CONTROLLER Magazin 6/2017 - page 112

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Internationaler Controller Verein eV
Der neue Duden ist soeben mit vielen neuen
Einträgen erschienen. Allerdings wird
„Controller“ wie in den letzten Ausgaben
weiterhin als „Fachmann für Kostenrech-
nung und -planung in einem Betrieb“
erklärt. Wir sprachen darüber mit Alfred
Biel, ICV-Ehrenmitglied und Experte für
Controlling-Fachliteratur.
Welche Motive haben Sie dazu bewegt,
sich bei Duden für die Änderung der
Controller-Definition einzusetzen?
Alfred Biel:
Drei Gründe wirkten zusammen
und verstärkten sich: 1. Als Fachjournalist inte-
ressiere ich mich für fach- und sachgerechte
Begriffe und Definitionen. 2. Als ICV-Ehren-
mitglied versuche ich dazu beizutragen, dass
Controllerinnen und Controller angemessen
dargestellt und wahrgenommen werden.
3. Dem ICV-Ehrenvorsitzenden und großen
Controlling-Pionier, Dr. Dr. h. c. Albrecht
Deyhle, zugleich mein langjähriger Mentor, war
es immer sehr wichtig, dass Controlling und
Controller zu gebräuchlichen Wörtern der
deutschen Sprache werden. Mit etwas Stolz
formulierte er vor einigen Jahren: „Heute sind
die Ausdrücke Controller und Controlling auf-
genommen im Rechtschreibduden“. Es blieb
aber die Aufgabe, für eine passende Controller-
Definition einzutreten.
Können Sie etwas aus dem Nähkästchen
plaudern, z. B. mit welchen Gremien Sie
wie oft und in welcher Form „verhandelt
haben“?
Alle Mails seit 2013 zusammen, einschließlich
der internen Kontakte, ergeben eine dicke
Mappe. Der Zeitaufwand war erheblich. Meine
Ansprechpartnerin, insb. als Rezensent, ist
Dr. Nicole Weiffen, bei Duden zuständig für
die Presse und Unternehmenskommunikation.
Entscheidungen werden jedoch von der Redak-
tion bzw. der Leiterin der Dudenredaktion,
Dr. Kathrin Kunkel-Razum, getroffen.
Sind Sie enttäuscht, dass der neue
Duden mit der alten Begriffserklärung
für „Controller“ erschienen ist?
Als ich einen ersten Blick in die nun vorlie-
gende 27. Auflage warf und das Stichwort
Controller mit der alten Definition fand, war ich
angesichts des betriebenen Aufwands und
meiner Erwartungen schon sehr frustriert. Dar-
aufhin habe ich sofort neue Gespräche aufge-
nommen und mich deutlich für eine Korrektur
eingesetzt. Inzwischen sehe ich es aus der
Perspektive „Ende gut, alles gut“. Mit Dank
und Respekt stelle ich fest, dass Dr. Nicole
Weiffen als Pressesprecherin vielfach unter-
stützend tätig war, und sich die jetzige Leiterin
der Dudenredaktion, Dr. Kathrin Kunkel-
Razum, den Argumenten gegenüber offen
zeigte. Auf der anderen Seite bin ich auch dem
ICV für die inhaltliche und moralische Unter-
stützung zu Dank verpflichtet. Dies gilt ganz
besonders für den ICV-Vorsitzenden, Siegfried
Gänßlen, und den ICV-Kuratoriumsvorsitzen-
den, Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber.
Für welche Begriffserklärung
für „Controller“ setzen Sie
sich ein?
Wir konnten gemeinsam die neue Controller-
Definition „Fachmann für Unternehmenssteue-
rung, besonders für betriebswirtschaftliche
Zahlen und Daten“ finden und vereinbaren.
Hätte man nicht z. B. die ICV-Definition
oder eine Definition aus einem führenden
Lehrbuch übernehmen können?
Der Rechtschreib-Duden ist ein allgemeines
Wörterbuch und kein Fachwörterbuch. Der
Rechtschreibduden hat seinen Schwerpunkt
bei der Schreibung eines Begriffs und nicht bei
der Worterklärung. Eine Worterklärung wird
nur bei bestimmten, erklärungsbedürftigen
Begriffen gegeben und dazu auch nur sehr
knapp. Wenn hier überhaupt Bedeutungsanga-
ben erfolgen, so sollen diese nach dem Ver-
ständnis der Dudenredaktion Nutzern in erster
Linie helfen, ein Wort einem Bereich zuzuord-
nen und für den Begriff ein „Grobgerüst“ zur
Verfügung zu stellen. In diesem Sinne nur
„Fachmann für Unternehmenssteuerung“ zu
schreiben, führe in der Knappheit der Formulie-
rung in die Irre, stelle man sich darunter doch
den Geschäftsführer bzw. CEO vor – so die
Sichtweise der Dudenredaktion. Vor dem
spezifischen Duden-Hintergrund trage ich die
nun gefundene Lösung mit.
Wann und wo erscheint die neue
Controlling-Definition?
Dies hat dem Vernehmen nach die Redaktion
für den in Kürze erscheinenden Fremdwörter-
duden und für die kommende Ausgabe des
Rechtschreibdudens (kommt natürlich erst in
einigen Jahren) vermerkt. Ich rechne damit,
dass diese neue Definition nach und nach in
die Duden-Bücher einfließt.
Warum ist es so langwierig,
Änderungen wie etwa bei der
Begriffsumschreibung „Cont-
roller“ durchzusetzen? Gibt
es eigentlich auch ein „Vor-
schlagsrecht“ für Einträge
im Duden?
Ich beobachte als Rezensent,
dass viele Verlage, wenn auch
nicht alle, gegenüber Rezensen-
ten und Lesern offener werden. Darüber hinaus
ist festzustellen, dass in letzter Zeit vermehrt
Fachredaktionen aufgeschlossener und auf-
nahmebereiter werden, vor allem bei der geho-
benen Fachliteratur. Ich nutze diese neuen
Möglichkeiten. Verlage und Redaktionen könn-
ten angesichts der wachsenden Komplexität
und Dynamik ihre Leser im definierten Umfang
„als kleine Controller“ zur Ergänzung und
ggf. auch zur Begrenzung einladen. Controller
sehen sich bekanntlich in der Rolle eines kriti-
schen Counterparts. Ich empfehle Duden, über
mehr Transparenz und neue Dialogformen
nachzudenken.
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Der Duden und die Controller-Definition – Alfred Biel bewirkt Änderung
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