Personalmagazin 11/2018 - page 7

Chefsache-Award
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KARSTEN ZUNKE ist freier Journalist in Berlin.
dert und sichtbarer gemacht werden. So werden zum Beispiel
regelmäßig Cross-Mentoring-Programme für weibliche Füh-
rungskräfte durchgeführt. Elemente eines Cross-Mentorings sind
unter anderem Workshops, Shadowing, Einzel- und Gruppen-
coachings. Für 15 Monate werden die Frauen auf diese Weise von
Mentorinnen und Mentoren bei der Entwicklung ihrer Karriere
unterstützt. Unternehmensübergreifende Karriere-Workshops
ermöglichen eine zusätzliche Vernetzung der Frauen auf zahl-
reichen Ebenen. Im Jahr 2017 fanden mehr als 30 Workshops
und Fachtagungen statt. Zusätzlich agieren 20 Frauen aus den
Bündnisunternehmen als „Macherinnen“. Sie sind Vorbilder und
Förderinnen zugleich.
Strahlkraft über die Region hinaus
Neben der Selbstverpflichtung der renommierten Unternehmen
und der engen Anbindung an deren Geschäftsführungen ist eine
starke mediale Präsenz ein weiteres Kennzeichen der Initiative.
Das eigene Internetportal, Anzeigen sowie eine regelmäßige Be-
richterstattung in den Medien sorgen für eine hohe öffentliche
Wahrnehmung. Nach Ansicht der Jury setzt das Bündnis nicht
nur ein Zeichen für Köln, sondern hat Strahlkraft auch über die
Region hinaus. „Toll wäre, wenn wir es schaffen, kleine und mit-
telständische Unternehmen für eine große Gender-Kooperation
zu begeistern oder andere Städte von der Kölner Bündnisidee
zu überzeugen“, sagt Christine Kronenberg, geschäftsführende
Inhaberin von Female Resources. Ganz im Sinne der Chancen-
gleichheit steht die Kooperation jeweils für ein Jahr unter der
Schirmherrschaft eines der Bündnisunternehmen. Stets ist ein
männliches und ein weibliches Vorstandsmitglied beteiligt.
Fünf-Stunden-Tag bei gleichem Gehalt
Zu den Top 3 unter den Award-Bewerbern zählten weiterhin
Rheingans Digital Enabler sowie Women Speaker Foundation.
Der Zweitplatzierte, die Firma Rheingans Digital Enabler, konnte
die Jury mit einem mutigen Schritt begeistern: Als erste Agen-
tur in Deutschland hat Rheingans Digital Enabler den Fünf-
Stunden-Tag bei gleichem Gehalt eingeführt. Das revolutionäre
Arbeitszeitmodell wurde durch ein agiles Projektmanagement,
Zeitsparmaßnahmen, effiziente digitale Werkzeuge und hohe
Konzentration ermöglicht. Rheingans Digital Enabler ist eine
Agentur, die mit Strategieberatung, Umsetzungskompetenz und
Workshops Firmen bei der digitalen Transformation unterstützt.
Das Team besteht aus Strategen, Beratern, Konzeptentwicklern,
Designern, IT-Entwicklern, SEO-Experten und Vermarktern.
„Nicht nur die Arbeit, auch das Anspruchsdenken hat sich ge-
ändert“, erläutert Agentur-Chef Lasse Rheingans. „Heute wollen
Mitarbeiter wertgeschätzt und möglichst selbstbestimmt gute
Arbeit abliefern. Gleichzeitig haben sie ein Interesse, der Familie
gerecht zu werden. Mit unserem Modell ist dies möglich.“
Der Fünf-Stunden-Tag brachte viele Vorteile: Er führte nach
Aussagen des Unternehmens zu hoch motivierten Mitarbeitern,
weniger Krankmeldungen und weniger Fluktuation sowie einer
steigenden Attraktivität des Unternehmens bei qualifizierten
Bewerbern. Kinderbetreuung und Beruf können so besser mit-
einander vereinbart werden und Frauen mit Familie einfacher in
Führungspositionen aufsteigen. Gleichzeitig können die Nach-
teile üblicher Teilzeitmodelle – wie finanzielle Einbußen, bei
Beförderungen oder eine Entscheidung zwischen Karriere oder
Familie eliminiert oder zumindest stark verringert werden. Da
der Fünf-Stunden-Tag unbefristet eingeführt wurde, kann die
Chancengerechtigkeit nachhaltig verbessert werden.
Expertinnen als Role Models
Über den dritten Platz durfte sich die im Jahr 2010 von Regina
Mehler gegründete Women Speaker Foundation freuen. Das Ziel
dieses Projektes: mehr Frauen auf Bühnen und Podien sowie in
Führungspositionen bringen, um die öffentliche Wahrnehmung
zu steigern. Aus einem Netzwerk von mittlerweile mehr als 600
Frauen werden heute Expertinnen als Rednerinnen, Moderato-
rinnen oder für die Leitung von Workshops empfohlen. Außer-
dem unterstützt die Women Speaker Foundation die Frauen
dabei, als Teil ihrer Karrierestrategie eine eigene Expertenmarke
aufzubauen. Dazu hat die Vereinigung diverse Formate entwi-
ckelt: Beispielsweise wurde mit dem „Innovation Summit“ für
Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft eine Plattform zum
Austausch geschaffen. Als direkte Instrumente wurden Work-
shops sowie eine Strategieberatung für Frauen etabliert.
Das waren die Bewertungskriterien
Der Chefsache-Award wurde am 27. September 2018 im Rahmen
des ZEIT Wirtschaftsforums in Hamburg vergeben. Es konnten
sich Unternehmen aus allen Branchen bewerben. Eine Experten-
jury, die sich aus Mitgliedern der Chefsache-Initiative sowie
Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medien zu-
sammensetzt, bewertete die eingereichten Projekte. Zu den Be-
wertungskriterien zählte, dass die Projekte auf mehr Chancen-
gerechtigkeit für Frauen und Männer in der Arbeitswelt abzielen
– zum Beispiel einen höheren Frauenanteil in Führungspositio-
nen, mehr Chancengerechtigkeit im Bewerbungsprozess, im
Arbeitsalltag oder bei Beförderungen. Ebenfalls relevant war der
Innovationscharakter des Projektes innerhalb der jeweiligen
Branche und warum eine Idee für andere interessant und nutz-
bar ist. Die Bewerbung war unabhängig davon, ob eine Idee ganz
frisch in einem Unternehmen umgesetzt wird oder man bereits
erste Ergebnisse vorweisen kann.
Hintergrund: Die Initiative Chefsache
Die Initiative Chefsache ist ein Netzwerk von Füh-
rungskräften aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentli-
chem Sektor und Medien unter der Schirmherrschaft
von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Initiative
setzt sich für Chancengerechtigkeit zwischen Frau-
en und Männern ein und will den gesellschaftlichen
Wandel mit neuen Konzepten unterstützen. Das
Personalmagazin ist Medienpartner des Chefsache-
Award 2018.
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