DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 5/2016 - page 42

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5|2016
ENERGIE UND TECHNIK
gelungen, unseren Wohnungsbestand punktuell
weiterzuentwickeln.
Wie viele barrierefreie Wohnungen
realisieren Sie im Jahr?
Seit 2010 haben wir auf diese Art mehr als 120
individuelle Maßnahmen umgesetzt. Diese punk-
tuellen Verbesserungen im Gebäudebestand sind
eine ideale Ergänzung zu den komplexen Maß-
nahmen. Bei etwa 90% der Maßnahmen aus den
vergangenen eineinhalb Jahren handelt es sich
umAnpassungen imBad. Der Rest verteilt sich auf
Türverbreiterungen und Schwellenbeseitigungen
zum Balkon hin.
Welche Rolle nimmt in diesem Zusammen-
hang ein schwellenloser Duschplatz ein?
Für einmöglichst langes selbstbestimmtes Leben
in der eigenen Wohnung ist ein schwellenloser
Duschplatz ein wesentliches Kriterium. Insbe-
sondere für ältere Bewohner wird dadurch eine
latente Unfallquelle im Bad beseitigt: die Bade-
wanne. Außerdem achtet unser Partner darauf,
rutschhemmende Bodenfliesen zu verwenden.
Durch die bodengleiche Gestaltung des Duschplat-
zes entstehen zusätzliche Bewegungsflächen. Bei
Mieternmit Pflegebedürftigkeit ist ein schwellen-
loser Duschplatz sehr wichtig, da dieser die Pflege
sowohl für Pfleger als auch für den zu Pflegenden
einfacher und komfortabler macht.
Lassen Sie Kompromisse hinsichtlich der
Einstiegshöhe bei barrierefreien Duschen zu?
Die Frage stellt an sich schon einen Widerspruch
dar. Ein Kompromiss bei der Einstiegshöhe ist
nicht barrierefrei. Dort, wo es technisch möglich
ist, werden barrierefreie Duschen eingerichtet.
Welche Möglichkeiten der Finanzierung
nutzen Sie für den Umbau?
Die Finanzierung erarbeiten wir zusammen mit
unserem Projektpartner. Wie bereits erwähnt,
konzipiert der die Wohnraumanpassungen an-
hand der individuellen Möglichkeiten und Be-
dürfnisse unserer Mieter. Die Finanzierung setzt
sich aus Pflegekassenzuschüssen, Modernisie-
rungsumlagen und Eigenbeteiligungen zusam-
men. Aber auch aus den Zuschüssen der Inves-
titionsbank des Landes Brandenburg (ILB) und
aus Förderkrediten der KfW für altersgerechtes
Umbauen.
Gelingt das mit Blick auf die Mietpreise
sozialverträglich?
Das gelingt sozialverträglich, da wir gemäß der
Vorgabe unseres kommunalen Gesellschafters
die jährliche Modernisierungsumlage auf 9% ge-
kappt haben. Darüber hinaus wurden in diesem
Jahr die Zuschüsse durch die Pflegekassen auf
4.000 € erhöht. Dies trägt dazu bei, den Eigen-
anteil zu verringern und den Mieter zu entlasten.
Eine schwellenlose Dusche lässt sich so teilweise
ohne Eigenanteil oder Modernisierungsumlage
realisieren. Die soziale Verträglichkeit der Mo-
dernisierungsumlage wird bei uns individuell
geprüft.
Wie genau bindet die ProPotsdam die Förde-
rung durch die Pflegekassen in Höhe von bis
zu 4.000 € in das Finanzierungskonzept ein?
In der Beratung zur Wohnraumanpassung spricht
Gang-Way GmbH mögliche Varianten einer Lö-
sung an. Das setzt umfangreiche Kenntnisse der
Lösungsmöglichkeiten voraus, die sich an den
Vorgaben des Sozialgesetzbuches (SGB XI § 40)
orientieren. Solche Kenntnisse sind i. d. R. weder
beimVermieter noch beimMieter vorhanden. Oder
wussten Sie, dass auch Hilfsmittelversorgungen
durch ein Rezept des Hausarztes eine Ausstattung
ergänzen können?
Nein.
Dieses spezialisierte Know-how ist während des
gesamten Prozesses der Beratung, Konzeptionie-
rung, Antragsstellung und Umsetzung essentiell,
weshalb wir uns für diesen Partner entschieden
haben. Bei gut 120 Wohnungen beläuft sich die
Investition allein aus den Pflegekassenzuschüssen
auf fast 500.000 €, die wir zusätzlich zu unseren
Instandsetzungsbudgets eingesetzt haben. Vor
dieser Zusammenarbeit war diemieterindividuelle
Anpassung kein Thema für uns. Aber mittlerweile
ist das sehr wichtig geworden. Der Dienstleister
hat hier vor Ort die entsprechenden Kontakte auf-
gebaut, etwa zu den Pflegekassen.
Herr Westphal, vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Dennis Jäger, PR-Redaktion Jägerei,
Waiblingen
.
Vorher: Das Bad bzw. die
Wanne wird für Bewohner
mit Bewegungseinschrän-
kungen zum unüberwindba-
ren Hindernis
Nachher: Trotz des
schlauchförmigen Grund-
risses wirkt das moderni-
sierte Bad geräumig. Der
barrierefreie Umbau wird
ab Pflegestufe 0 mit bis zu
4.000 € von den Pflegekas-
sen gefördert
Quelle: Gang-Way GmbH
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