WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 13/2015 - page 3

BUNDESPOLITIK
Energie- und Wärmewende dezentral umsetzen:
Herausforderungen für kommunale Unternehmen und Wohnungswirtschaft
Berlin – „Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Wohnungswirtschaft und Stadtwerken“ lautete das Motto einer
gemeinsamen Konferenz, die der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW und der Verband kommunaler Unter-
nehmen (VKU) am 16. und 17. März 2015 in Berlin veranstaltet haben. Sowohl die Energie- als auch die Wohnungswirt-
schaft stehen vor großen Herausforderungen – denn der demografische Wandel, die Digitalisierung neuer Lebensberei-
che sowie die Energiewende erfordern neue Lösungen in den Bereichen Infrastruktur und Wohnen, betonten GdW-Präsi-
dent Axel Gedaschko und Michael Wübbels, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VKU.
Besonders hinsichtlich der Erzeugung und
Nutzung von Strom und Wärme – der klas-
sischen Domäne der Stadtwerke – lägen die
Schnittstellen beider Bereiche auf der Hand,
so
Michael Wübbels
. Die Koppelung von
Strom und Wärme werde noch weiter an
Bedeutung gewinnen. Das Energieversor-
gungssystem werde zudem dezentraler
und intelligenter und damit auch indivi-
dueller. Das erfordere einen Zuschnitt auf
die unterschiedlichen Bedarfe der Kunden.
Kommunale Unternehmen böten deshalb
immer vielfältigere Dienstleistungen und
Kooperationen, insbesondere im Bereich
der Wohnungswirtschaft, an. Die Zusam-
menarbeit von kommunalen Unternehmen
und der Wohnungswirtschaft böte beiden
Seiten die Chance, neue Kundensegmente
zu erschließen und die Position im Markt
sichern, so Wübbels.
„Wo es früher nur zentrale Energiepro-
duzenten und Abnehmer gab, wird es in
Zukunft immer mehr dezentrale Erzeuger
geben, die zu einigen Zeiten den Strom
lokal an Mieter liefern, zu anderen Zei-
ten Strom einspeisen“, sagte GdW-Präsi-
dent
Axel Gedaschko
. Von besonderer
Bedeutung werde in Zukunft die Gestal-
tung der städtischen Infrastrukturen sein,
so Gedaschko und Wübbels. In Deutsch-
land leben drei Viertel der Einwohner in
urbanen Ballungsräumen, weltweit ist es
über die Hälfte, wobei der Anteil noch wei-
ter steigen wird. Nicht zuletzt der Klima-
schutz erfordere es, dass die städtischen
Infrastrukturen nachhaltig und energieef-
fizient sind. Das beträfe den Nahverkehr
genauso wie Energieerzeugungskonzepte
und die Wohnungswirtschaft. Für die
Städte der Zukunft müssten stärker als bis-
her integrierte Konzepte für Nahverkehr,
Wohnen und Ver- und Entsorgung entwi-
ckelt werden, so Wübbels. Das könne nur
gelingen, wenn die Wohnungswirtschaft
und die kommunalen Unternehmen Hand
in Hand planen und arbeiten.
„Wohnungsunternehmen sind ein wichti-
ger Bestandteil der Energiewende, beson-
ders im Bereich der dezentralen Stromer-
zeugung im Quartier. Wohnungswirtschaft
und Stadtwerke sollten dabei Partner
sein“, so Gedaschko. „Dafür sind pas-
sende Regelungen im Energiewirtschafts-
recht nötig.“
Energiewende dezentral umsetzen
Florian Pronold
(SPD), Parlamentarischer
Staatssekretär im Bundesbauministerium,
betonte, dass bei der Umsetzung der Ener-
giewende der Blick viel stärker auf ganze
Quartiere statt auf Einzelgebäude gerich-
tet werden müsse. Das fordert auch die
Wohnungswirtschaft seit langem. Nur
durch Quartierslösungen könnte die Ener-
gieversorgung langfristig optimiert und
damit die Energiewende vor Ort umge-
setzt werden.
In einer angeregten Podiumsdiskus-
sion tauschte sich Staatssekretär Pronold
In Zukunft werde es immer mehr dezentrale
Erzeuger geben, die Wohnungsunternehmen
seien hier wichtige Akteure, betonte GdW-
Präsident Axel Gedaschko.
„Wir reichen Ihnen die Hand für eine konstruktive Zusammenarbeit – sonst werden es andere tun“,
so das Angebot von GdW-Chef Gedaschko an Michael Wübbels (VKU) (v. r.)
Sie diskutierten: Detlef Raphael (Städtetag), Axel Gedaschko (GdW), Michael Wübbels (VKU),
Staatssekretär Christian Gaebler, Bau-Staatssekretär Florian Pronold und Hans-Jürgen Cramer
(3C-PreCon GmbH) (v. l.)
Thomas Jebsen (DKB) erläuterte, wie die Fi-
nanzierung von Energieeffizienz-Vorhaben bei
der Kooperation von Wohnungswirtschaft und
Stadtwerken aussehen kann.
Fotos: Andreas Schulz, EiB
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