Ulrike Silberberg
Chefredakteurin
EDITORIAL
Ausbaureserve
unterm Dach
Die Wohnraumnachfrage in den Ballungszentren und Wachstumsregionen kann nur
bewältigt werden, wenn auch der Wohnungsneubau für mittlere Einkommen wirkungs-
voll und gezielt gefördert wird. Die Ankurbelung des sozialen Wohnungsbaus ist zwar
dringend notwendig, reicht allein aber nicht aus. Sie muss um eine „Wohnungsbauför-
derung für die Mitte“ ergänzt werden. Das ist das Ergebnis der Studie „Strategien für
bezahlbares Wohnen in der Stadt“ vom Berliner Forschungsinstitut RegioKontext, im
Auftrag des GdW und weiterer Verbände der Bau- und Immobilienwirtschaft, die bereits
im März 2013 erstellt wurde.
Was ist seitdem passiert? Von Januar bis März 2015 wurde in Deutschland der Bau von
64.800 Wohnungen genehmigt. Das waren 1,5% oder 900 Wohnungen mehr als im
Vorjahreszeitraum. Damit setzt sich das Wachstum bei den Baugenehmigungen zwar
fort, aber deutlich weniger stark als im ersten Quartal 2014 – und damit enttäuschend.
Damals hatte das Plus gegenüber dem Vorjahr noch bei 15,3% gelegen.
Nicht ausgebaute Dachgeschosse bieten wirtschaftlich durchaus interessante Potenziale,
da die Kosten für das Grundstück und die Erschließung entfallen. Doch Vorsicht: Bauliche
Hürden wie Statik, Brandschutz und Barrierefreiheit müssen gelöst werden. Häufig wird
dann im Rahmen des Dachgeschossausbaus die Möglichkeit, das Gebäude ganzheitlich
zu sanieren, genutzt. Ein neues Dach (Seite 32) oder ein neuer oberer Gebäudeabschluss
(Seite 34) korrespondiert mit der Fassadengestaltung und lässt nicht selten auch bei
denkmalgeschützten Gebäuden (Seite 28) eine optische Aufwertung zu.
Von der Akzeptanz der Bürger und Bestandsmieter hängt mitunter der Erfolg großer
Nachverdichtungs- und Stadtteilentwicklungsprojekte ab. Ähnlich wie beim „Bündnis für
das Wohnen“, könnte Hamburg erneut bundesweites Vorbild werden. Die Verwaltung,
Bau- und Wohnungswirtschaft gehen in der Hansestadt einen Schritt über das Wohnen
hinaus und erproben in einem „Bündnis für die Quartiere“ die gezielte Weiterentwick-
lung und Stärkung zweier Stadtteile mit gemischter Wohn- und Gewerbenutzung
(Seite 10).
Herzlichst
Ihre
