personalmagazin 9/2016 - page 84

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PERSÖNLICH
_SELBSTMOTIVATION
personalmagazin 09/16
E
s ist ein Automatismus unseres
Gehirns, sich bevorzugt mit
Problemen zu befassen und sie
nicht nur ständig zu wiederho-
len, sondern auch größer zu machen, als
sie in der Realität sind. Meistens merken
wir das nicht einmal, weil wir so daran
gewöhnt sind, zu grübeln und uns Sor-
gen zu machen. Und das machen wir oft
in einem Augenblick, wenn das Problem
noch gar nicht da oder schon vorbei ist.
Leider hat dieses Phänomen Konse-
quenzen. Sorgen, Ängste oder Ärger
sind mit negativem Stress verbunden
und dieser reduziert unsere Denkfähig-
keit. Wir sehen nicht mehr nach rechts
und links, sondern nur noch das Pro-
Von
Ilona Bürgel
blem. Das Gehirn ist weniger leistungs-
fähig und wir finden für reale Probleme
schlechter Lösungen.
Wahrnehmungen bewusst steuern
Jede Annahme und Erwartung beein-
flusst das, was wir wahrnehmen. Das
Gehirn filtert all das heraus, was nicht
zu unseren Annahmen und Erfahrun-
gen passt. Fürchten wir zum Beispiel,
dass unsere Kompetenzen nicht aus-
reichend für die neue Rolle als HR-
Teamleiter sind, legen wir jedes Wort
und jeden Blick des Vorgesetzten und
der Mitarbeiter auf die Goldwaage. Wir
verhalten uns vor lauter Unsicherheit
so ungeschickt, dass wir negativ auffal-
len. Spricht uns jemand aus dem Team
darauf an, fühlen wir unsere Angst be-
stätigt. Erfreulicherweise funktioniert
das auch umgekehrt: Positive Erwartun-
gen und Emotionen lassen uns positive
Dinge bevorzugt wahrnehmen. Voraus-
setzung ist allerdings eine bewusste
mentale Entscheidung für den positiven
Blick, mentale Disziplin oder allgemei-
nes Wohlbefinden.
Generell gilt es zu bedenken, dass un-
ser Gehirn keinen Unterschied macht, ob
es auf eine Vorstellung oder eine Wahr-
nehmung von außen reagiert. Die Vor-
stellung, etwas zu verlieren, schmerzt
ähnlich wie ein realer Verlust. Anderer-
seits fühlen wir uns gut, wenn wir an
ein schönes Urlaubserlebnis denken, ob-
wohl wir gar nicht mehr dort sind.
Die Perspektive ändern
Im Job – ob es um eine Umstrukturie-
rung des HR-Bereichs geht, um die
Übernahme einer HR-Teamleitung oder
einfach um steigenden Arbeitsdruck –
gilt es, sich mit Tatsachen zu beschäfti-
gen anstatt mit Spekulationen: Besorgen
Sie sich Fakten zu dem, was Sie bewegt,
und nehmen Sie diese ernst. Fragen Sie
sich regelmäßig: Ist das eine Informati-
on oder eine Spekulation? Machen Sie
sich bewusst, wenn Sie in Grübeleien
verfallen und wenn Sie sich mit anderen
Menschen gegenseitig mit Befürchtun-
gen anstecken. Korrigieren Sie Denk-
irrtümer. Stoppen Sie Mitarbeiter, die
immer wieder jammern oder schimpfen.
Wenn Sie keine Grenzen setzen, werden
diese auch nicht eingehalten.
Erwarten Sie Gutes. Dann sind Sie im
besten mentalen Zustand, um Probleme
zu lösen. Zu jedem Problem gibt es ei-
Die Negativspirale verlassen
PRAXIS.
Von Personalern wird erwartet, dass sie bei Umstrukturierungen und stei-
gendem Arbeitsdruck motiviert ihren Job machen. Das gelingt mit positivem Denken.
Wir können den Berufsalltag ähnlich wie ein Stück Schokolade genießen – so das
Credo der Diplom-Psychologin Ilona Bürgel. Mit den Erkenntnissen der Positiven Psy-
chologie zeigt sie, wie der Beruf zum Glücksfaktor wird.
Da die Arbeit nicht vom Leben zu trennen ist, ist eine lebens-
werte Arbeitswelt nötig. Diese erreichen wir dann, wenn wir uns
selbst darum kümmern. Jeder Arbeitnehmer hat es in der Hand,
den Blick auf seinen Beruf zu ändern. Wie dies funktioniert und
wie diese Information direkt ins Handeln transformiert werden
kann, dafür zeigt die Autorin in ihrem Buch alltagstaugliche
Strategien auf. Ihre Thesen und Handlungstipps belegt sie mit
wissenschaftlich fundierten Fakten.
Ilona Bürgel: Die Kunst, die Arbeit zu genießen. 176 Seiten, Verlag
Herder, Freiburg, 2014. 14,99 Euro.
So freuen Sie sich auf den Montag
BUCHTIPP
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