WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 12/2015 - page 4

lin. Das zeige sich vor allem mit Blick auf
Indikatoren wie Bevölkerungsentwicklung,
Altersstruktur, Zu- und Abwanderungen,
aber auch die Lebenserwartung der Bevöl-
kerung. Diese sei in vielen strukturschwa-
chen Regionen geringer als in prosperieren-
den Regionen.
Mit der Online-Anwendung INKAR (Indika-
toren und Karten zur Stadt- und Regional-
entwicklung) lassen sich in wenigen Schrit-
ten thematische Karten für alle Landkreise
in Deutschland erstellen, beispielsweise
zur Höhe von Einkommen und Renten, zur
Altersstruktur oder zum Anteil der Hoch-
schulabsolventen. Weitere Darstellungs-
möglichkeiten beziehen sich auf Gemein-
deverbände, Mittelbereiche, IHK-Bezirke,
Bundesländer und europäische Regionen.
Möglich sind Stadt-Land-Vergleiche sowie
Auswertungen nach Alter und Geschlecht.
Die meisten Statistiken reichen bis 1995
zurück. Sämtliche Daten und Karten kön-
nen in alle gängigen Formate exportiert
und weiter verarbeitet werden.
„Regionale Informationen kostenfrei
bereit zu stellen, entspricht dem Leitge-
danken der Bundesregierung und der
EU-Kommission: Bislang unzugängliche
Daten-und Informationsbestände der Ver-
waltungen sollen künftig weitestgehend
uneingeschränkt und leicht zugänglich
jedem zur Verfügung stehen. Die Anwen-
dung können alle Interessierten ohne viel
Vorwissen nutzen“, sagte BBSR-Direktor
Herrmann.
Das BBSR richtet sich mit der Anwendung
an viele Nutzer: Kommunen können die
Statistiken für Planungen und politische
Entscheidungen heranziehen. Für Wis-
senschaftler, Lehrer oder Marktforscher
ist die Anwendung ein leicht nutzbares
Arbeitsmittel, um beispielsweise regio-
nale Benchmarks, Unterrichtsmaterialien
oder Potenzialanalysen zu erstellen. Jour-
nalisten können damit Themen statistisch
untermauern und grafisch darstellen.
(schl/schi)
Den Online-Atlas finden Sie unter
– oder indem Sie mit Ihrem Smartphone oder
Tablet-PC diesen QR-Code einscannen:
BUNDESPOLITIK
Bauwirtschaft fordert Erhöhung der Afa im Wohnungsbau und steuerliche
Förderung der energetischen Gebäudesanierung
München – „Es kommen immer noch zu wenig neue Wohnungen auf den Markt. Für 2014 rechnen wir mit rund 235.000
neuen Wohnungen, das ist immer noch weniger als jene 250.000 Wohnungen, die gebraucht werden, um die Nachfrage
insbesondere in den Ballungsgebieten zu befriedigen. Zwar wurden im vergangenen Jahr rund vier Prozent neue Woh­
nungen mehr genehmigt als noch 2013, doch scheint die Nachfrage im gehobenen Preissegment an ihre Sättigungsgrenze
zu kommen. Gebraucht wird preiswerter, bezahlbarer Wohnraum“, so der Vorsitzende der Bundesvereinigung Bauwirt­
schaft, Karl-Heinz Schneider, anlässlich der Frühjahrspressekonferenz seines Verbandes am 12. März 2015 in München.
Schneider verwies auf Untersuchungser-
gebnisse, wonach die bereits nach derzei-
tigen Standards errichteten Mehrfamilien-
häuser in Innenstadtlagen zu Mietpreisen
von über 10 Euro führten. „Will man Inves-
toren interessieren, hier preiswerter anzu-
bieten, wird man um höhere Abschrei-
bungssätze nicht herumkommen. Daran
will die Koalition aber offensichtlich vorerst
nichts ändern. Wir halten die Erhöhung der
Abschreibungssätze im Mietwohnungsbau
von zwei Prozent auf vier Prozent nach wie
vor für notwendig“, so Karl-Heinz Schnei-
der.
