Wohnungspolitische Informationen 42/2016 - page 5

üblicherweise erwartet wird“, berichtete
Seifert. Die im vdw Sachsen organisierten
Unternehmen haben in den vergangenen
Jahren hohe Millionenbeträge investiert,
um die Wohnungen altersgerecht auszu-
bauen und geben darüber hinaus auch den-
jenigen eine Heimstätte, die woanders nicht
gern gesehen oder abgewiesen werden.
„Wenn es um Sozialwohnungen oder die
Unterbringung von Flüchtlingen geht, dann
denkt die Politik gern an uns“, beschreibt
der Verbandsdirektor die Situation. „Dann
hört es aber meist auch schon auf.“ Der
vdw Sachsen hat deshalb in eigener Initia-
tive ein Ausbildungs- und Beschäftigungs-
programm angeregt und mit der „Leitstelle
Zuwanderung“ bereits vor über einem hal-
ben Jahr ein Projekt im IQ Netzwerk (Inte-
gration durch Qualifizierung) Sachsen ins
Leben gerufen, das seinesgleichen sucht.
„Um Vereinsamung, sozialer und gesell-
schaftlicher Isolation und Parallelgesell-
schaften entgegenzutreten, muss aber von
der Politik zusätzliche Unterstützung kom-
men“, mahnte Seifert an. Diese erachtet er
insbesondere bei der Finanzierung von auf
Sozialarbeit spezialisiertem Personal in den
Wohnungsunternehmen für notwendig.
(mül/schi)
AUS DEN VERBÄNDEN
Fortsetzung von Seite 4
„Besser. Günstig. Wohnen.“ – Verbandstag der Wohnungswirtschaft im
Südwesten
Ludwigshafen – Ob Smart Living, Industrie 4.0 oder das sogenannte Building Information Modeling, kurz BIM – die digi-
tale Transformation macht auch vor der Wohnungswirtschaft nicht halt. Wie die Branche mit der immer rascheren digita-
len Entwicklung Schritt halten und gleichzeitig die aktuellen Herausforderungen bewältigen kann, darüber diskutierten
Experten aus Politik, Wohnungswirtschaft und Forschung am 13. und 14. September 2016 auf dem Verbandstag des Ver-
bandes der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW südwest) in Ludwigshafen.
Neue Trends und Technologien sorgen für
ein verändertes Arbeiten der Unterneh-
men, aber auch für steigende Ansprüche
der Mieter an ihre vier Wände. Gleichzei-
tig gilt es, dieses Zuhause überhaupt erst
einmal zu haben: Immer mehr Menschen
wollen heute in den Städten wohnen. Die
Nachfrage steigt, das Angebot bleibt –
nicht zuletzt wegen hohen Baukosten und
strikten gesetzlichen Vorgaben – konstant.
Die Folge: Bezahlbarer Wohnraum in den
urbanen Ballungszentren wird knapp. In
Deutschland insgesamt, aber auch in Hes-
sen und Rheinland-Pfalz. Der Verbandstag
im gut gefüllten Theatersaal des Ludwigs-
hafener Pfalzbaus begann mit einer Premi-
ere: Nach der Begrüßung durch den Vorsit-
zenden des Verbandsrates,
Uwe Menges
,
betrat erstmals der neue Vorstand Dr.
Axel
Tausendpfund
die Bühne. Er ist Nachfol-
ger von Dr. Rudolf Ridinger, der im vergan-
genen Jahr überraschend verstorben war.
Hürden für preisgünstigen Woh-
nungsbau überwinden
„Die Unternehmen der Wohnungswirt-
schaft in Rheinland-Pfalz und Hessen sind
die starken Partner der Politik, wenn es
darum geht, schnell bessere und güns-
tige Wohnungen zu schaffen. Unsere
Wohnungsgesellschaften und Genossen-
schaften vermieten preisgünstig. Und wir
würden gerne noch mehr neue und gleich-
zeitig günstige Wohnungen bauen, wenn
die Politik uns ließe“, so Tausendpfund
vor den rund 400 Teilnehmern des Ver-
bandstages. Wesentliche Hürden für den
Bau preisgünstiger Wohnungen sind laut
Tausendpfund überzogene Vorgaben bei
Klimaschutz, Brandschutz und Barrierefrei-
heit sowie unflexible Stellplatzsatzungen.
„Alle diese Vorgaben verteuern das Bauen
erheblich. Wir brauchen nicht ständig neue
Vorschriften, sondern müssen die Baukos-
ten senken“, forderte Tausendpfund.
Claudia Brünnler-Grötsch
, Vorstand des
VdW südwest, machte deutlich, dass in den
verschiedenen Bündnissen für Wohnen und
der vom Bund geschaffenen Baukostensen-
kungskommission inzwischen ausreichend
Vorschläge erarbeitet worden seien, wie
man neue Wohnhäuser preiswerter bauen
könne. Diese Maßnahmen müssten nun
zügig umgesetzt werden. Ein weiteres Hin-
dernis für den Wohnungsneubau sei die zu
geringe Ausweisung von Flächen: „Der Fla-
schenhals sind eindeutig die Grundstücke
in den Ballungsräumen. Wo kein Bauland
ist, kann nicht gebaut werden. Hier müssen
die Kommunen dafür sorgen, dass mehr
bezahlbare Fläche auf den Markt kommt“,
erklärte Brünnler-Grötsch.
Weiterer Handlungsbedarf bestehe auch
bei der Förderung: „Wir benötigen mehr
Zuschüsse und eine attraktive steuerli-
che Förderung des Neubaus“, forderten
Tausendpfund und Brünnler-Grötsch im
Gespräch mit
Detlef Hans Franke
, dem
Moderator des diesjährigen Verbandsta-
ges. „Nur so können wir mehr bezahlba-
ren Wohnraum, gerade in Ballungsgebie-
ten, schaffen.“
Willkommenskultur für Bauzäune und
Bagger
Wie wichtig ein Umdenken in Politik und
Gesellschaft ist, verdeutlichte auch
Axel
Gedaschko
, Präsident des GdW Bun-
desverband deutscher Wohnungs- und
Immobilienunternehmen: „Wir brauchen
in Deutschland eine Willkommenskultur für
Bauzäune und Bagger.“ Vielerorts schei-
Dr. Axel Tausendpfund, Verbandsdirektor des
VdW südwest, Doris Ahnen, Finanzministerin
in Rheinland-Pfalz, VdW-Vorstand Claudia
Brünnler-Grötsch, der VdW-Verbandsratsvor-
sitzende Uwe Menges, Dr. Eva Lohse, Ober-
bürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen und
Städtetags-Präsidentin, Johanna Coleman,
Geschäftsführerin der BASF Wohnen + Bauen
GmbH, und Ernst Merkel, Vorstand der GAG
Ludwigshafen (v. l.)
Foto: Christopher Martin/FUP
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