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SPEZIAL RECRUITING
_SOFTWAREEINSATZ
spezial Recruiting 06/16
W
er heute im Kampf um die
besten Köpfe als Sieger
hervorgehen will, muss
Kandidaten verstärkt über
Online-, Social Media- und mobile Kanä-
le ansprechen. Moderne E-Recruiting-
Lösungen sollen dabei unterstützen,
stehen aber immer häufiger auch in der
Kritik. Der Grund: So manches Talent
der Generation Y würde den Firmen
durch die Lappen gehen, weil durch die
Automatisierung und Standardisierung
der Lösungen interessante Kandidaten
mit außergewöhnlichen Lebensläufen
ausgegrenzt würden oder exotische Stel-
lenausschreibungen nur nach Schema F
abgebildet werden könnten. Und Bewer-
bungen über mobile Endgeräte ließen
sich schon gar nicht realisieren.
Aber hakt es wirklich an der Software
oder sind es eher die Prozesse, die da-
hinter stehen? Grund genug, einmal zu
betrachten, welche Trends im Recruiting
vorherrschen und was moderne E-Recrui-
ting-Lösungen tatsächlich leisten können.
Je einfacher, desto besser
Von der Ausschreibung über das Be-
werbungsverfahren bis hin zur Stellen-
besetzung muss der Recruiting-Prozess
den Kandidaten in den Mittelpunkt rü-
cken. Dabei gilt es, eine durchgängige
positive Erfahrung über alle Kontakt-
punkte zu gewährleisten. Denn schon
Kleinigkeiten genügen, damit ein Be-
werber abspringt. Negativ-Erfahrungen
im Bewerbungsprozess können zudem
weitreichende Folgen haben. In vielen
Von
Steffen Michel
An der Technik hakt es selten
PRAXIS.
Eine Bewerbung sollte heute einfach und schnell funktionieren, doch häufig
hakt das noch. Schuld ist selten die Software, sondern der dahinter liegende Prozess.
Fällen werden enttäuschte Bewerber
künftig auch Produkte des Unterneh-
mens meiden.
Noch immer setzen allzu viele Firmen
auf ausführliche Bewerbungsformulare.
So wollen sie bereits im Vorfeld weni-
ger qualifizierte oder weniger motivierte
Kandidaten aussortieren. Doch damit
finden sie anstatt der gewünschten High
Potentials nur die Verzweifelten, die
vor einer Litanei an Pflichtfeldern nicht
zurückschrecken. Zeit und Aufwand zu
sparen, ist gerade für Kandidaten rele-
vant, die sich aus einer bestehenden An-
stellung heraus bewerben.
Wichtig für eine positive Bewerber-
erfahrung ist daher ein komfortabler
und vor allem möglichst einfacher Be-
werbungsprozess. Dazu können gute
E-Recruiting-Lösungen einen wertvollen
Beitrag leisten. Diese verfügen beispiels-
weise über Schnittstellen zu Social-Me-
dia-Plattformen wie Xing oder LinkedIn
und können die Daten der Bewerber
direkt aus ihren Profilen ins System
übernehmen. Interessenten füllen ihre
Bewerbung bereits mit wenigen Klicks
aus. Sollen dann noch weitere Unterlagen
wie Zeugnisse angehängt werden, kann
dies schnell über einen Upload erfolgen.
Gute Lösungen bieten Bewerbern zudem
die Möglichkeit, mit ihrem persönlichen
Login jederzeit Einblick in den aktuellen
Status des Verfahrens zu erhalten.
Filter sind handgemacht
Automatisierte Filter dienen dazu, im
Recruiting-System eine Vorauswahl zu
treffen. Sind für eine Stelle bestimmte
Kriterien wie ein Führerschein entschei-
dend, werden Bewerber, die diese nicht
erfüllen, automatisch aussortiert. Dies
kann aber dazu führen, dass Bewerber
mit außergewöhnlichen Lebensläufen
durchs Raster fallen. Entscheidend ist:
Nicht die Software, sondern der Anwen-
der definiert die Filter. Personaler müs-
sen deshalb genau überlegen, nach wel-
chen Kriterien sie aussortieren möchten.
Eine durchdachte Fokussierung ist für
den gesamten Bewerbungsprozess es-
senziell und setzt schon bei der Stellen-
ausschreibung an. Nur wenn diese auf
den Punkt formuliert ist, die richtigen
Schlüsselbegriffe verwendet und in der
passenden Stellenbörse platziert wird,
erreicht sie die richtigen Kandidaten.
Auch hier kann moderne Software un-
terstützen: Intelligente Systeme wählen
auf Basis der Stellenbeschreibung aus der
Vielzahl von Stellenbörsen automatisch
die geeigneten aus. Über Multiposting
ermöglichen sie zudem die gleichzeitige
Veröffentlichung von Anzeigen auf ver-
Noch immer setzen
allzu viele Firmen auf
ausführliche Bewer-
bungsformulare. Doch
damit finden sie anstelle
von High Potentials nur
die Verzweifelten.