WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 42/2017 - page 4

BUNDESPOLITIK
Neue Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung verweist auf
politisches Kalkül der Gemeinden bei Besteuerung von Immobilieneigentum
Mannheim – Die Hebesätze der Grundsteuer B, die Gemeinden in Deutschland auf Immobilieneigentum erheben, wei-
chen regional zum Teil extrem voneinander ab. Gemeinden, in denen überwiegend Wohneigentümer leben, besteuern
Immobilieneigentum bei sonst vergleichbaren Bedingungen in geringerem Ausmaß als Gemeinden, in denen die Men-
schen überwiegend zur Miete wohnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie des Zentrums für Europäi-
sche Wirtschaftsforschung (ZEW) mit der Universität St. Gallen.
Die Autoren der Studie haben für ihre
Untersuchung sowohl auf Daten der
Gebäude- und Wohnungszählung des
Zensus 2011 zurückgegriffen als auch das
Steuersetzungsverhalten von 8.036 west-
deutschen Gemeinden analysiert. Dabei
wurden die örtliche fiskalische Situation,
sozioökonomische Aspekte sowie die poli-
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Ettersburger Gesprächsrunde formuliert drei Thesen zur Verbesserung der
baulichen Qualität von Lebensräumen
Weimar – Am 21. und 22. September 2017 trafen sich 100 Entscheider aus Politik, Bau- und Immobilienbranche auf
Schloss Ettersburg. Diskutiert wurde das Thema „die neuen Infrastukturen bauen, Verkehr, Quartier, Kultur“ anhand von
aktuellen Praxisbeispielen wie der Elbphilharmonie Hamburg oder der Düsseldorfer U-Bahnstrecke Wehrhahn-Linie.
„Bei der Sanierung und Entwicklung von
Infrastrukturen können entscheidende
Ankerpunkte gesetzt werden, durch gute
Planung und Gestaltung die Lebensqualität
aller maßgeblich zu verbessern“, sagte Rei-
ner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bun-
desstiftung Baukultur. „Verkehr, Quartier
und Kultur müssen dabei als konditionie-
rende Standortfaktoren zusammengedacht
werden.“ Baustaatssekretär Gunther Adler
forderte „mehr Planungsqualität, mehr
Wettbewerb und mehr Beteiligung“.
Kommunale Projektleiter, Architekten und
Ingenieure beleuchteten aus unterschiedli-
chen Blickwinkeln die Herausforderungen
umfassender Bauvorhaben. Die Prozess-
qualität sei entscheidend für das Gelingen
komplexer Infrastrukturprojekte. Bereits in
der Vorbereitungsphase, der sogenann-
ten Phase Null, sollten alle Beteiligten mit
einbezogen werden, um partnerschaft-
lich zum Ziel zu gelangen. Allgemeingül-
tige Lösungen gebe es nicht: Jedes Projekt
erfordere ein Aushandeln der Beteiligten
und den unbedingten Willen der am Bau
Beteiligten zum Bauwerk, um lösungsori-
entiert und zielgerichtet zu agieren.
Strategiepapier 2017
Zum Abschluss des Ettersburger Gesprächs
verabschiedete der interdisziplinäre Kreis ein-
vernehmlich ein Strategiepapier. Darin appel-
lieren die 100 Bauschaffenden an die Verant-
wortlichen aus Politik und Gesellschaft, die
bauliche Qualität der Lebensräume zu opti-
mieren und formuliert hierzu drei Thesen.
Zum einen muss Verkehr integriert geplant,
gebaut und unterhalten werden. Hier erzie-
len ganzheitliche, partnerschaftliche und
digitalisierte Planungsprozesse im Ergeb-
nis funktional, gestalterisch und technisch
bessere Lösungen.
Zum anderen können Quartiere durch
Mischung städtebaulich gestaltet werden.
Erneuerung und Ausbau von Quartiersinf-
rastruktur muss als aktive Gestaltungsauf-
gabe begriffen werden. Die Entwicklung und
dauerhafte Nutzung lebenswerter Quartiere
gelingt durch integriertes Planen, Bauen und
Betreiben. Darüber hinaus Kultur als Impuls
für Stadtentwicklung und Baukultur nutzen.
Weitsichtige Investitionen in Kultur- und Bil-
dungsstandorte stärken den Zusammenhalt
und die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft
und fungieren so als maßstabsbildender Trä-
ger von Baukultur.
(cle/koch)
Das Strategiepapier „Ettersburger Gespräch
2017“ zum Download finden Sie:
Auf Schloss Ettersburg trafen sich Vertreter aus der Politik, Bau- und Immobilienbranche, um Möglichkeiten und Wege zur Verbesserung der baulichen
Qualität von Lebensräumen zu diskutieren.
Foto: Axel Clemens für die Bundesstiftung Baukultur.
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