personalmagazin 5/2015 - page 40

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MANAGEMENT
_MBA
personalmagazin 05/15
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
D
avid Hoeffler tauscht sich
zwar mehrmals täglich mit
seinen Kommilitonen aus,
allerdings nur virtuell. Seit
Oktober absolviert der 31-jährige Psy-
chologe, der sich als Berater bei SAP mit
der statistischen Auswertung von Ge-
schäftsdaten beschäftigt, den 15-mona-
tigen Studiengang zum Global MBA an
der IE Business School in Madrid. Und
der findet vor allem online statt. Gelernt
wird im Live-Unterricht am Computer,
in Online-Foren oder bei Aufgaben, die
Hoeffler mit sechs anderen Teilnehmern
aus Spanien, Frankreich, Bulgarien und
Ägypten im virtuellen Team bearbeiten
muss. Lediglich zwei Wochen Präsenz-
unterricht in Madrid sind bei dem MBA-
Programm Pflicht. Das Erfolgsrezept des
Studiengangs liegt für Professor Martin
Boehm dabei vor allem im festen Klas-
senverband. „Da studiert keiner allein
vor sich hin“, so der IE-Professor.
Zahl der Präsenzphasen sinkt
Der Online-MBA ist ein Weg, um den
Anforderungen von berufstätigen MBA-
Teilnehmern besser gerecht zu werden.
Denn die wollen immer mehr Flexibili-
tät und weniger Abwesenheit vom Ar-
beitsplatz. „Verschwindet das Klassen-
zimmer langsam?“, fragt sich Michael
Desiderio, Direktor des EMBA Council,
einer Vereinigung von Anbietern mit
Executive-MBA-Programmen. So sei die
Zahl der Präsenzphasen in den berufs-
begleitenden MBA-Studiengängen in
den vergangenen Jahren deutlich gesun-
Von
Bärbel Schwertfeger
ken, dafür seien die einzelnen Module
länger geworden. Zudem werde immer
mehr Lernmaterial online zur Verfü-
gung gestellt.
Netzwerken gehört zum MBA
Doch bleibt damit zunehmend auch das
Lernen im Klassenverband auf der Stre-
cke? Schließlich gehören der intensive
Austausch und das Lernen voneinan-
der zu den wichtigsten Vorteilen eines
MBA-Programms. „Die Klassenstruktur
ist schon sehr wichtig und unser Pro-
gramm ist daher so aufgebaut, dass zum
einen ein fester Klassenverband entste-
hen kann und zum anderen auch eine
Erweiterung des Netzwerkes stattfin-
det“, erklärt Professor Frank Jacob, aka-
demischer Direktor des Executive MBA
an der ESCP Europe in Berlin, die mit
fünf Standorten in Europa vertreten ist.
Dort wählen die Teilnehmer für die
neun Pflichtkurse (Grundfächer in Be-
triebswirtschaft) einen sogenannten
Track, also zum Beispiel den Berlin-Lon-
don-Track. Den absolvieren sie in einer
Klasse mit 20 bis 25 Studenten in drei
sechstägigen Modulen in Berlin und Lon-
don. Bei den Vertiefungsfächern (Elec-
tives) können sie dann aus einemPortfolio
von 28 Kursen neun Kurse auswählen
und treffen mit Teilnehmern aus allen
Tracks des Jahrganges zusammen, die
sich für das gleiche Thema interessieren.
Zudem gibt es fünf internationale Semi-
nare, bei denen die gesamte Kohorte von
allen fünf Standorten (durchschnittlich
80 Teilnehmer) zusammenkommt. „Hier
liegt uns vor allem der Netzwerkgedanke
am Herzen“, so Jacob. Schließlich legten
die Teilnehmer auch großen Wert auf ein
international agierendes Netzwerk, das
sie jederzeit anzapfen können. Auch in
Mannheim setzt man auf den festen Klas-
senverband. „Es ist unsere Überzeugung,
dass ein MBA-Programm ein klares, in
sich geschlossenes Ausbildungskonzept
besitzen sollte und die Teilnehmer in einer
Kohorte fest verwurzelt sein sollten“, be-
tont Professor Jens Wüstemann, Präsident
der Mannheim Business School.
Vorteile des geschlossenen Konzepts
„Für uns wäre es daher keine Option,
einen MBA im reinen Baukastensys-
tem anzubieten“, so Wüstemann. Denn
dabei würde der Vorteil des intensiven
Mit- und Voneinanderlernens verloren
gehen und es ließe sich nur schwer ein
nachhaltiges persönliches Netzwerk
aufbauen. Dennoch gibt es auch bei den
Mannheimer Programmen eine gewisse
Flexibilität. So kann der Essec & Mann-
heim Executive MBA in zwei Zeitfor-
maten – modular oder am Wochenende
– belegt werden. Und im Mannheim &
Tongji Executive MBA können die sechs
jährlich angebotenen Module in einem
Abschied von der Klasse?
TREND.
Berufsbegleitende MBA-Programme werden immer flexibler. Damit verschwin-
det auch immer öfter der feste Klassenverband. Das ist nicht unbedingt ein Vorteil.
Das intensive Mit- und
Voneinanderlernen und
der Aufbau eines nach-
haltigen persönlichen
Netzwerks gehört zum
MBA dazu.
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