Immobilienwirtschaft 3/2015 - page 11

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3.2015
Talmon l’Armée ist überzeugt davon, dass
sich die Prozesse zwischen Bauindustrie,
Immobilienwirtschaft, aber auch Energie-
wirtschaft und deren Dienstleistern von
Jahr zu Jahr mehr vernetzen.
Insgesamt ergäben sich in den näch-
sten Produktentwicklungszyklen Fra-
gestellungen, die sich heute aber noch
schwer einschätzen ließen. Nahezu ge-
sichert sei jedoch, dass Gebäude immer
mehr zum Bestandteil von Energieerzeu-
gungs- und Energiespeicherüberlegungen
würden. Zudem werde sich der Druck,
„grüne” Energieformen einzusetzen, wei-
ter erhöhen.
Der Gedanke, dass Gebäude vollstän-
dig autarke Mikrokraftwerke würden,
die immer und überall grünen Strom er-
zeugten, werde sich jedoch nicht flächen-
deckend verwirklichen lassen. Talmon
l’Armée zieht einen Vergleich zum Web:
„Das Versorgungsnetz wird eine Art In-
ternet für Energie sein und viele Gebäude
schlüpfen in die Rolle einer Cloud, also
eines Backupspeichers, für Energie.”
Energiewende ist mehr als Strom-
wende
Die dezentrale Stromerzeugung
in Gebäuden sei nur ein Aspekt der Ener-
giewende, die im öffentlichen Diskurs
fast ausschließlich mit einer Stromwende
gleichgesetzt werde, so Wolfgang Rogatty,
Unternehmenssprecher von Viessmann.
Das entscheidende Potenzial liege imWär-
memarkt. „Wir haben die Chance, Jahr für
Jahr rund 15 Prozent der in Deutschland
verbrauchten Energie einzusparen. Das
entspricht der Energiemenge, die die deut-
schen Kernkraftwerke in der Vergangen-
heit produzierten, bzw. derMenge, die uns
Russland jährlich als Erdgas liefert.“
Auf dieses Thema, das noch in den
Kinderschuhen zu stecken scheint, wer-
den wir in einer der nächsten Ausgaben
eingehen.
diese Idee schon lange auf dem Schirm.
Merkmale seines Projekts „Am Quellen-
park“ in Bad Vilbel etwa sind Erdwärme-
kollektor, integrierte Photovoltaikanlage,
Wohnungslüftungsanlage, die in einem
Kombiwärmeerzeuger integriert ist, der
dazu noch zwei Wärmepumpen enthält.
Das Haus hat eine eigene Ladestation für
E-Cars und E-Bikes. An sonnigen Tagen
steht der überschüssige Strom für die E-
Mobilität bereit.
All diese Initiativen sind Leuchtturm-
projekte. (Wann) werden sie Standard?
Was meint die Energiewirtschaft?
Das
Energiesystem der Zukunft wird dezen-
tral sein, meint Alexander Knebel, Spre-
cher der Agentur für Erneuerbare Ener-
gien (AEE). Statt großer konventioneller
Kraftwerke würden künftig vor allem
kleine und mittelgroße Anlagen unsere
Versorgung sichern.
Knebel ist davon überzeugt, der Um-
bau des deutschen Energiesystems in
Richtung erneuerbare Energien sei einge-
leitet. Er sagt aber auch, dass sich in der
Gesamtbetrachtung die Erfolge in Sachen
Marktdurchdringung auf den Strommarkt
konzentrierten. So kletterte der Anteil der
erneuerbaren am Bruttostromverbrauch
im Jahr 2014 auf 27,3 Prozent. „Im Wär-
me- und Verkehrssektor lässt eine solche
Entwicklung leider noch auf sich warten.“
Auch Frank Talmon l’Armée, Ge-
schäftsführer der Epple-Holding in Hei-
delberg, ist überzeugt: „Die Änderungen
bei der Energieerzeugung und Energie-
verwendung werden sich in den nächsten
Jahren und Jahrzehnten in immer engeren
zeitlichen technischen Entwicklungszy-
klen ergeben.“
Schon heute habe ein Trend einge-
setzt, mit einer einzelnen Immobilie en-
ergieautark zuwerden. Diese Entwicklung
werde weitergehen. Allerdings würden
weiter Kraftwerke benötigt werden, die die
Grundversorgung sicherstellen müssten.
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Dirk Labusch, Freiburg
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In unserer Gruppe InDIR:A geht es um die
Frage, inwieweit Sie die Thesen von Rifkin
teilen. Welche Bedeutung haben sie für die
aktuelle Diskussion zum Thema „Energie“?
Und was bedeuten die Thesen tatsächlich
für die Immobilienwirtschaft?
Verschiedene Entwicklungen, etwa der massive Internetausbau, werden
großen Einfluss auf die Gesellschaft haben. Einige Visionäre, wie der
Soziologe Jeremy Rifkin, sagen beachtenswerte Dinge voraus, auch für die
Immobilienwirtschaft. Illusorisch? Visionär? Oder mehr? – Eine Serie.
Immobilienwirtschaft nach der
Dritten Industriellen Revolution:
Aspekte und Ausblicke
In
DIR
A
„Bei den erneuerbaren
Energien konzentrieren
sich die Erfolge auf den
Strommarkt. Ihr Anteil im
Wärmesektor stagniert.“
Alexander Knebel,
Sprecher der
Agentur für Erneuerbare Energien, Berlin
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