WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 23/2015 - page 4

AUS DEN VERBÄNDEN
Wohnungswirtschaftliches Forum in NRW – „Die neue Nachdenklichkeit“
Düsseldorf – Sinkende Baugenehmigungszahlen und wachsende Belastung der Kommunen durch die steigende Zahl von
Flüchtlingen: Diese beiden Themen dominierten die 14. Ausgabe des VdW-Forums Wohnungswirtschaft Mitte Mai in
Düsseldorf. Erneut lockte die Veranstaltung eine große Zahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Wirtschaft, Indus-
trie und Politik an. Der nordrhein-westfälische Bauminister Michael Groschek (SPD) war als Gastredner geladen.
Mit dem Forum Wohnungswirtschaft hat
der Verband der Wohnungs- und Immobi-
lienwirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen
vor eineinhalb Jahrzehnten ein Konzept aus
der Taufe gehoben, das kontinuierlich wei-
terentwickelt zum Erfolgskonzept für die
Wohnungswirtschaft in Nordrhein-West-
falen (NRW) und dem nördlichen Rhein-
land-Pfalz geworden ist. Auch in diesem
Jahr konnten über 350 Gäste begrüßt wer-
den, die das aktuelle politische Geschehen
besprachen. Außerdem wurde eine Reihe
von Workshops zu diversen Fachthemen
angeboten, die die Wohnungsunterneh-
men derzeit maßgeblich beschäftigen, wie
zum Beispiel Compliance, Personalentwick-
lungskonzepte oder Digitalisierung.
Für mehr bezahlbaren Wohnraum in
Metropolen und Randregionen
In seiner Eröffnungsrede nannte VdW-
Verbandsdirektor
Alexander Rychter
im
Zusammenhang mit der weiter anhalten-
den Diskussion über die Höhe der Mie-
ten die jüngsten Zahlen der Untersuchung
„Kostentreiber imWohnungsbau“, welche
die Initiative „Impulse für den Wohnungs-
bau am 23. April 2015 in Berlin vorgestellt
hatte. Die Studie hatte ergeben, dass zwi-
schen 2000 und 2014 die Baupreisentwick-
lung im Wohnungsbau mit einem Anstieg
von circa 27 Prozent ungefähr auf dem
Niveau der Entwicklung der Lebenshal-
tungskosten geblieben war, während die
gesamten Gestehungskosten im gleichen
Zeitraum um annähernd 40 Prozent ange-
stiegen waren. Die Kosten je Wohnungs-
einheit hätten sich seit 2000 um 39,4 Pro-
zent erhöht. Maßgeblich dazu beigetragen
haben immer mehr Ordnungsrecht, im Lauf
der Jahre immer weiter verschärfte Energie-
einsparverordnungen sowie steigende Bau-
landpreise und teure kommunale Auflagen.
Alexander Rychter unterstrich nun mit Ver-
weis auf die jüngste Untersuchung: „Wenn
mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen
soll – nicht nur in den Metropolen, sondern
auch in den Randregionen, wo ja ebenfalls
qualitativ anständiger Ersatzneubau erfol-
gen muss – dann müssen diese identifizier-
ten Kostentreiber im Bau nun zielführend
bekämpft werden. Wir werden die Ergeb-
nisse der Studie aus dem Bund um landes-
spezifische Positionen ergänzen und kon-
krete Vorschläge dazu unterbreiten, wie die
Politik die Baukosten wieder unter Kont-
rolle bekommen kann.“
Neues Förderangebot im Bereich
sozialer Wohnungsbau
In Hinsicht auf die Debatte über die Unter-
bringung von Flüchtlingen verwies Rychter
auf die Ergebnisse der jüngsten Umfrage
des Spitzenverbandes der Wohnungswirt-
schaft GdW zum Thema: „Mehr als 90 Pro-
zent unserer Mitgliedsunternehmen sehen
die Hilfe für Asylsuchende und Vertriebene
als klare soziale Verantwortung und wür-
den sogar mehr tun, wenn es ihnen mög-
lich wäre.“
In diesem Zusammenhang konnte der
VdW-Verbandsdirektor in Absprache mit
NRW-Bauminister Groschek eine gute
Nachricht an die Vertreter der Mitglieds-
unternehmen weitergeben: Dessen Minis-
terium hat bereits mit der Ausarbeitung
eines neuen Förderangebots im Rahmen
der Sozialen Wohnraumförderung begon-
nen. Noch vor der Sommerpause soll es
verabschiedet werden und dann insbeson-
dere Bauherren zur Verfügung stehen, die
Wohnraum für Asylsuchende als öffentlich
geförderte Wohnungen mit einigen Son-
derkonditionen errichten wollen.
Neben Prof. Dr.
Karl-Heinz Meier-Braun
,
Integrationsbeauftragter des Südwest-
deutschen Rundfunks war auch
Renate
Szameitat
, Geschäftsführerin des GEWOS
Institut für Stadt-, Regional und Wohn-
forschung GmbH Hamburg als Keynote
Speaker eingeladen, um die Ergebnisse
der Studie „Mieter mit Migrationshinter-
grund“ vorzustellen, die das Institut für
den GdW erstellt hat. Im Moment sei auch
die wirtschaftliche Entwicklung ausgespro-
chen begünstigend für mehr Immigration
nach Deutschland. Selbst wenn sie sich
jedoch abschwäche: „Die Unterbringung
und Integration von Immigranten wird die
Wohnungswirtschaft noch lange beschäf-
tigen“, so die GEWOS-Geschäftsführerin.
Groschek: „Die Novelle der Landesbau-
ordnung soll praxisgerecht werden“
Vielen der von Alexander Rychter angespro-
chenen Punkte stimmte NRW-Bauminister
Michael Groschek
in seinem Grußwort an
die Wohnungswirtschaft zu. Zu den stark
angestiegenen Baukosten sagte er: „Die
in Berlin vorgestellten Untersuchungser-
gebnisse haben auch mich nachdenklich
gemacht.“ Wenn die eine Kostensteigerung
von 40 Prozent seit dem 2000 tatsächlich
zutreffe, dann bestehe dringender Hand-
lungsbedarf. So betonte Groschek, dass
man auch bei der Gestaltung der kom-
menden Novelle der Landesbauordnung in
Nordrhein-Westfalen Maß und Mittel fin-
den müsse, und dass die Baukosten sich
durch sie nicht weiter erhöhen dürften.
Mit Blick auf die ordnungsrechtlichen Vor-
gaben zur Energieeffizienz wiederholte er
eine Forderung, die er bereits zuvor ver-
schiedentlich gestellt hatte: „Wir müssen
Zielvorgaben intelligenter erfüllen können,
mehr Flexibilität ermöglichen und neue
Wege finden, ökologische Verantwortung
und ökonomische Vernunft miteinander
zu verknüpfen.“ Fachübergreifende For-
schung solle künftig konzertierte Maßnah-
men für mehr Energieeffizienz begünsti-
gen. Die Wohnungswirtschaft müsse auch
VdW-Verbands-
direktor Alexan-
der Rychter mit
NRW-Bauminister
Michael Groschek
(v. l.)
GdW-Präsident Axel Gedaschko im Gespräch
mit Thomas Hegel, Sprecher der Geschäftsfüh-
rung der LEG Wohnen GmbH (v. r.)
Fotos: T. Saltmann
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