WOHNUNGSPOLITISCHE_INFORMATIONEN 51/52/2016/2017 - page 3

BUNDESPOLITIK
EUROPAPOLITIK
Mietrecht und energetische Sanierung im europäischen Vergleich –
Neue Studie untersucht 14 Länder
Berlin – Die EU hat sich ambitionierte energiepolitische Ziele gesetzt. Bei der Umsetzung im Gebäudebereich spielen
Mietwohnungen und das jeweilige nationale Mietrecht eine wichtige Rolle. Doch welche Faktoren machen die energe-
tische Sanierung von Wohnungen erfolgreich? Um diese Frage zu beantworten, vergleicht eine Studie des Bundesinsti-
tuts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Auftrag des Bundesbauministeriums (BMUB) 13 EU-Länder sowie die
Schweiz miteinander.
Für jedes dieser Länder charakterisier-
ten internationale Experten die nationa-
len Wohnungssysteme, die Märkte für
Mietwohnungen und die dazugehörigen
Akteure. Zugleich sammelten die Forscher
Zahlen und Informationen zu den verschie-
denen Gebäudearten, der rechtlichen und
praktischen Ausprägung des Mietrechts,
der jeweiligen Wohnungspolitik und der
Energieeffizienz.
Auf dieser Grundlage ließen sich die unter-
schiedlichen Rahmenbedingungen, Umset-
zungsstrategien und Fördermechanismen
für energetische Sanierungen von Miet-
wohnungen analysieren.
Der Vergleich der Länderprofile zeigt: Die
Mietverträge sind in den meisten Ländern
unbefristet, die Miethöhe können Eigentü-
mer überwiegend frei festlegen. Das Recht
des Vermieters, die Miete nach energeti-
schen Maßnahmen zu erhöhen, ist inhalt-
lich wiederum sehr unterschiedlich gere-
gelt.
Der Studie zufolge machen vor allem drei
Faktoren die energetische Sanierung von
Wohnungen erfolgreich. Wichtig sind dif-
ferenzierte Mietwohnungsmärkte mit star-
ken Verbänden und einem hohen Anteil
nicht gewinnorientierter Vermieter. Gleich-
zeitig spielen effektive rechtliche Regelun-
gen eine wesentliche Rolle, mit denen sich
energetische Sanierungskosten umlegen
lassen. „Finanzielle Anreize für die energe-
tische Sanierung von Mietwohnungen wer-
den besonders dann relevant, wenn sich
energetische Investitionen über die Miet-
erträge nicht finanzieren lassen“, sagte
BBSR-Experte Rolf Müller, der die Studie
geleitet hat. „Die meisten untersuchten
Länder erleichtern energetische Gebäu-
desanierungen, indem sie Darlehen fördern
und Zuschüsse sowie steuerliche Anreize
geben.“
(schl/schi)
Weitere Infos sowie die Studie finden Sie
unter diesem Kurz-Link:
Bauliches Erbe der Städte ist Grundstein der europäischen Identität –
Bauministerium veranstaltet Kongress zur europäischen Stadtentwicklung
Berlin – Mit einem internationalen Kongress zum Thema „Die Europäische Stadt und ihr Erbe“ hat das Bundesbauministe-
rium Chancen und Möglichkeiten baulicher Zeitschichten für eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung in den Fokus ge-
rückt. Mehr als 600 Akteure aus Stadtplanung, Architektur, Denkmalpflege, Kultur, Wissenschaft und Verwaltung tausch-
ten sich am 8. Dezember 2016 in Berlin über aktuelle Entwicklungen der Stadtplanung in Europa aus.
Baustaatssekretär Gunther Adler hat
heute gemeinsam mit der tschechischen
Ministerin für Regionalentwicklung, Karla
Šlechtová, den 2. Internationalen BMUB-
Kongress zum Thema „Die Europäische
Stadt und ihr Erbe“ in Berlin eröffnet. Der
Kongress rückt Chancen und Möglichkeiten
baulicher Zeitschichten für eine zukunfts-
gerichtete Stadtentwicklung in den Fokus.
„Die Europäische Stadt ist heute zugleich
Wohn- und Arbeitsstadt, Dienstleistungs-
und Industriestandort, Stadt der Kultur, des
Sports und der Events. Daran anknüpfend
muss sie dem politischen, gesellschaftli-
chen, klimatischen und wirtschaftlichen
Strukturwandel folgen“, erklärte Gunther
Adler, Staatssekretär im Bundesbauministe-
rium. „Historisch geprägte Stadtquartiere
spielen dabei eine herausragende Rolle. Sie
müssen in ihrer Struktur erhalten werden,
und historische Bausubstanz muss uns als
unersetzbares Potenzial bewusst sein.“
Der zweite Kongress zur Europäischen
Stadt und ihrem Erbe stellte sich unter
dem Motto „Zeitschichten“ die Fragen:
Wie geht man städtebaulich heute mit dem
Über- und Nebeneinander von unterschied-
lichen baugeschichtlichen Entwicklungen
um? Wie entwickeln sich europäische
Städte mit ihrem historischen Bestand vor
den aktuellen Herausforderungen Wachs-
tum und Schrumpfung und angesichts
wirtschaftlicher Strukturveränderungen
und Klimawandel? Der Kongress bildete
außerdem den Auftakt der Vorbereitungen
in Deutschland auf das Europäische Jahr
des kulturellen Erbes – kurz: ECHY 2018
–, das die Europäische Kommission 2018
ausrufen wird.
Programme zur Städtebauförderung
sind wichtiger Impulsgeber
Ein wichtiger Impulsgeber für die Stadtent-
wicklung in Deutschland sind die Bund-Län-
der-Programme zur Städtebauförderung,
für die der Bund 2017 über eine Milli-
arde Euro bereitstellt. Mit dem Programm
Städtebaulicher Denkmalschutz werden
bau- und kulturhistorisch wertvolle Stadt-
kerne und Bereiche mit besonders erhal-
tenswerter Bausubstanz in ihrer baulichen
Geschlossenheit weiter entwickelt. Bund,
Länder und Gemeinden stellen sich mit die-
sem Programm ihrer Verantwortung für das
baukulturelle Erbe.
(schr/schi)
Baustaatssekretär
Gunther Adler
(rechts) eröffnete
den Kongress
zusammen mit
der tschechischen
Ministerin für Re-
gionalentwicklung,
Karla Šlechtová
(links).
Foto: BMUB/Sascha Hilgers
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