personalmagazin 04/2016 - page 3

das „Du“ unter Kollegen und die Befreiung vom Schlips gilt vielfach
als Zeichen von New Work. Auf Bilanzpressekonferenzen treten CEOs
immer häufiger im offenen Hemd auf mit einem klaren Kalkül: „In
der Start-up-Szene gelten Schlipsträger als rückständig“, begründete
etwa Bosch-CEO Volkmar Denner die Abschaffung des Krawatten-
zwangs und fügte hinzu: „Ich möchte im Unternehmen eine Start-
up-Kultur etablieren. Und das Hemd ohne Krawatte ist nun mal
ein wichtiges Signal für
diese neue Kultur.“ Was
in der IT-Industrie begann,
breitet sich nun in vielen
Traditionsbranchen aus.
Die legere Kleidung wird
sicherlich einen Beitrag
zur Wohlfühlatmosphä-
re in den Unternehmen
leisten – wobei leger nicht
mit schlampig verwechselt
werden sollte, was leider
häufig zu beobachten ist.
Während manche den neuen Dresscode als „Akt der Befreiung“
feiern, wird dieser vielfach schon wieder zur neuen Konvention. Wer
eine Digital- oder Zukunftskonferenz besucht und mit einer Krawatte
erscheint, wird meist abgestempelt und in die Ecke der Traditiona-
listen gestellt. Was Gottfried Keller in seiner Novelle „Kleider machen
Leute“ so trefflich beschrieben hat, gilt eben auch heute noch.
Auf einen Punkt möchte ich allerdings aufmerksam machen. Ob je-
mand mit seinen Mitarbeitern oder Kollegen auf Augenhöhe umgeht,
was ein Kennzeichen von New Work ist, kann man nicht am Hoodie
oder dem offenen Hemd erkennen, nur an seinem Handeln.
Ihr
3
EDITORIAL
04/16 personalmagazin
Liebe Leserinnen und Leser,
„Das offene
Hemd ist
kein Zei-
chen von
Freiheit
oder New Work, nur eine
neue Konvention.“
Reiner Straub, Herausgeber
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12,13,...92
Powered by FlippingBook