08/15 personalmagazin
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EDITORIAL
unsere duale Berufsausbildung wird internationl bewundert, doch die
Lage ist schlechter als das Image: Die Berufsausbildung hat an Strahlkraft
eingebüßt, die Studierneigung der Jugendlichen nimmt weiter zu und immer
mehr Ausbildungsleiter können ihre offenen Stellen nicht besetzen. Die
Verantwortlichen werden angesichts des Fachkräftemangels nervös: DIHK-
Präsident Eric Schweitzer polterte neulich gegen die „Überakademisierung“
und forderte eine Begrenzung der Studienplätze. Doch die Berufsplanung
der Jugendlichen lässt sich in
einer freiheitlichen Gesellschaft
nicht mit dirigistischen Metho-
den steuern, der DIHK-Präsident
kassierte mit seiner Äußerung ein
Eigentor (siehe Seite 21). Um der
Berufsbildung neue Strahlkraft
zu geben, ist ein Umdenken in
den Betrieben, Verbänden und der
Politik notwendig. Hunderttau-
sende von Jugendlichen stecken
derzeit in Übergangssystemen,
weil sie keine Stelle finden oder
weil ihnen der Schulabschluss fehlt. Besonders schwer haben es Jugendliche
mit Migrationshintergrund oder einem Handicap. Die Betriebe wollen stets
die Besten einstellen, sie wollen und können nicht Probleme lösen, die in der
Schule oder im Elternhaus entstanden sind – so die Argumente, die häufig
zu hören sind. Das ist zwar nachvollziehbar, doch nicht zukunftsorientiert.
Der Fachkräftemanagel von kleinen und mittleren Betrieben wird sich nur
lösen lassen, wenn sich die Ausbildungsleiter auch um diese Jugendlichen
kümmern. Wir brauchen darum Ausbildungsleiter, die sich mit Herzblut
dieser Aufgabe annehmen und Mut haben, neue Wege einzuschlagen.
Ihr
Liebe Leserinnen und Leser,
„Wir brauchen
mutige und
experimentier
willige Ausbil-
dungsleiter, um
die duale Berufsausbildung zu
neuer Attraktivität zu führen.“
Reiner Straub, Herausgeber