WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 31/2017 - page 2

BUNDESPOLITIK
Dies insbesondere, weil jeder gesetzliche
Standard in Deutschland keine Förderung
erhält“, erklärte Gedaschko. Ein Vergleich
zeigt, dass selbst ein Gebäude nach den
Vorgaben der Energieeinsparverordnung
(EnEV) 2009 im Vergleich zu einem Effizi-
enzhaus-55 trotz etwas höherer Energieko-
sten auch nach 20 Jahren noch geringere
Wohnkosten aufweist.
Eingesparte Energie: sechs Reisen
zum Mars und zurück
„Die Wohnungswirtschaft wird ihrer Vorrei-
terrolle beim Erreichen der Klimaschutzziele
weiterhin gerecht: Der Energieverbrauch
der GdW-Unternehmen ist in den letzten
beiden Jahren um insgesamt drei Prozent
gesunken. Er liegt deutlich unter dem Bun-
desdurchschnitt aller Wohnungen“, erklärte
Axel Gedaschko. Der mittlere, temperatur-
bereinigte Energieverbrauch für Raum-
wärme und Warmwasser der GdW-Woh-
nungen beträgt 130 Kilowattstunden pro
Quadratmeter Wohnfläche und Jahr, wie die
Analyse der abgerechneten Energieverbräu-
che für 2015 ergeben hat. Bundesweit war
dieser Wert 2015 rund 20 Prozent höher
als bei den Wohnungen der vom GdW ver-
tretenen Unternehmen. Dazu kommt, dass
die vermieteten Wohnungen im GdW eine
durchschnittliche Wohnfläche von nur 61
Quadratmeter aufweisen, während die
mittlere Wohnfläche aller Wohnungen in
Deutschland 88 Quadratmeter beträgt.
Mit der von den GdW-Unternehmen in
den letzten beiden Jahren eingesparten
Energie, umgerechnet in Heizöl bezie-
hungsweise Diesel, könnte man mit einem
Fünf-Liter-Auto insgesamt 2,93 Milliarden
Kilometer zurücklegen. Dies bedeutet, man
könnte sechs mal zum Mars und wieder
zurück fahren. Je nach Fahrweise und Pla-
netenkonstellation würde dann beim sieb-
ten Mal auf der Hin- oder Rücktour der Die-
sel ausgehen.
Stadtumbau: Leer­
standsquote im
Osten kaum noch
rückläufig
Die Leerstandsquote in
den ostdeutschen Län-
dern ist von 2015 auf
2016 um 0,2 Prozent-
punkte auf 8,3 Pro-
zent durch Sonderef-
fekte leicht gesunken.
Die Ursache dafür ist
die Zuwanderung aus
den EU-Ländern und
Fluchtbewegungen aus
Kriegsgebieten. Dennoch: Der Wohnungs-
knappheit in den Metropolräumen und
Universitätsstädten stehen weiterhin die
schrumpfenden Regionen mit ihren beson-
deren Herausforderungen gegenüber. Bei
den GdW-Unternehmen in den ostdeut-
schen Bundesländern (ohne Berlin) standen
Ende 2016 149.412 Wohnungen leer.
Für 2017 erwartet der GdW einen margina-
len Rückgang der Leerstandsquote in den
neuen Ländern von 8,3 Prozent auf 8,2 Pro-
zent. Deutschland erlebt eine demografi-
sche Spaltung. Während zahlreiche Groß-
städte rasant wachsen und Wohnungen
dort immer rarer und teurer werden, verlie-
ren viele ländliche Regionen – in Ost-, aber
auch in Westdeutschland – ungebremst
Einwohner und werden immer unattrakti-
ver. Eindeutige Gewinner der Binnenwan-
derung sind lediglich 30 kreisfreie Groß-
städte, die sogenannten Schwarmstädte.
Dort hat sich die Zahl der jungen Einwoh-
ner aus den Geburtsjahrgängen 1973 bis
1993 in nur fünf Jahren, nämlich zwischen
2008 und 2013, mehr als verdoppelt. Um
Schrumpfung und Attraktivitätsverlust in
ländlichen Regionen aufzuhalten und die
Lebensqualität dort langfristig zu sichern,
ist eine Reihe von Maßnahmen notwendig.
Der GdW hat dazu einen 10-Punkte-Plan
veröffentlicht.
Sachsen-Anhalt mit höchster, Ham­
burg mit niedrigster Leerstandsquote
Sachsen-Anhalt weist – bezogen auf die
Bestände der GdW-Wohnungsunterneh-
men – mit 10,3 Prozent bundesweit die
höchste Leerstandsquote auf. Gegenüber
dem Vorjahr ist sie um ein Prozent gesun-
ken. Damit ist Sachsen-Anhalt das einzige
noch zweistellige Bundesland in diesem
Bereich. Sachsen liegt mit einem Leerstand
von knapp über 8,6 Prozent nun deutlich
dahinter. Die niedrigste Quote in den neuen
Bundesländern hat – abgesehen vom Stadt-
staat Berlin – Mecklenburg-Vorpommern
mit 5,9 Prozent. In den westdeutschen Län-
dern hat das Saarland mit einer Leerstands-
quote von 4,5 Prozent den höchsten Wert
vorzuweisen. Darauf folgen Rheinland-Pfalz
mit stabilen 2,7 Prozent und Nordrhein-
Westfalen mit nur noch 2,2 Prozent. Der
Stadtstaat Hamburg hat mit 0,9 Prozent die
niedrigste Leerstandsquote aller Bundeslän-
der. Mit 1,5 beziehungsweise 1,6 Prozent
verfügen Niedersachsen und Hessen über
die niedrigsten Leerstandsquoten westdeut-
scher Flächenländer.
(burk/kön)
Die ausführliche Jahresbilanz des GdW
finden Sie unter diesem Kurz-Link:
Den Mitschnitt der Live-Übertragung gibt es hier
in voller Länge:
Fortsetzung von Seite 1
Leer stehende Wohnungen bei den GdW-Unternehmen in Ost und
West (in Prozent des bewirtschafteten Bestandes)
Quelle: GdW-Jahresstatistik 2016
Chancen der Polyzentralität
Berlin – Es braucht Maßnahmen in Deutschland, mit denen die Lebensqualität kleinerer und mittlerer Städte im
ländlichen Raum gesichert werden kann. Das ist die Hauptaussage eines vom Spitzenverband der Wohnungswirt­
schaft GdW und der Bundesstiftung Baukultur gemeinsam veröffentlichten Positionspapiers. „Es gilt, Orte mit
Strahlkraft als Standortalternative zu stärken“, so äußerten sich GdW-Präsident Axel Gedaschko und Reiner Nagel,
Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, übereinstimmend.
Deutschland droht die demografische
Spaltung. Während zahlreiche Großstädte
rasant wachsen und Wohnungen dort
immer rarer und teurer werden, verlieren
viele Klein- und Mittelstädte immer noch
Einwohner und haben mit Wertverlusten
und Leerständen zu kämpfen. Dennoch
gibt es viele stabile Mittelstädte, die trotz
Schrumpfung ein Potential durch ihre
Bedeutung für das Umland in sich bergen.
Auf die spezifische baukulturelle Förde-
rung diese Ankerstädte müsse besonders
geachtet werden, heißt es in dem Positi-
onspapier.
(kön)
Das gemeinsame Positionspapier
finden Sie unter diesem Kurz-Link:
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