WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 5/2017 - page 4

„Wir sind Kulturerbe und stärken die sächsische Wirtschaft“ –
Sächsische Wohnungsgenossenschaften ziehen positives Jahresresümee
Dresden – Das Jahr 2016 war für die 214 im Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) organisierten
Wohnungsgenossenschaften ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Nach vorläufigen Schätzungen wurden insgesamt fast 400
Millionen Euro in den Neubau sowie die Modernisierung investiert. „Abgesehen von den Sondereffekten nach der Wie-
dervereinigung wurden damit die höchsten Investitionen seit der Wiedervereinigung erreicht, welche die sächsische
Wirtschaft stärken“, so Dr. Axel Viehweger, Vorstand des VSWG, am 18. Januar 2017 in Dresden.
PUBLIKATION
Durch die gesteigerten energetischen
Anforderungen der Energieeinsparverord-
nung 2016 (EnEV), die wiederum die Bau-
kosten um rund 10 Prozent verteuerten,
war der Neubau gegenüber dem Rekord-
neubaujahr 2015 mit voraussichtlich circa
300 bis 400 Wohneinheiten leicht rückgän-
gig. Die fertig gestellten Neubauprojekte
befinden sich im Raum Dresden sowie Leip-
zig, in Zwickau, aber auch im ländlichen
Raum mit Wilthen und Großenhain.
Dem gegenüber wurden nach ersten Hoch-
rechnungen circa 400 bis 600 Wohneinhei-
ten vom Markt genommen. Hier konzent-
rierte sich der Abriss auf Chemnitz, Leipzig,
Bautzen, Aue, Görlitz, Delitzsch, Riesa, Rei-
chenbach, Oelsnitz, Zwickau, Borna und
Neuhausen. „Für das Jahr 2017 geht der
Neubau als Schwerpunkt in den drei Bal-
lungszentren Dresden, Chemnitz und Leip-
zig weiter. Neu gebaut wird aber auch in
Döbeln und Freital“, erläuterte Sven Wink-
ler, Referent für Betriebswirtschaft des
VSWG.
Zur Beantwortung der Frage „Was ist
bezahlbares Wohnen?“ untersuchte der
VSWG in 2016 18 unterschiedliche Fall-
gruppen, um ausgehend vom Haushalts-
einkommen die individuelle, maximal
finanzierbare Miete ermitteln zu können.
Das Ergebnis zeigte, dass für einen Großteil
der Bevölkerung eine Nettokaltmiete von
6,50 Euro pro Quadratmeter die absolute
Obergrenze darstellt. Diese Schwelle bietet
unter Anwendung von Zuschüssen noch
die Möglichkeit, umfassende Modernisie-
rungen voranzubringen und bietet gleich-
zeitig einem großen Teil der Bevölkerung in
Sachsen den Zugang zu bedarfsgerechten
Wohnungen. Für Neubauvorhaben sollte
der Wert von 8,50 Euro pro Quadratme-
ter als „bezahlbar“ angesehen werden,
auch wenn zu diesem Niveau nur eine ver-
gleichsweise kleine Gruppe in der Lage ist,
einen Neubau zu beziehen. „Nach ersten
Schätzungen beläuft sich die durchschnitt-
liche Nutzungsgebühr (Kaltmiete) bei den
sächsischen Wohnungsgenossenschaften
in 2016 zwischen 4,72 Euro pro Quadrat-
meter und 4,80 Euro pro Quadratmeter“,
so Sven Winkler.
Der soziale Hausmeister
Das Konzept des „Sozialen Kümmerers“
wurde erstmalig von der Chemnitzer Sied-
lungsgemeinschaft und der SFZ Förder-
zentrum gGmbH unter der Stellenbezeich-
nung „Sozialer Hausmeister“ 2015 ins
Leben gerufen. Mit Unterstützung durch
das Sächsische Ministerium für Soziales
und Verbraucherschutz wurde in 2016
eine Pilotförderung im Rahmen der Richtli-
nie Förderung der Sozialen Arbeit gewährt,
um weitere „Soziale Kümmerer“ in ver-
schiedenen Wohnungsgenossenschaften
zu etablieren. So wurden vom 1. Juni bis
31. Dezember 2016 neun „Soziale Küm-
merer“ in sechs sächsischen Wohnungsge-
nossenschaften in den Städten Chemnitz,
Dresden, Döbeln, Schneeberg, Werdau
und Zwickau mit insgesamt 135.000 Euro
gefördert. Der „Soziale Kümmerer“ stellt
eine niedrigschwellige Vertrauensperson
dar, die den Bewohnern als Ansprechpart-
ner zur Verfügung steht und bei Bedarf
Hilfe- und Handlungsketten initiiert. Nach
ersten Informationen wird diese Förderung
auch 2017 fortgesetzt.
Wir sind Kulturerbe!
Das Internationale Komitee für die Erhal-
tung des Immateriellen Kulturerbes der
UNESCO gab am 30. November 2016
bekannt, dass die „Genossenschaftsidee“
zum Immateriellen Kulturerbe der Mensch-
heit gehört. „Voller Freude erhielten wir die
Information der Entscheidung aus Addis
Abeba und sehen die Anerkennung als
Bestätigung für das, was wir schon immer
gewusst haben – die Genossenschaftsidee
ist weltweit bewährt und beweist eine
ungebrochene Kraft. Ein sichtbarer Beweis
sind die über 900.000 Genossenschaften in
mehr als 100 Ländern mit über 800 Millio-
nen Mitgliedern“, betonte Dr. Axel Viehwe-
ger, Vorstandsvorsitzender der Deutschen
Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft
und Vorstand des VSWG.
(jak/kön/schi)
Weitere Infos finden Sie unter
AUS DEN VERBÄNDEN
Börsennotierte Wohnungsunternehmen:
Gutachten zeichnet differenziertes Bild
Berlin – In einer neuen Studie hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) börsennotierte Woh-
nungsunternehmen untersucht. Sie seien erst seit wenigen Jahren eine relevante Anbietergruppe in Deutschland, so die
Gutachter. Ihr großer Bedeutungsgewinn ergebe sich aus den Börsengängen großer Wohnungsunternehmen und weite-
ren Übernahmen von Mietwohnungsportfolios in der jüngsten Vergangenheit.
Forscher des Instituts für Transformation,
Wohnen und Soziale Raumentwicklung
(TRAWOS) der Hochschule Zittau/Görlitz
analysierten im Auftrag des BBSR die Ent-
stehung und Entwicklung börsennotierter
Wohnungsunternehmen, ihre Besonder-
heiten, Geschäftsmodelle und Strategien
sowie Auswirkungen auf Bestände und
Mieter. Die Analyse zeichnet ein differen-
ziertes Bild der börsennotierten Unter-
nehmen. Sie setzen demnach eine breite
Palette an Instrumenten ein, um Erlöse,
Geschäftsprozesse, Investitionen und Port-
foliostrategien zu optimieren.
Insgesamt sind die Einschätzungen zum
Verhalten der börsennotierten Wohnungs-
unternehmen vorläufiger Natur. Das liegt
an ihren unterschiedlichen Vorgehenswei-
sen, ihrer bisher äußerst dynamischen Ent-
wicklung und den entsprechend kurzen
Beobachtungszeiträumen.
(schl/schi)
Die Studie ist als BBSR-Online-Publikation
Nr. 01/2017 erschienen und ist unter
diesem Kurz-Link abrufbar:
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