Es ist salonfähig geworden, über sein eigenes Scheitern
zu sprechen – vor allem in der Start-up-Szene. Doch
in Managementkreisen ist das Phänomen nur bedingt
angekommen. Um dies zu ändern, brachen auf der Messe
„Zukunft Personal Europe 2018“ drei Persönlichkeiten das
Schweigen: die Unternehmerin Anne Koark, die ehemalige
DGFP-Geschäftsführerin Katharina Heuer und der
Bionade-Erfinder Peter Kowalsky.
Die Britin Anne Koark ver-
steht sich als „Missionarin
des Scheiterns“. Nach der
Insolvenz ihres Unternehmens
stand sie vor dem Nichts. Ihr
Netzwerk half ihr, wieder auf-
zustehen.
„Scheitern
ist keine
Schuldfrage,
sondern eine
Lernfrage“
Fotos: Martin Pichler
Mit ihrer Firma „Trust in Business“,
die ausländischen Firmen bei Geschäften
in Deutschland half, wurde die britische
Unternehmerin Anne Koark als Existenz-
gründerin in den Medien gefeiert. Doch
dann kam der Absturz in die Insolvenz.
Sie verlor ihr Unternehmen und ihre
Eigentumswohnung. Als alleinerziehen-
de Mutter stand sie vor dem Nichts. In
einer Situation, in der sie alle für eine
Versagerin hielten, besann sie sich auf
die Dinge, die ihr niemand wegnehmen
konnte: die eigene Arbeitskraft, Ideen-
reichtum, Kontakte. „Man denkt immer,
Leute, die pleite sind, kennen niemanden
mehr. Aber wenn sie ehrlich und aufrecht
mit anderen umgegangen sind, dann ha-
ben sie ein super Netzwerk“, so Koark.
Sie musste damals an einen ehemaligen
Vorgesetzten denken und eine Situation,
in der sie einen Fehler machte: Sie sollte
die Gehälter zum Steuerberater faxen, er-
wischte jedoch den falschen Knopf und
so landeten die Zahlen beim Lieferanten.
Sie gestand ihren Fehler sofort und sagte
ihrem Chef, er müsse sie entlassen. Statt-
dessen bekam sie eine Gehaltserhöhung.
Diese und andere Erinnerungen und Er-
lebnisse trieben Anne Koark dazu, mit
ihren Erfahrungen nach der Insolvenz an
die Öffentlichkeit zu gehen. Sie schrieb
einen Artikel und erlebte eine überwäl-
tigende Resonanz. Sie wurde von der EU
eingeladen, über Insolvenz zu sprechen,
durfte mit der Bundesjustizministerin
auf die Bühne und Input für eine neue
Gesetzgebung liefern. Sie gründete den
Verein „B.I.G = Bleib im Geschäft e. V.“,
um die hohe Selbstmordrate der Betrof-
fenen zu bekämpfen. Kurzum, sie wur-
de zu einer Missionarin des Scheiterns.
„Man muss zu dem stehen, was passiert
Von Stefanie Hornung
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personalmagazin 11.18
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