WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 28/2015 - page 5

BUNDESPOLITIK
chen wir konstruktives Handeln. Es gibt
keineswegs Entwarnung für den Stadtum-
bau in Ostdeutschland. „Wir brauchen ein
neues Maßnahmenpaket für den Stadtum-
bau sowie eine Erhöhung der förderfähi-
gen Kosten für den Rückbau“, sagte der
GdW-Chef.
Parallel müssen die Rahmenbedingungen
für den bezahlbaren Wohnungsneubau in
den Hotspots des Landes dringend verbes-
sert werden. Der GdW-Chef fordert statt
populistischer Maßnahmen dringend eine
konkrete und umfassende Wohnungsbau-
Strategie, bei der die Unternehmen wei-
terhin sozial verantwortlich und nachhal-
tig – aber als Voraussetzung dafür auch
wirtschaftlich – agieren können und nicht
durch Regulierungen gegängelt werden.
„Es ist paradox, dass einerseits Bauen und
Wohnen bezahlbar bleiben sollen, aber
andererseits häufig von Bund, Ländern
oder Kommunen selbst verursachte Kos-
tensteigerungen genau das verhindern“,
erklärte Gedaschko. Dieses Dilemma müsse
dringend gelöst werden. Nur dann kann die
Wohnungswirtschaft weiterhin für bezahl-
baren Wohnraum für alle Schichten der
Bevölkerung sorgen.
ZUWANDERUNG ALS CHANCE
BETRACHTEN – STRATEGIE DER
WOHNUNGSWIRTSCHAFT FÜR EINE
ZUKUNFTSFÄHIGE UNTERBRINGUNG
VON FLÜCHTLINGEN
„Wir brauchen in Deutschland dringend
eine Gesamtstrategie des Bundes für eine
geregelte Aufnahme und eine rasche, solide
Unterbringung und Integration von Flücht-
lingen“, so der Appell von GdW-Präsident
Gedaschko angesichts des unvermindert
anhaltenden Zustroms von Menschen, die
vor Krieg und Not in die Bundesrepublik
flüchten. „Die Zuwanderung von Flüchtlin-
gen ist bundespolitisches Thema, deshalb
muss der Bund hier in den nächsten Jahren
seiner Verantwortung gerecht werden. Wir
brauchen ein Bundesprogramm für Neubau
in den Gebieten, die besonders vom Zuzug
dauerhaft bleibender Flüchtlinge geprägt
sind“, so Gedaschko. Nachbarschaften
dürften nicht durch ungeordnete Zuwan-
derung überfordert und eine erfolgreiche
Integration nicht durch eine Wiederholung
von Fehlern aus der Vergangenheit aufs
Spiel gesetzt werden. „Deutschland muss
seine humanitäre Verantwortung wahrneh-
men, aber auch die demografische Chance
der Zuwanderung erkennen“, sagte der
GdW-Chef.
Die Wohnungswirtschaft leistet bereits
einen starken Beitrag zur Unterbringung
von Flüchtlingen, wie eine Umfrage des
GdW unter seinen Wohnungsunternehmen
gezeigt hat. Rund zwei Drittel der befragten
GdW-Unternehmen setzen bereits Woh-
nungen zu diesem Zweck ein. Ihr Haupt-
motiv: Soziale Verantwortung, wie 92,5
Prozent der Wohnungsunternehmen bestä-
tigen. Dabei würden sich die Unternehmen
aber noch viel stärker engagieren, wenn
die politischen und wirtschaftlichen Vor-
aussetzungen das zulassen würden. Bund,
Länder und Kommunen müssen dazu ihr
finanzielles Engagement bei der sozialen
Betreuung und integrativen Maßnahmen,
insbesondere in den Bereichen Gesundheit
und Bildung, deutlich verstärken, fordern
zwei Drittel der Wohnungsunternehmen.
