CONTROLLER Magazin 2/2019 - page 3

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Editorial
Controller intensiv dieser Herausforderung stellen. Wie man diese Heraus-
forderung von der methodischen Seite fundiert angehen kann, zeigt Prof.
Gleißner in seinem Beitrag zu den „Grundlagen der Risikoquantifizierung“
ab S. 42. Auch die „Szenario-Analyse durch stochastische Simulation“
von den Autoren Gaul/Reitzenstein ab S. 78 beschreibt einen metho-
dischen Ansatz, der Artikel wird wie folgt eingeleitet:
„Das zugrunde lie-
gende Problem aller zukunftsbezogenen Entscheidungen ist das
der Unsicherheit.“
Genauso ist es! Und im Artikel ab S. 84 hat es der
Umgang mit Unsicherheit sogar in den Titel geschafft: „F&E-Controlling
oder vom Umgang mit Unwägbarkeiten.“ Dirk Radsziwill legt dar, wie
F&E-Controlling in besonderem Maß mit Unsicherheit umgehen muss
und welche Instrumente, z.B. Earned Value Management, dafür beson-
ders geeignet sind. Auch hier bietet die Digitalisierung neue Möglich-
keiten, z.B. durch Prescriptive Analytics. Radsziwill endet mit dem Satz:
„Die Toolbox ist gut gefüllt – und die Umsetzungshürde überwindbar.“
Dieser Satz könnte unter allen Beiträgen stehen, die wir auf unserer Rei-
se zum Umgang mit Unsicherheit gestreift haben. Unwägbarkeit bei der
Planung ist also kein Schicksal, sondern eine Herausforderung, der wir
uns stellen müssen und können.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dem Controller Magazin bei allen Unwäg-
barkeiten und wenn es einmal anders kommt, als Sie gedacht haben,
auch ein Stück Sicherheit bieten, indem Sie sich darauf verlassen können,
im Controller Magazin die Beiträge und Inhalte zu finden, die für Ihre täg-
liche Arbeit als Controllerin oder Controller oder in einer ähnlichen Funk­
tion relevant sind und Sie weiterbringen.
Mit herzlichen Grüßen
Conrad Günther
Herausgeber
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
vor vielen, vielen Jahren hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, Herrn
Dr. Deyhle live in einem Seminar erleben zu dürfen. Schon damals tief ein-
geprägt und seither begleitet hat mich sein Satz:
„Planung ist, wenn es
anders kommt, als man denkt.“
Nach einer Kunstpause setzte er in sei-
ner unnachahmlichen Art fort und fügte an: „…das setzt aber voraus,
dass man vorher gedacht hat!“ Diese Tatsache hat schon damals und seit-
dem ganze Generationen von Controllerinnen und Controller beschäftigt,
umgetrieben und ja, wahrscheinlich oft auch zur Verzweiflung gebracht.
Denn Planung setzt ja voraus, über die Zukunft nachzudenken, je inten-
siver, desto besser. Etwas konkreter, soweit es die nähere Zukunft betrifft,
etwas unbestimmter, dafür aber visionärer, soweit es die weiter entfernt
liegende Zukunft betrifft. Aber: Je sorgfältiger und gewissenhafter dieses
Nachdenken über die Zukunft geschieht, desto enttäuschender kann die
Erkenntnis ausfallen, dass es anders kommt als gedacht.
Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als wir die Artikel für die
aktuelle Ausgabe des Controller Magazins zusammenstellten. An vielen
Stellen blitzte die Frage auf und wurde nach Lösungsansätzen gesucht,
wie man mit
Unsicherheit und Unwägbarkeiten in der Planung
um-
gehen kann. Somit ein scheinbar „ewiges“ Thema seit den Anfängen
des Controllings. Zeit also, sich ihm wieder einmal von verschiedenen
Seiten zu nähern.
Vor besonderen Herausforderungen steht seit jeher die Planung im Pro-
jektgeschäft, ist aber gerade dort besonders wichtig, weil Fehlentwick-
lungen bei Projekten schnell existenzgefährdende Ausmaße annehmen
können. Daher starten wir unsere Reise zum Umgang mit Unsicherheit in
diesem Heft mit dem Artikel von Günter Lubos, S. 4. Auch der Beitrag von
Uwe Eilers ab S. 72 beschäftigt sich mit den Problemen bei der Steue-
rung von Projekten. Top aktuell und spannend ist die Frage, ob sich die
Unsicherheit bei der Planung durch immer mehr zur Verfügung stehende
Daten und ihre schnelle Auswertbarkeit im Rahmen der Digitalisierung
reduzieren lässt? Das
Praxisbeispiel von McDonald’s Deutschland
ab
S. 10 zeigt, ja, Predictive Analytics verbessern die – in diesem Fall Pro-
duktmix-Planung – deutlich. In ihrem Fazit schreiben die Autoren aber
auch: „Dieser Ansatz kann nur valide Ergebnisse liefern unter der Prämisse,
dass sich die Kunden in der Zukunft ähnlich verhalten.“ Gerade dies
nimmt in unserer Zeit aber ab, Stichwort Volatilität.
Kann es also sein, dass die durch die Digitalisierung verlässlicher gewor-
dene Planung durch zunehmende Volatilität quasi „aufgefressen“ wird?
Dazu passt auch die Aussage der Professoren Schäffer und Weber in ih-
rem Interview mit Alfred Biel, S. 26: „Es wäre verfehlt zu glauben, dass
zunehmende Datenmengen automatisch zu besseren Entscheidungen
führen.“ Automatisch sicher nicht, also müssen sich Controllerinnen und
Conrad Günther
Chefredakteur Controller Magazin
Vorstandsmitglied des Verlags für
ControllingWissen AG
Vorsitzender des Aufsichtsrats der
CA Akademie AG
Rechtsanwalt
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