Wohnungspolitische Informationen 42/2016 - page 3

Bezug auf die jüngsten Wahlergebnisse
aus Mecklenburg-Vorpommern und Berlin:
„Ich glaube, dass es notwendig ist, sich mit
vermeintlich leichten Antworten und popu-
listischen Politikansätzen kritisch zu befas-
sen, wenn wir nicht das gefährden wollen,
was wir hier gemeinsam in Jahrzehnten in
Europa geschaffen haben“, so Bimberg.
Damit wies er bereits in dieselbe Richtung
wie später am Tag Impulsgeber Prof. Dr. Dr.
Michel Friedman
in seiner Keynote.
„Das Glas ist halb voll“
Auch
Gunther Adler
, Staatssekretär im
Bundesbauministerium, stimmte Vielem
aus Ulrich Bimbergs Rede zu, betonte
jedoch: „Von einer grundsätzlich verfehl-
ten Wohnungspolitik will ich nicht spre-
chen.“ Die Engpässe auf den Wohnungs-
märkten seien auch hervorgerufen durch
den gestiegenen Flächenverbrauch und die
wachsende Zahl der Haushalte. Im Übri-
gen habe man bereits einiges erreicht, so
Adler. „Ich sehe das Glas als halb voll an.
Mit dem Abschlussbericht der Baukos-
tensenkungskommission liegt uns eine
Reihe von Empfehlungen vor, die zum Teil
bereits umgesetzt werden, beziehungs-
weise auf deren künftige Umsetzung es
nun ankommt.“ Zwar sei die Lage laut ers-
tem Zwischenbericht über die Umsetzung
der Kommissions-Vorschläge nicht in allen
Punkten zufriedenstellend, insgesamt aber
arbeite man in Berlin konzentriert auf wei-
tere Maßnahmen zur Anregung des Woh-
nungsbaus hin. „Insbesondere die Ein-
führung des Baugebietstyps des urbanen
Mischgebiets wird viele neue Möglichkei-
ten eröffnen“, so Adler.
Auf die Kommunen kommt es an
Von Journalistin
Judith Schulte-Loh
moderiert, diskutierten im Anschluss VdW-
Verbandsdirektor
Alexander Rychter
und
Axel Gedaschko
, Präsident des Spitzen-
verbandes der Wohnungswirtschaft GdW,
mit Vertretern der Landespolitik. Unter die-
sen herrschte zunächst Einigkeit darüber,
dass die gestiegenen Wohnungsbauzahlen
in NRW lediglich ein gutes Zwischenergeb-
nis sind, dass noch mehr Wohnungsbau
aber nötig bleibt. Der Blick fällt hier schnell
auf die Kommunen, in denen Prozesse zu
beschleunigen und zu vereinfachen wären.
AUS DEN VERBÄNDEN
VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter kri-
tisierte, dass gesellschaftliche Konflikte auf die
Wohnungsunternehmen und -genossenschaf-
ten verlagert würden.
Fotos: Sven Neidig
Wohnungswirtschaft im Westen: Positionsbestimmung im Schatten des
kommenden Superwahljahrs
Münster – Pünktlich zum Herbstanfang fand der wichtigste Termin des Jahres für den Verband der Wohnungs- und Im-
mobilienwirtschaft Rheinland Westfalen (VdW) statt: Mit zahlreichen Gremiensitzungen, wohnungspolitischen Debatten
und fachlichem Austausch der knapp 480 Mitgliedsunternehmen gab es am 27. und 28. September 2016 reichlich zu tun.
Insbesondere im Vorfeld der kommenden Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Mai 2017 legte der Verband
großen Wert darauf, Positionen zu markieren, Fortschritte wie Hindernisse auf dem Weg hin zu mehr bezahlbarem Woh-
nungsneubau zu benennen und mit der Politik in Diskussion darüber zu treten, auf welchen Wegen die Wohnungsbauof-
fensive zusätzlichen Schwung erhalten könnte.
Klare Kante zeigte gleich zum Auftakt
VdW-Präsident
Ulrich Bimberg
: Punkt
für Punkt zählte er jene Kostentreiber im
Wohnungsbau auf, welche spätestens
nach der Veröffentlichung des Abschluss­
berichts der von Bundesbauministerin Bar-
bara Hendricks eingesetzten Baukosten­
senkungskommission allen bekannt, aber
dennoch bisher nicht behoben sind. „Im
Vorfeld des wichtigen Wahljahrs 2017 dro-
hen nun weitere Verschärfungen, die allen
Erkenntnissen der Fachleute zuwiderlau-
fen“, sagte Bimberg.
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Foto: Büro Roman Lorenz
ZITAT DER WOCHE
„Wir brauchen in Deutschland
eine Willkommenskultur für
Bauzäune und Bagger. Der Poli-
tik fällt derzeit nichts Besseres
ein, als das Placebo der Miet-
preisbremse zu optimieren. Ich
würde mir wünschen, dass mit
der gleichen Intensität an den
tatsächlichen Herausforderun-
gen gearbeitet würde.“
GdW-Präsident Axel Gedaschko zur drin-
gend benötigten Wohnungsbau-Offensive
Im Folgenden erinnerte er an die Überle-
gungen von Bundesjustizminister Heiko
Maas, der neben einer ganzen Reihe wei-
terer Einschränkungen vor allem auf eine
Verlängerung des Betrachtungszeitraums
bei Mietspiegeln von derzeit vier auf acht
Jahre abzielt. „Wenn wir wieder mehr
bezahlbaren Wohnraum vor allem in den
Wachstumsregionen und Ballungsräu-
men unserer beiden Länder haben wollen,
wenn uns auch in Zukunft in wirtschaft-
lich schwächeren Wohnungsmärkten ein
qualitativ angemessener, energetisch und
generationengerecht guter Bestandsersatz
wichtig ist, wenn wir in allen Wohnungs­
teilmärkten und für alle Nachfragegrup-
pen ein gutes und bezahlbares Wohnen
haben wollen“, so Bimberg, „dann hilft
es am Ende leider nicht, bei langjährigen
wohnungspolitischen Versäumnissen mit-
hilfe von Mietpreisbremsen und weiteren
Mietrechtspaketen oder Bundesratsinitiati-
ven nur an den Symptomen eines angebli-
chen Marktversagens zu arbeiten, dann ist
es schlichtweg notwendig, an den tatsäch-
lichen Ursachen zu arbeiten.“
Zuletzt vermied der VdW-Verbandspräsi-
dent auch nicht die Auseinandersetzung
mit politischen Entwicklungen jenseits
des Wohn- und Bausektors. So nahm er
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