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EUROPAPOLITIK
Globale Koalition der Städte im Kampf gegen den Klimawandel
Brüssel – Die beiden weltweit wichtigsten von Städten initiierten Klimaschutz- und Energieinitiativen, der EU-Bürger-
meisterkonvent und der „Compact of Mayors“, haben am 22. Juni 2016 die Gründung einer neuen globalen Initiative von
Städten und Kommunalverwaltungen zur Bekämpfung des Klimawandels bekannt gegeben. Damit werden die Verpflich-
tungen von über 7.100 Städten in 119 Ländern und auf sechs Kontinenten zusammengefasst, die über 600 Millionen Ein-
wohner und damit über acht Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren.
Die neue Initiative bietet eine gemeinsame
Plattform für die relevanten Daten über
Maßnahmen der Städte im Bereich Energie
und Klima, die derzeit noch an die Platt-
formen des EU-Konvents und des „Com-
pact of Mayors“ übermittelt werden (CDP
Cities und carbonn Climate Registry). Über
die neue Website des globalen Bürgermeis-
terkonvents, die ab Januar 2017 zur Verfü-
gung stehen soll, wird es dann möglich sein,
die Erfolge der Städte öffentlich zugäng-
lich zu machen und weltweit miteinander
zu vergleichen. Beide Initiativen haben die
beteiligten Kommunalverwaltungen ermu-
tigt, ehrgeizige Klimaziele festzulegen, ehr-
geizige Maßnahmen zur Erreichung dieser
Ziele zu treffen und ihre Erfolge öffentlich
und transparent zu messen.
Der neue globale Bürgermeisterkonvent für
Klima und Energie wird als weltweit größter
Zusammenschluss von Bürgermeistern frei-
willige Maßnahmen zur Bekämpfung des
Klimawandels und den Übergang zu einer
Wirtschaft mit geringen CO
2
-Emissionen
propagieren und unterstützen. Der Bürger-
meisterkonvent wurde im Jahr 2008 nach
der Annahme des EU-Klima- und Energie-
pakets 2020 ins Leben gerufen. Durch die
Koordinierung der Anstrengungen von
über 6800 Städten in 58 Ländern ermög-
licht der globale Bürgermeisterkonvent für
Klima und Energie eine bessere Zusam-
menarbeit zwischen Städten auf der gan-
zen Welt. Die Aktionspläne des Konvents
erreichen ein Investitionsvolumen von über
110 Milliarden Euro. Der EU-Bürgermeister-
konvent wird von der Europäischen Kom-
mission finanziert und derzeit von mehre-
ren Organisationen gemeinsam verwaltet:
vom Rat der Gemeinden und Regionen
Europas (Council of European Municipali-
ties and Regions – CEMR), von der Climate
Alliance, Energy Cities, Eurocities und vom
Europäischen Verband der Agenturen und
Regionen für Energie und Umwelt.
Der „Compact of Mayors“ ist eine globale
Koalition von Bürgermeistern und Vertre-
tern von Städten, die sich zur Verringerung
der Treibhausgasemissionen auf lokaler
Ebene, zur Stärkung der Widerstandsfähig-
keit gegen Klimaänderungen und zu einer
transparenten Darstellung ihrer Erfolge ver-
pflichtet haben. Der „Compact of Mayors“
wurde im September 2014 durch den UN-
Generalsekretär Ban Ki-moon, den UN-Son-
dergesandten für Städte und Klimawandel,
Michael R. Bloomberg, und Bürgermeister
der globalen Städtenetzwerke C40 Cities
Climate Leadership Group (C40), ICLEI –
Local Governments for Sustainability (ICLEI)
und United Cities and Local Governments
(UCLG) gegründet. Er wird ferner unter-
stützt durch UN-Habitat, die zentrale Orga-
nisation der UN für Siedlungsfragen.
Diese globale Initiative lokaler politischer
Entscheidungsträger kann einen starken
Einfluss auf die Ausgestaltung künftiger
Klimapolitik nehmen. In Deutschland betei-
ligen sich derzeit folgende sechs Städte an
der Initiative: Berlin, Freiburg, Heidelberg,
Magdeburg, Mannheim und Nürnberg. Es
wird empfohlen, die klimapolitischen Emp-
fehlungen der deutschen Partnerstädte des
„Compact of Mayors“ mit Blick auf woh-
nungswirtschaftliche Interessen zu prüfen.
(öne/schi)
Weitere Infos finden Sie unter
d
EU-Digitalkommissar Günther Oettinger bei einer
Veranstaltung des Konvents der Bürgermeister
Materialpass für Gebäude:
EU-Projekt erforscht kreislaufgerechte Lösungen für den Immobiliensektor
Brüssel – 16 internationale Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben sich in einem EU-Forschungsprojekt zu-
sammengeschlossen, um unter anderem einen Materialpass für Gebäude zu entwickeln und zu erproben. Mit dem soge-
nannten BAMB-Projekt (Buildings As Material Banks – Gebäude als Materialbanken) soll ein Systemwechsel im Gebäude-
bereich bewirkt werden, indem nachhaltige, kreislaufgerechte Lösungen geschaffen werden.
Das Projektbündnis sieht einen Bedarf für
eine Bewegung des Immobiliensektors hin
zur Kreislaufwirtschaft, um den Umweltein-
fluss von Baumaterialien sowie Engpässe
an natürlichen Ressourcen zu beschrän-
ken. Durch Design und kreisförmige Wert-
schöpfungsketten könnten Materialien
ihren Wert erhalten. Der Sektor würde
weniger Abfälle erzeugen und geringere
Mengen an neuen Rohstoffen benötigen.
So könnten Gebäude zu „Materialbanken
oder -speichern“ umfunktioniert werden.
Das BAMB-Projekt wurde 2015 gestartet
und soll drei Jahre durch das EU-Förder-
programm für Forschung und Innovation
„Horizont 2020“ finanziert werden. Das
Forschungsprojekt ist in zwei Teile geglie-
dert: Zum einen sieht es den Aufbau einer
BIM-fähigen Systematik (Building-Informa-
tion-Modeling – Gebäudeinformationsmo-
dell) und einer Datenbank für den elekt-
ronischen Materialpass vor. Zum anderen
sollen Baukonstruktionen mit wiederver-
wertbaren Materialien entwickelt werden.
In den Materialpässen werden alle ver-
bauten Stoffe elektronisch dokumentiert,
so dass sie später in BIM-Systeme integ-
rierbar sind. Dabei wird festgehalten, ob
diese frei von Schadstoffen sind und ob sie
sich nachnutzen oder stofflich recyceln las-
sen. Im Rahmen des BAMB-Projekts wird
an der Entwicklung und Umsetzung von
folgenden Werkzeugen gearbeitet: Mate-
rialpässe, reversibles Gebäudedesign, neue
Wirtschaftsmodelle, Politikansätze und
Normungsvorschläge, Management und
Entscheidungsprozesse sowie Studien und
Pilotprojekte.
(öne/schi)
Weitere Infos finden Sie unter diesem Kurz-
Link:
sowie in englischer
Sprache unter
Foto: European Union 2015 - EC, Photo Jacque-
mart Jennifer
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