WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 13/2015 - page 5

AUS DEN VERBÄNDEN
Thüringer Wohnungswirtschaft senkt CO
2
-Emissionen:
Wohnungen verursachen 71,5 Prozent weniger Kohlendioxid
Erfurt – Thüringens Wohnungswirtschaft hat zwischen 1994 und 2012 die CO
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-Emissionen ihres Wohnbestandes um 65
Prozent gesenkt – mit Maßnahmen der Energiewirtschaft sogar um 78,3 Prozent. Konkret bedeutet das: Jede Thüringer
Wohnung verursachte 2012 im Schnitt 71,5 Prozent weniger Kohlendioxid als noch 1994. Das wird im aktuellen CO
2
-Be-
richt des Verbandes der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw.) deutlich.
„Unsere Mitgliedsunternehmen haben in
den vergangenen Jahren einen erheblichen
Beitrag zur Erfüllung der Klimaschutzziele
der Bundesrepublik Deutschland geleistet,
der mit hohen finanziellen Aufwendungen
verbunden war. 91,7 Prozent der Woh-
nungen sind energieeffizient saniert bezie-
hungsweise teilsaniert. Jetzt sind die Mög-
lichkeiten, am Einzelobjekt effektiv Energie
zu sparen, weitestgehend ausgereizt“,
betonte Constanze Victor, Verbandsdirek-
torin des vtw. Sie fordert darum einen stra-
tegischen Perspektivwechsel – vom Einzel-
gebäude hin zu komplexen Lösungen für
Quartiere und Regionen. „Wenn Bund und
Land weitere energetische Sanierungen
fordern, müssen diese durch Baukostenzu-
schüsse gefördert werden. Nur so können
Wohnungen für den Mieter künftig bezahl-
bar und für den Vermieter wirtschaftlich
bleiben“, so Victor.
Der CO
2
-Bericht ist das Ergebnis der frei-
willigen Verpflichtung des vtw. gegenüber
der Thüringer Landesregierung. Das Ziel:
Treibhausemissionen zu reduzieren und
die Initiative „Energetischer Stadtumbau
2025“ zu unterstützen. Mit einem eigens
aufgelegten CO
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-Monitoring wurden jetzt
die in der Jahresstatistik erfassten Daten
durch die Fachhochschule Erfurt ausgewer-
tet. Danach werden 75 Prozent des Thü-
ringer Wohnungsbestandes durch Energie
sparende Fernwärme beheizt. Bezogen
auf die Wohnungsfläche liegen die Ener-
gieverbrauchskennwerte klar unter denen
des bundesdeutschen Durchschnittes wie
folgende Tabelle zeigt:
Wie wichtig energiesparende Raumhei-
zung und Trinkwassererwärmung sind,
wenn es um den CO
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-Ausstoß von Woh-
nungen geht, zeigt die Statistik. Mit 85
Prozent haben Heizung und Warmwasser
den größten Teil am Endenergieverbrauch
der privaten Haushalte. Nur rund 15 Pro-
zent werden für Beleuchtung, Kochen und
Elektrogeräte verwendet.
Gründe für die Reduzierung der CO
2
-
Emissionen um 65 beziehungsweise 78,3
Prozent sind unter anderem die nach-
trägliche Dämmung der Außenbauteile,
der Austausch von Fenstern, der Einbau
von Regelventilen an den Heizkörpern,
die Einzelraumregelung, die Nachtabsen-
kung, die Vorlauftemperaturabsenkung,
die nachträgliche Dämmung von Rohr-
leitungen und die verbrauchsabhängige
Heiz- und Warmwasserkostenabrechnung.
