Personalmagazin 8/2017 - page 51

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08/17 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
PROF. DR. MARTIN KLAFFKE
lehrt Personal und Organisa-
tion an der Hochschule für
Technik und Wirtschaft Berlin
und leitet das Hamburg Institute of Change
Management.
Während Unternehmen mit der Ver-
dichtung von Teamflächen ihre in Flä-
chenwirtschaftlichkeit gemessenen
Effizienzziele meistens schnell errei-
chen, wird der Erfüllungsgrad der ver-
haltensorientierten Ziele kaum oder
nur unsystematisch erhoben. Jahrelang
gelebte Arbeitsroutinen und gefestigte
Einstellungen anzupassen, dauert in der
Regel länger als die Laufzeit typischer
Büromodernisierungs-Projekte.
Wenn neue Verhaltensweisen, wie
Selbstorganisation und autonome Wahl
des Arbeitsortes, allerdings keine
nachhaltige Förderung erfahren, be-
steht die Gefahr, dass Mitarbeiter von
den neuen Arbeitsszenarien, etwa den
Lounges oder den Relax-Bereichen, kei-
nen Gebrauch machen und deren Poten-
ziale ungenutzt bleiben. Die Initiatoren
neuer Büro- und Arbeitswelten müssen
daher „dran bleiben“. Dies bedeutet bei-
spielsweise, nach der Besiedelung der
neuen Fläche Vorgesetzte anzuhalten,
das neue Büronutzungsverhalten regel-
mäßig in Einzelgesprächen und Teambe­
sprechungen zu thematisieren. Zudem
sollten Beschäftigte ermuntert werden,
am Beginn des Arbeitstages zum Bei-
spiel mit App-Unterstützung zu planen,
welche Aktivität in welchem Arbeitssze-
nario durchgeführt werden soll. Hierfür
bietet es sich an, die erste Planungs-
runde mit den Mitarbeitern gemeinsam
durchzuführen und dann die Erstellung
des Aktivitäten- und Arbeitsplatzplans
anhand von Stichproben nachzuhalten.
Ergänzend empfiehlt es sich, die Füh-
rungsinstrumente zu überprüfen und
gegebenenfalls anzupassen, wie etwa
Führungsgrundsätze, Beurteilungen
oder Zielvereinbarungen, die das Ver-
halten von Mitarbeitern und Führungs-
kräften strukturell beeinflussen.
Schließlich sollte auch das Kollabora-
tions- und Nutzerverhalten in der neuen
Büro- und Arbeitswelt regelmäßig erho-
ben werden. Innovative Instrumente zur
Kommunikations- und Netzwerkanaly-
se bieten sich hierfür ebenso an wie die
klassische Mitarbeiterbefragung. Letzte-
re könnte beispielsweise um Fragen zum
Kommunikationsverhalten sowie um de
facto genutzte Freiheitsgrade bei der Wahl
des Arbeitsortes erweitert werden. Die
gemessenen Veränderungsfortschritte
empfiehlt es sich schließlich, kritisch zu
reflektieren und – soweit erforderlich –
sowohl die physische Bürokonfiguration
als auch die Standards für Führung und
Zusammenarbeit in den neuen Arbeits-
welten nachzujustieren. Im Endeffekt
bedeutet dies, den Büroraum als Treiber
einer Kultur der Agilität zu nutzen.
MOBILISIERUNGSPROGRAMM
QUELLE: EIGENE DARSTELLUNG
Planung und Steuerung
Ziele der neuen Bürowelt
definieren, Veränderungs­
architektur aufsetzen
Task Force
Change
Management
„Change Story“
und Logo
Partizipative
Gestaltung
Interaktionszonen
Checkliste für
Vorbereitung
Umzug
Kommunikation
Veränderung bewusst erzählbar
machen, Akzeptanz und
Verständnis fördern
Sponsorship & Führung
Veränderungswille fördern,
Beschäftigte einbinden und
Wandel beschleunigen
Qualifikation
Handlungskompetenz für
neue Büro- und Arbeitswelt
vermitteln
HANDLUNGSFELDER
AKTIONEN (Beschäftigte/Führungskräfte)
1
2
3
4
Change
Readiness
Assessment
Flyer und
Wiki „Neue
Arbeitswelt“
Team-
Workshops
Ambassador
Sounding
Boards
Musterfläche
„Neue
Arbeitswelt“
Farewell-Event/
und
Baustellenparty
Büro-Rallye,
Willkommens-
Paket
Mitarbeiter-
befragung
Baustellen-
Besuch/
Führung
Führungskräfte-
Workshops
(„Spielregeln“)
Der Übergang von traditionellen zu zukunftsorientierten
Bürolandschaften ist ein tief greifender Veränderungs-
prozess, der systematisch orchestriert werden muss.
Wettbewerb
Namen
Besprechungsräume
Führungskräfte-Coaching/
Leadership-Training
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