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SPEZIAL RECRUITING
_DIGITALISIERUNG
spezial Recruiting 06/16
D
as Recruiting hat sich in den
vergangenen 15 Jahren ein-
schneidend verändert. Das
ging nicht so schnell wie bei
Uber oder AirBnB, aber dafür gründli-
cher: Online-Stellenanzeigen sind heute
Standard, während Print-Stellenanzei-
gen nur noch ein Nischendasein fristen.
Die Bewerbung per Post wird von vielen
Unternehmen gar nicht mehr angenom-
men. Video-Interviews sind praxistaug-
liche Normalität und Active Sourcing ist
in vielen Unternehmen zur Selbstver-
ständlichkeit geworden.
Kurzum: In der Digitalisierung sind
wir Recruiter weiter als wir uns selbst
zugestehen. Gleichzeitig spielen viele
Themen, die als neu, mobil und digital
hochgejubelt werden, eigentlich nur auf
Konferenzen eine Rolle, ohne dass sie
spürbar im Recruiting-Alltag verbreitet
sind. Kürzlich hatte ich die Chance, mit
Kollegen aus befreundeten Unterneh-
men eine Bestandsaufnahme durchzu-
führen. Wir schauten uns an, welche
Themen wo in der Entwicklung stehen.
In der Praxis angekommen
Social Recruiting ist im Recruiting-All-
tag vieler großer Unternehmen fest ver-
ankert. Allerdings arbeiten diese hierbei
selten mit ihrer Recruiting-Software,
sondern eher mit den Recruiter-Lizen-
zen der großen Business-Netzwerke und
Browser-Plugins. Das Leistungsvermö-
gen der Bewerbermanagementsysteme
beschränkt sich nach wie vor maximal
auf Teilaspekte des Themas.
Von
Sören Frickenschmidt
Wo das Recruiting heute steht
TREND.
Dienste wie Uber oder AirBnB haben etablierte Geschäftsmodelle auf den Kopf
gestellt. Auch das Recruiting hat durch die Digitalisierung Veränderungen erfahren.
Print-Stelleninserate fristen
nur noch ein Nischendasein.
Auch die One-Click-Bewerbung wird
alltagstauglicher: CV Parsing (das Einle-
sen eines Lebenslaufs aus einem Word-
oder PDF-Format) und die Bewerbung mit
einem Business-Netzwerk-Profil sind gut
verbreitet. Hier bieten viele Hersteller
brauchbare Lösungen. Anfängliche Ak-
zeptanz-Probleme bei Nutzern scheinen
aus der Welt. Heute ist in vielen Bereichen
und Branchen nicht mehr die Technologie
eine Hürde, sondern allenfalls das Um-
denken bei Recruitern und Führungskräf-
ten. Denn mit der One-Click-Bewerbung
kommen im ersten Bewerbungsschritt
weniger und unspezifischere Daten als
früher beim Unternehmen an.
Mit Blick auf „Mobile Recruiting“ sind
zumindest die der Bewerbung vorgelager-
ten Schritte mittlerweile gut abgedeckt:
Responsive Karrierewebsites, die sich fle-
xibel auf das jeweilige Anzeigegerät an-
passen, und mobile Stellenanzeigen sind
heute bei vielen Unternehmen im Ein-
satz. Bei der mobilen Bewerbung selbst
sieht die Welt jedoch anders aus.
Wo die Enttäuschung groß ist
Zu den Themen, auf denen Hoffnung
lag, die aktuell aber Ernüchterung und
Enttäuschung auslösen, zählt die mobi-
le Bewerbung. Obwohl die Technologie
grundsätzlich vorhanden ist, tun sich die