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11|2016
und Dokumente über Neumühlen und die Heu-
berg-Häuser, wie das Elbtreppen-Ensemble bis
in die 1950er Jahre hieß. Er kennt die Häuser
seit seiner Kindheit, hat als Jugendlicher am Kai
unterhalb der Häuser Fischmehl aus Fischkuttern
gelöscht und in der „Zwiebel“, einem irischen Sze-
nelokal, das es seit den 1970er Jahren in einem
der Häuser gab, Gitarre und Banjo gespielt. Seit
25 Jahren wohnt er in dem in den 1860er Jah-
ren gebauten Sahlhaus. Als Sahlhäuser werden
zweistöckige Arbeiterwohnhäuser bezeichnet,
die kein klassisches Treppenhaus haben. Von den
drei nebeneinanderliegenden Haustüren führen
zwei in die Erdgeschosswohnungen, eine zu den
Wohnungen im ersten Stock.
Obwohl Sahlhäuser in dieser Größenordnung sel-
ten sind, wollte das Denkmalschutzamt es lange
Zeit nicht unter Schutz stellen. Vom ursprüng-
lichen Gebäudeensemble seien nur noch Reste
erhalten – malerisch, aber rudimentär. Deshalb
sei eine „Bewertung als denkmalschutzwürdiges
Ensemble nach den Kriterien des Denkmalschutz-
gesetzes“ nicht zu begründen. Tatsächlich hatte
die Stadt Altona, die die am Hafen gelegene Häu-
sergruppe 1911 gekauft hatte, einen Teil der Ge-
bäude sofort abreißen lassen, um an dieser Stelle
ein Kraftwerk bauen zu lassen. Es wurde im Krieg
zerstört. Eine Hausreihe am Fuß des Geesthangs
wurde in den frühen 1930er Jahren abgerissen,
um den Straßenraum zu verbreitern.
Im Verlauf des Protestes stellte das Denkmal-
schutzamt dann doch zwei Häuser, das Sahlhaus
und ein gründerzeitlichesWohnhaus, unter Schutz.
Siewurden in einemersten Bauabschnitt denkmal-
gerecht mit öffentlicher Förderung saniert. Zwei
Häuser mussten abgebrochen werden, da sie ein-
zustürzen drohten. Eines wurde in alter Kubatur
mit neuen Grundrissen frei finanziert wieder auf-
gebaut. Das andere soll im zweiten Bauabschnitt
wieder hochgezogenwerden. 7,5Mio. € investier-
te SAGA GWG in die Sanierung der Häuser. „Das
ist dreimal so viel, wie uns der Abriss und Neu-
bau gekostet hätte“, betonte Vorstandssprecher
Dr. Thomas Krebs, als er die sanierten Gebäude der
Hamburger StadtentwicklungssenatorinDorothee
Stapelfeldt (SPD) präsentierte. Die lobte das Pro-
jekt. Es sei doch spannend, die Entwicklung der
Stadt über einen Zeitraum von anderthalb Jahr-
hunderten wieder erlebbar zu machen.
Aufwändige Baumaßnahmen
Die Baustelle hatte sich als wesentlich aufwändi-
ger erwiesen als befürchtet. Holzgutachten und
Kernbohrungen ergaben, dass die Bausubstanz
stark geschädigtwar.Wändewaren durchfeuchtet,
Holz verrottet. Die Gebäude waren seinerzeit mit
einfachstenMitteln erbaut worden – Arbeiterwoh-
nungsbau für Tagelöhner. Hier wohnten Hafenar-
beiter, kleine Angestellte und Hafenbeamte. Das
Sahlhaus aus den 1860er Jahren war mit luft-
Schmuck sind sie geworden,
die neuen alten Elbtreppen-
häuser
Quelle: Autor
Quelle: Autor
Mit Helm vor der alten
offenen Feuerstelle:
Architekt Olaf Schindel