Die Bundesvereinigung Bauwirtschaft for-
dert darüber hinaus, die steuerliche Förde-
rung der energetischen Gebäudesanierung
endlich umzusetzen. Allerdings kritisierte
Schneider die Pläne der Koalition, wonach
bei einer Investition von 10.000 Euro, zum
Beispiel in die Fassadendämmung, der
Investor nur 1.000 Euro als Steuerabzug
ersetzt bekommen sollte – dieses allerdings
nicht auf einmal, sondern über 10 Jahre
gestreckt, also 100 Euro Steuerersparnis
pro Jahr. „Wenn man über dieses Instru-
ment Hausbesitzer zu Investitionen bewe-
gen will, ist das kein ernst zu nehmender
Vorschlag“, so Schneider wörtlich. „Wir
können uns des Eindrucks nicht erwehren,
dass hier etwas gemacht wurde, dessen
Scheitern vorprogrammiert war.“
Bauwirtschaft: drei Prozent Plus in
2014 – zwei Prozent Plus für 2015
„In 2014 haben wir ein Umsatzplus von
drei Prozent und damit einen Umsatz von
217 Milliarden Euro über alle Bereiche
unserer Vereinigung hinweg erwirtschaf-
tet. Damit lag die Bruttowertschöpfung
des Baugewerbes mit einem Plus von 2,7
Prozent deutlich über dem Durchschnitt
der gesamten Volkswirtschaft mit einem
Plus von 1,4 Prozent“, so Schneider. Zum
Jahresende rechnet das Bauhauptgewerbe
insgesamt mit einem Umsatzzuwachs von
vier Prozent gegenüber 2013, was einem
Umsatz von 80,5 Milliarden Euro entspricht.
Die positive Entwicklung ist zum wieder-
holten Male vomWohnungsbau ausgegan-
gen, wo der Umsatz mit sechs Prozent im
Plus lag. Für den Ausbaubereich insgesamt
geht die Bundesvereinigung Bauwirtschaft
von einem Umsatz von 78,5 Milliarden Euro
aus, was einer Steigerung von zwei Prozent
gegenüber 2013 gleichkommt. Und auch
der Bereich Gebäudetechnik erwartet eine
Umsatzsteigerung von zwei Prozent auf 58
Milliarden Euro.
Wohnungsbau ist wichtigster Impuls­
geber
Insgesamt wird die für die Mitgliedsun-
ternehmen der Bauwirtschaft wichtigste
Sparte – der Wohnungsbau – in 2015 wei-
ter für Impulse sorgen. Das betrifft insbe-
sondere das Bauhauptgewerbe. Bauhaupt-
gewerbe und Ausbau erwarten jeweils eine
Umsatzsteigerung um zwei Prozent, das
bedeutet für das Bauhauptgewerbe eine
Steigerung auf circa 82 Milliarden Euro und
für den Ausbaubereich auf circa 80 Milliar-
den Euro. Bei der Umsatzentwicklung im
Wohnungsbau wird insgesamt ein hohes
Niveau gehalten, auch weil in den letzten
Jahren weiterhin mehr Wohnungen geneh-
migt als gebaut wurden.
„Wir sind verhalten optimistisch, was die
weitere Entwicklung angeht, denn der
Wohnungsbau wird weiterhin die Kon-
junktur stützen; wir haben immer noch
eine Lücke von rund 400.000 Wohnun-
gen, die nicht gebaut worden sind. Auch
die Energiewende erfordert wesentlich
höhere Investitionen als bisher und nicht
zuletzt wird die öffentliche Hand irgend-
wann wieder mehr in ihre Infrastruktur
investieren“, so Schneider abschließend.
(berg/schi)
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