Unter verbesserten Voraussetzungen würde
sich immerhin mehr als ein Drittel der GdW-
Unternehmen in der Lage sehen, noch mehr
Flüchtlinge aufzunehmen. Über 70 Prozent
der Unternehmen gaben in einer aktuel-
len Umfrage an, dass sich die Bedingungen
zur Aufnahme von Flüchtlingen in den letz-
ten drei Monaten nicht oder nur teilweise
verbessert haben. Als größte Probleme aus
dem kommunalen Aufgabenbereich wer-
den die mangelnden Angebote zur Berufs-
integration sowie die Schaffung von Akzep-
tanz bei der Quartiersbevölkerung und die
Kommunikation mit den Wohnungsunter-
nehmen vor Ort bezeichnet.
Die Jahresbilanz des GdW:
GESCHÄFTSLAGE POSITIV
– INVESTITIONEN STEIGEN
Positive Geschäftsaussichten nicht
durch neue Regulierungsvorhaben
dämpfen
Das Geschäftsklima in der Wohnungswirt-
schaft ist im letzten Jahr um 2,1 Punkte
gestiegen. Damit hat sich der Anstieg
im Vergleich zum Vorjahr (0,7 Punkte)
beschleunigt und stellt den höchsten
jährlichen Zuwachs seit 2011 dar. Der
Anstieg des Geschäftsklimaindexes erklärt
sich, wenn man die Werte der aktuellen
Geschäftslage mit denen der Zukunfts-
erwartungen vergleicht. Die Wohnungs-
unternehmen bewerten ihre derzeitige
Geschäftslage überwiegend als gut (83,2
Punkte) und blicken gleichzeitig optimis-
tischer (6,0 Punkte) in ihre geschäftliche
Zukunft. „Das Geschäftsklima in der Woh-
nungs- und Immobilienwirtschaft ist stabil,
der Trend zeigt aktuell nach oben“, erklärte
Axel Gedaschko, Präsident des GdW. „Ein
Grund für die positiven Aussichten ist, dass
die Politik letztlich erkannt hat, wie schäd-
lich eine Mietpreisbremse für das Investi-
tions- und Geschäftsklima gewesen wäre,
wenn sie auch für den Neubau gelten
würde. Hier konnte die Wohnungswirt-
schaft mit der Ausnahme der Neubauten
bei der Mietpreisbremse größeren Schaden
verhindern. Das ist ein großer Erfolg für die
Unternehmen und auch für Deutschlands
Mieter. Denn ansonsten wäre die Mietpreis-
bremse zu einer reinen Investitionsbremse
geworden und hätte den Neubau komplett
zum Erliegen gebracht. Die Folgen wären
ein noch geringeres Angebot an Wohnun-
gen und rasant steigende Mieten in Bal-
lungsräumen gewesen.“
„Im direkten Vergleich mit der Einschät-
zung der aktuellen Geschäftslage liegen
die Geschäftserwartungen der Wohnungs-
unternehmen allerdings auf einem deut-
lich niedrigeren Niveau. Hier klafft immer
noch eine Lücke, denn die Unternehmer
befürchten weitere Regulierungen, wie bei-
spielsweise die aktuelle Diskussion um eine
zeitliche Befristung der Mieterhöhungs-
möglichkeit nach Modernisierung. Die
aktuell positiven Geschäftsaussichten dür-
fen nicht erneut durch Regulierungsvorha-
ben gedämpft werden“, so der GdW-Chef.
Um das Geschäftsklima in der Wohnungs-
wirtschaft zu verbessern, sollte die Politik
weitere Bündnisse für den Wohnungsbau
wie beispielsweise in Hamburg schmieden,
Entbürokratisierung vorantreiben und Pla-
nungs- und Genehmigungsverfahren
beschleunigen.
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GdW-Pressesprecherin Katharina Burkardt, Präsident Axel Gedaschko sowie Statistiker und Resear-
cher Klaus Schrader bei der Jahrespressekonferenz (v. l.)
Foto: GdW, Torsten George
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