WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 12/2015 - page 3

„Deutschland ist ein Land voller regiona-
ler Unterschiede. Vor allem die Metropo-
len und ihr Umland, aber auch viele klei-
nere Großstädte befinden sich weiterhin
auf Wachstumskurs. Die Kluft zwischen
wachstumsstarken Regionen und struk-
turschwachen, dünn besiedelten Räumen
ist deutlich sichtbar“, sagte BBSR-Direktor
Harald Herrmann bei der Vorstellung der
Online-Anwendung am Montag in Ber-
BUNDESPOLITIK
Bundesregierung weist auf Mangel an altersgerechten Wohnungen hin
Berlin – In Deutschland gibt es eine große Lücke bei der Versorgung mit altersgerechtem Wohnraum. Was die Wohnungs­
wirtschaft seit langem anmahnt, darauf weist nun auch die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage
der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hin. Allein für den Personenkreis der über 65Jährigen mit Mobilitätseinschrän­
kungen fehlten danach schätzungsweise 2,7 Millionen Wohneinheiten. Dem stehe derzeit ein altersgerechter Wohnungs­
bestand in Deutschland von nur 700.000 Wohnungen gegenüber.
Die Bundesregierung beruft sich dabei auf
eine Studie der Prognos AG, die das Wirt-
schaftsforschungsunternehmen im Juli
2014 im Auftrag der KfW Bankengruppe
erstellt hatte. Es rechnet darin bis zum Jahr
2030 auch mit einem Anstieg des Bedarfs
auf rund 3,6 Millionen altersgerechte Woh-
nungen. Daraus ergebe sich, heißt es in der
Antwort weiter, ein Investitionsbedarf von
insgesamt 50 Milliarden Euro.
Die Bundesregierung betont, dass die
KfW mit dem Programm „Altersgerecht
Umbauen“ Maßnahmen fördere, mit
denen unter anderem Barrieren im Woh-
nungsbestand reduziert würden. Es leiste
außerdem einen wichtigen Beitrag zur
Schließung der Versorgungslücke. So seien
im Zeitraum von April 2009 bis Dezember
2014 mit KfW- und Bundesmitteln mehr als
145.000 Wohneinheiten mit einem Zusa-
gevolumen von 1,81 Milliarden Euro alters-
gerecht umgebaut.
Die Förderung des altersgerechten Umbaus
sei zudem auch in das am 1. Juli 2013 in
Kraft getretene Altersvorsorge-Verbesse-
rungsgesetz – das so genannte „Wohn-
Riester“ – aufgenommen worden. Damit
erhielten förderberechtigte, ihre Wohnung
selbst nutzende Eigentümer seit Januar
2014 die Möglichkeit, die Förderung für
die rechtzeitige bauliche Vorsorge im Alter
einzusetzen.
Evaluation belegt Notwendigkeit
frischer Haushaltsmittel
Nach der Entscheidung der Bundesregie-
rung, die Förderung des altersgerechten
Umbaus wieder aufzunehmen, lieferte das
Prognos-Gutachten die wissenschaftliche
Bestätigung: Das KfW-Programm „ist ein
wichtiger Impulsgeber für die altersge-
rechte Wohnraumgestaltung in Deutsch-
land”, stellt die Prognos AG in ihrem End-
bericht zur Evaluation des Programms
fest. Prognos bestätigt positive fiskalische
Effekte des KfW-Programms sowie Einspa-
rungen bei der Sozialhilfe und der Pflege-
versicherung. Besonders auf den letzten
Punkt hat auch der Spitzenverband der
Wohnungswirtschaft GdW verwiesen und
Politik und Pflegekassen aufgefordert, sich
an Umbaukosten stärker zu beteiligen.
Die Prognos-Evaluation zeigt, dass die
geplante Verwendung frischer Haushalts-
mittel für das Programm nicht nur ökono-
misch gerechtfertigt, sondern längst über-
fällig war. Ein deutlich höherer Ansatz als
die derzeitigen 10 Millionen Euro wäre
wünschenswert. Der Bericht sollte aus
Sicht des GdW Ansporn für eine künftige
bessere Mittelausstattung sein.
(hib/schi/wede)
Die Antwort der Bundesregierung finden Sie
unter diesem Kurzlink: bit.ly/1Ajs0OP –
die Prognos-Evaluation unter
in der Rubrik „Publikationen“
Weiter auf Seite 4
Quelle: BBSR Bonn 2015
Neuer OnlineAtlas veranschaulicht Lebenslagen in Deutschland und Europa
Berlin – Ein neuer OnlineAtlas des
Bundesinstituts für Bau, Stadtund
Raumforschung (BBSR) veranschau­
licht die Lebensumstände in Deutsch­
land und Europa. Auf der Website
nnen sich Interes­
sierte anhand thematischer Karten
und regionaler Statistiken informie­
ren, wie sich die Lebensund Stand­
ortbedingungen regional unterschei­
den. Der interaktive Atlas enthält
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Themen wie Bildung, Soziales, Demo­
grafie, Wirtschaft, Wohnen und Um­
welt. Die aktuelle Ausgabe umfasst
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