Die Wohnungswirtschaft 11/2016 - page 26

NEUBAU UND SANIERUNG
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11|2016
getrockneten Ziegeln gemauertworden. Außerdem
hatte man auch Material verbaut, das in der Nähe
der Baustelle herumlag. „Wir haben dieWelle einer
Mühle als Deckenbalken gefunden“, sagt der für
die denkmalgerechte Sanierung verantwortliche
Architekt Olaf Schindel vom Büro SAHB Schindel
Architekten mit Sitz in Hamburg und Berlin.
Häuser seien gutmütig, so die Erfahrung des Archi-
tekten. „Wenn man ihnen nichts antut, halten sie
länger, als sie sollen. Das ist eigentlich ganz sym-
pathisch.“ Die Elbtreppenhäuser hielten, obwohl
man ihnen in der Nachkriegszeit einiges angetan
hatte. Die neuenWohngewohnheitenmit beheizten
Zimmern, dichten Fenster und provisorisch einge-
bautenDuschen hatten das Gebäudeklima aus dem
Gleichgewicht gebracht. Ein falscher Fassadenan-
strich trug das Seine dazu bei, den ursprünglichen
Feuchtigkeitsaustausch zu unterbinden. DieHäuser,
insbesondere das Sahlhaus, begannen zu faulen.
Schwierige Gründung
Hinzu kam, dass alle Gebäude ohne Gründung auf
einen von Wasseradern durchzogenen feuchten
Geestabhang gebaut worden waren. Vermeint-
liche Stützmauern erwiesen sich als einfache
Mauern ohne Gründung. Der ständigeWasserdruck
hatte ihnen in den vergangenen hundert Jahren
zugesetzt. Die Stützmauer abzureißen und neu
zu errichten, erwies sich als großes Problem. Das
oberhalb der Mauer stehende Gebäude hätte je-
derzeit ins Rutschen geraten können. Alsomusste
es abgerissenwerden, umeinemit Pfahlgründung
versehende wirkliche Stützmauer bauen zu kön-
nen. Das abgerissene Haus wird in einem zweiten
Bauabschnitt neu errichtet werden.
Um die beiden denkmalgeschützten Gebäude mit
einemsoliden Fundament zu versehen, wurde es im
sogenannten Pilgerschrittverfahren neu gegrün-
det. In Handarbeit wurde jeweils ein kleiner Teil
des Fundaments freigelegt und mit einer neuen
Gründung versehen. Dann wurde der nächste Ab-
schnitt stabilisiert. Ein aufwändiges, zeitraubendes
und teures Unterfangen. Ebenso aufwändig war
die Sanierung des Mauer- und des Holzwerks. Ver-
faulte Balken in den Wohnungen mussten ersetzt
werden und der gesamteDachstuhl stabilisiertwer-
den. Blieb die Haustechnik. So sind z. B. die neuen
Duschkabinen Spezialanfertigungen.
Mit dem Ergebnis sind jedoch alle Beteiligten zu-
frieden. Auchwenn die Spaziergänger auf demElb-
wanderweg und die Bewohner sich an den neuen
Farbanstrich der Häuser erst gewöhnen müssen.
Die einst hellgelben Häuser wurden in einemkräf-
tigen Ochsenblutrot angestrichen. „Das hat das
Denkmalschutzamt so bestimmt“, sagt Architekt
Olaf Schindel. „Der erste Farbanstrich, den das
Gebäude erhalten hat, war ochsenblutrot.“
Die Erneuerung der Elbtreppenhäuser war eine Herausforderung.
Das Ergebnis kann sich allerdings sehen lassen: Die Bewahrung eines
Stück des alten Hamburger Stadtbildes ist gelungen ...
Quelle: Autor
... auch wenn die Arbeiten am Häuserensembles sehr aufwändig waren. Die Gebäude stellten
sich als feucht heraus, viele Böden waren marode und die Gründung der Häuser problematisch
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