WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 23/2015 - page 2

Ulrich Kießling
, Vorsitzender der Bundes-
arbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft
Deutschland (BID) und Präsident des Immo-
bilienverbandes IVD. Nach Ansicht der BID
ist ein berechenbares und investitionsfreudi-
ges Klima notwendig, um mittelfristig mehr
Wohnungen zu schaffen. Das würde sich
dann auch sofort in den Mietpreisen wie-
derspiegeln. Zudem ist mit Blick auf den
altersgerechten Umbau oder die energeti-
sche Sanierung fraglich, ob in solche Vorha-
ben bei reglementierten Mietpreisen noch
im notwendigen Umfang investiert wird.
Gerade im Bereich von Modernisierungs-
maßnahmen könnte sich die Mietpreis-
bremse als Investitionsbremse erweisen.
Denn berücksichtigt werden nur einfache
Modernisierungsmaßnahmen, die in den
letzten drei Jahren vor Neuvermietung
durchgeführt wurden. Dies konterkariert
die klimapolitischen Ziele und ignoriert den
demografischen Wandel. Die übrigen Bun-
desländer prüfen nun die Notwendigkeit
der Mietpreisbremse. Den Verantwortlichen
sollte dabei klar sein, dass auf diesem Weg
ein gesamter Wirtschaftskreislauf für län-
gere Zeit gelähmt wird und die heute schon
offenkundigen Problemlagen nicht nur in
die Zukunft verschoben, sondern auch
potenziert werden, mahnt die BID. Bevor
zusätzliche mietrechtliche Regulierungen
angestrebt werden, müssten vorerst die
Auswirkungen der Mietpreisbremse abge-
wartet werden. Aus Sicht der Immobilien-
verbände ist jede weitere Regulierung, etwa
im Hinblick auf die Modernisierungsmieter-
höhung, Gift für die Investitionsbereitschaft
in Wohnimmobilien.
(bey/burk/schi)
Fortsetzung von Seite 1
BUNDESPOLITIK
Gleichwertigkeit auf dem Prüfstand
– Neue Publikation gibt Aufschluss über Lebensverhältnisse in Deutschland
Berlin – Wie ist es um „gleichwertige Lebensverhältnisse“ in Deutschland bestellt? Trotz vieler Erfolge gibt es im Bundes-
gebiet Unterschiede in den Lebensbedingungen. Der demografische Wandel droht die Kluft zwischen wachsenden und
schrumpfenden Regionen zu vergrößern.
Nach Ansicht des Verfassungsrechtlers
Edmund Brandt
, Technische Universität
Braunschweig, enthält das Grundgesetz kei-
nen gesetzgeberischen Handlungsauftrag,
für gleichwertige Lebensverhältnisse im
Bundesgebiet zu sorgen. Weiter reichende
verfassungsrechtliche Impulse könnten viel-
mehr vom Sozialstaatsprinzip beziehungs-
weise der Verpflichtung des Staates ausge-
hen, die natürlichen Lebensgrundlagen zu
schützen.
Reiner Klingholz
vom Berlin-
Institut für Bevölkerung und Entwicklung
plädiert für eine alternative Regionalpolitik,
die unter dem Motto „Vielfalt statt Gleich-
wertigkeit“ Unterschiede akzeptiert. Die
Gleichwertigkeit werde durch den demo-
grafischen Wandel immer weiter ausgehe-
belt, so seine These. In Schrumpfungsräu-
men komme es darauf an, neue Formen
der Versorgung zu ermöglichen und dabei
Standards, Normen und Gesetzesgrundla-
gen auf den Prüfstand zu stellen.
Rupert
Kawka
vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt-
und Raumforschung (BBSR) legt einen Vor-
schlag für ein Monitoring vor, mit dem sich
die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse
anhand eines Indikatorensystems bestim-
men lässt. Die Indikatoren beziehen sich
auf die Infrastrukturausstattung der Regio-
nen, beschreiben deren wirtschaftliche Leis-
tungskraft, soziale Verhältnisse, Umweltbe-
dingungen sowie ihr kulturelles Angebot.
Das Set soll der Frühwarnung dienen und
zeigen, wo Standards regional unterschrit-
ten werden.
(schl/schi)
Weitere Infos und Antworten auf
zahlreiche Fragen finden Sie in der aktuellen
Ausgabe der Zeitschrift „Informationen zur
Raumentwicklung“, das Sie zum Preis von
19 Euro zzgl. Versandkosten unter
stellen können.
„Neue Räume“: Erstes Magazin der Bundesstiftung Baukultur als Sonderaus-
gabe von Stadtaspekte erschienen
Berlin – Wir brauchen neue Räume in Deutschlands Städten – in gebauten oder neuen Quartieren. Wie planen, gestalten
und beleben wir diese neuen Orte, die Plätze, Straßen und Gebäude und wer sind die Akteure? Mit der Zeitschrift „Neue
Räume – Baukultur in Deutschlands Städten“ werden die Themen des Baukulturberichts 2014/15 und der Baukultur-
werkstätten durch das Team der Zeitschrift Stadtaspekte neu beleuchtet und der Begriff Baukultur durch Reportagen,
Interviews, Bildstrecken und Illustrationen mit Leben gefüllt.
Das gemein-
same Heft
von Stadtas-
pekte und
der
Bun-
desstiftung
B a u k u l t u r
fragt nach
der Realität
von Planen,
Leben und
W o h n e n
und stellt
die deutsche Stadt der Gegenwart auf den
Prüfstand. An konkreten Beispielen werden
Geschichten erzählt und dadurch die Rele-
vanz von Baukultur im Alltag verdeutlicht.
Dabei steht weniger der fachliche Blick im
Fokus, als neue und unverstellte Perspekti-
ven auf städtische Räume und Phänomene:
Die Autorin Lisa Rüffer verbringt einen Tag
in Ulms neuer Stadtmitte, die auf einer ehe-
mals sechsspurigen Straße errichtet wurde,
der Architekturvermittler Riklef Rambow
erläutert an einem Spaziergang durch die
Ritterstraße in Berlin-Kreuzberg, warum
es Architektur so schwer fällt, sowohl den
Laien- als auch den Expertengeschmack
zu bedienen und Redakteur Sven Stienen
besuchte die Margarethenhöhe in Essen,
die erste Gartenstadt Deutschlands, in
deren kleinbürgerlicher Idylle sich ein Gene-
rationenkonflikt abzeichnet.
(junk/schi)
Die Zeitschrift können Sie im deutschen
Bahnhofs- und Flughafenpressehandel,
in ausgewählten Architektur- und
Fachbuchläden sowie auf der Webseite
r 8,90 Euro erwerben.
LESETIPP
Quelle: Stadtaspekte
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