falsch. Sie
hat nicht für eine neue Wohnung gesorgt.
Ganz im Gegenteil: Sie ist eine Investitions-
bremse und gehört abgeschafft.“
Stärkung ländlicher Räume
Axel Gedaschko
, Präsident des GdW Bun-
desverband deutscher Wohnungs- und
Immobilienunternehmen, betonte darüber
hinaus auch die Stärkung der ländlichen
Räume: „Die angesagten Großstädte mit
Wohnraummangel bestimmen in Deutsch-
land die Diskussion um das Thema Woh-
nen. In Wahrheit bevorzugt mit 45 Prozent
aber ein Großteil unserer Bevölkerung das
Wohnen in einer ländlichen Gemeinde. Nur
jeder Dritte lebt lieber in einer Klein- oder
Mittelstadt und nur jeder Fünfte in einer
Großstadt. Deshalb ist es eine zentrale Auf-
gabe, die Attraktivität in den ländlichen
Regionen zu fördern. Neben der Siche-
rung der Infrastruktur ist auch die Erreich-
barkeit ein wichtiger Standortfaktor für
strukturschwache Regionen. Zudem sind
leistungsfähige Internetverbindungen von
enormer Bedeutung. Dafür brauchen wir
wieder eine koordinierte und aktive Raum-
ordnungspolitik bundesweit. Nur so kann
eine demografische Spaltung Deutsch-
lands in ‚junge wachsende Großstädte‘
und ‚alternde ländliche Regionen‘ verhin-
dert werden.“
Neue Ansätze bei Bauland-Auswei-
sung nötig
„Der Wohnraummangel in den Metropo-
len ist in der Mitte der Gesellschaft ange-
kommen“, so
Andreas Ibel
, Präsident
des Bundesverbandes Freier Immobilien-
und Wohnungsunternehmen (BFW). „Das
zeigen sowohl die sinkenden Baugeneh-
migungszahlen des ersten Halbjahres als
auch die immer länger werdenden Schlan-
gen von Wohnraumsuchenden bei Woh-
nungsbesichtigungen. Für mehr bezahlba-
ren Neubau ist die Ausweisung von mehr
und preisgünstigerem Bauland unabding-
bare Voraussetzung. Die Bundesregierung
kann es sich angesichts des zunehmenden
Wohnraummangels nicht erlauben, ein-
zelne Investorengruppen auf dem Markt
zu benachteiligen. Wir brauchen hier drin-
gend neue Ansätze!“
Maßnahmen zur Erhöhung der Eigen-
tumsquote
„Die aktuell niedrigen Zinsen bieten eigent-
lich das perfekte Umfeld, um den Sprung ins
Eigentum zu wagen“, meinte
Wolfgang
D. Heckeler
, Präsident des Dachverban-
des Deutscher Immobilienverwalter (DDIV).
„Die Eigentumsquote – insbesondere bei
jüngeren Generationen – entwickelt sich
zurzeit aber eher in die entgegengesetzte
Richtung. Dabei ist Wohneigentum vor
allem für Schwellenhaushalte eine Absiche-
rung fürs Alter. Doch die niedrigen Zinsen
führen auch dazu, dass sich das Eigenkapi-
tal langsamer aufbaut. Gleichzeitig sind die
nicht finanzierbaren Erwerbsnebenkosten
wie zum Beispiel die Grunderwerbsteuer in
den vergangenen Jahren in vielen Bundes-
ländern sehr stark gestiegen. Um jungen
Familien Wohneigentum zu ermöglichen,
Vermögensaufbau zu betreiben und damit
die private Altersvorsorge aufzustocken,
müssen Bund und Länder gemeinsam die
richtigen Maßnahmen ergreifen.“
(hen/schi)
Weitere Infos zur Bundesarbeitsgemeinschaft
Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) finden
Sie unter
EXPO REAL 2017 – SONDERAUSGABE
Fortsetzung von Seite 1
Ein eigenes Ministerium für Bauen und Wohnen – Land in Sicht?
München – Bekommt Deutschland in dieser Legislaturperiode ein eigenständiges Bauministerium? Und steht damit die
Trennung der Bereiche Umwelt und Bauen auf Bundesebene bevor? Über mögliche Antworten, das kritische Thema
Baulandmangel und die anstehenden Koalitionsverhandlungen diskutierten unter der Moderation von Dr. Hans-Micha-
el Brey, Geschäftsführender Vorstand der BBA Akademie der Immobilienwirtschaft, am 4. Oktober 2017 renommierte
Immobilienjournalisten großer Tageszeitungen und Fachzeitschriften am Stand der BID auf der Expo Real.
Bauen und Wohnen haben eine überge-
ordnete gesellschaftliche Bedeutung – und
dennoch haben die Themen im diesjähri-
gen Wahlkampf nur eine geringe Rolle
gespielt. Darauf wies
Andreas Remien
von der Süddeutschen Zeitung gleich am
Anfang der Runde hin und unterstrich,
dass die wohnungs- und immobilienwirt-
schaftlichen Positionen der Parteien in den
Wahlprogrammen recht weit auseinander
lägen. Eine Einigung im Hinblick auf eine
Jamaika-Koalition könne insbesondere zwi-
schen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP
schwierig werden, denn während die Grü-
nen auch beim Wohnen naturgemäß einen
Schwerpunkt auf umweltpolitische Regulie-
rung legen, setzen die Liberalen eindeutig
auf marktwirtschaftliche Anreize. Spannend
sei in den kommenden Wochen insbeson-
dere die Frage, ob sich das Ressort Bauen
weiterhin ein Ministerium mit dem Umwelt-
bereich teilen muss, warf
Michael Psotta
von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
ein. Es werde vor allem lange dauern, bis bei
den anstehenden Koalitionsverhandlungen
mit Ergebnissen zu rechnen sei, so
Michael
Fabricius
von Welt/N24. Die Wahrschein-
lichkeit eines tatsächlichen Jamaika-Bünd-
nisses liege seiner Meinung nach bei nur 50
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