Auch der Ersatz der Braunkohle durch Erd-
gas sowohl bei der Fernwärme als auch
bei der Umstellung von Einzelfeuerstätten
auf Sammelheizungen führte zu gerin-
geren Emissionsfaktoren. Als Folge aller
Maßnahmen zusammen verursacht eine
Thüringer Wohnung 2012 nur noch 1,59
Tonnen Kohlenstoffdioxid im Gegensatz
zu den 5,57 Tonnen im Jahr 1994. Doch
die Thüringer Wohnungswirtschaft geht
noch weiter. „Wir engagieren uns für
die Klimawende. Unsere Wohnungsun-
ternehmen bringen sich deshalb aktuell
in Netzwerke ein, deren Ziel in bestimm-
ten Schrumpfungsregionen beispielsweise
eine gemeinsame dezentrale Energiever-
sorgung und eine abgestimmte Infrastruk-
tur ist. Gleichzeitig benötigen wir aber
weiter eine effiziente und klimafreundliche
KWK-basierte Fernwärmeversorgung“,
erklärte Verbandsdirektorin Constanze
Victor die künftigen Maßnahmen.
(tei/schi)
Die vollständige Studie finden Sie unter
Zahl der Baugenehmigungen in Nordrhein-Westfalen sinkt
Düsseldorf – Einen nur schwachen Anstieg der Baugenehmigungen hat das Statistische Bundesamt am 17. März 2015
vermeldet: Im Jahr 2014 wurde in Deutschland der Bau von 284.900 Wohnungen genehmigt. Das waren 5,4 Prozent oder
14.500 Wohnungen mehr als im Vorjahr. Nicht nur die Wohnungswirtschaft im Bund betrachtet diese sich abkühlende
Dynamik kritisch, auch der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen sieht diese
wieder rückläufige Entwicklung mit zunehmender Sorge. Im Jahr 2014 wurden in Nordrhein-Westfalen (NRW) sogar nur
noch 45.318 Wohnungen zum Bau freigegeben – und damit um 8,6 Prozent weniger als im Vorjahr.
„Der Markt ist unverändert überreguliert
und dies entmutigt potenzielle Bauherren“,
sagte Alexander Rychter, Verbandsdirek-
tor der Wohnungswirtschaft im Westen,
zu den jüngst veröffentlichten Zahlen aus
Bund und Land. „So haben wir in 2014 die
Einführung der Kappungsgrenzenverord-
nung erlebt, die auch flächendeckend in
Kommunen eingesetzt wird, wo es nicht
nötig gewesen wäre und wo gar keine
angespannten Wohnungsmärkte existie-
ren – etwa in Rheine, Wesel oder Bottrop.
Dazu kommt ab dem 1. Januar 2015 mit
inzwischen 6,5 Prozent ein bundesweit
neuer Spitzensteuersatz bei der Grunder-
werbsteuer sowie ab dem 1. Januar 2016
eine neue Stufe der Energieeinsparverord-
nung mit nochmals 25 Prozent verschärften
Anforderungen. All das zwingt die Baukos-
ten weiter in die Höhe, macht das Bauen
und damit auch am Ende Mieten immer
teurer. Auch die in 2015 nochmals verbes-
serte Wohnraumförderung unseres Landes
kann solche Belastungen für das Investiti-
onsklima nur schwerlich kompensieren.“
Die ehemals gemeinnützigen Wohnungs-
genossenschaften und Wohnungsunter-
nehmen sind ihrer Verantwortung, preis-
werten Wohnraum zu schaffen und zu
bewirtschaften, auch in 2014 weiter nach-
gekommen: Die Bau-Fertigstellungszah-
len der VdW-Mitgliedsunternehmen sind
in diesem Jahr gegenüber 2013 um 36,4
Prozent gestiegen. Damit sich der Auf-
wärtstrend der letzten beiden Jahre bei
den Baugenehmigungen auch langfristig
weiter fortsetzt, statt weiter abzuflauen,
appelliert der VdW Rheinland Westfalen
an das Land NRW, insbesondere im Zuge
der neuen Landesbauordnung die Baukos-
ten nicht durch neues Ordnungsrecht noch
weiter zu erhöhen.
(wink/schi)
Energieträger Deutschland Thüringen Ø vtw.
Endenergie Raumheizung (kWh/(m
2
a)
Fernwärme 117
102
73
Erdgas
146
132
92
Heizöl
144
136
127
13/2015 5
1,2,3,4 6,7,8
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