NEUBAU UND SANIERUNG
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5|2016
Schlägt die Stunde der Architekten?
Technische Sanierung als Chance für architektonische
Quartiersentwicklung in Großsiedlungen
Plattenbausiedlungen haben keinen guten Ruf in der Bevölkerung. Immer wieder wurden Versuche
unternommen, Fehlentwicklungen in den Großsiedlungen entgegenzuwirken und sie aufzuwerten, sei es
durch Quartiersmanagement, Sozialmanagement, Housing-Improvement-Districts oder auf anderen
Wegen. Einen Beitrag zur Identitätsbildung können auch gezielte Eingriffe in die Architektur leisten.
Gleichförmige Betonelemente, häufig inWeiß- und
Grautönen, aber auch in knallbunten Farben gestri-
chen, und immer wieder Waschbetonplatten – sie
prägen das Bild vieler in den 1960er und 1970er
Jahren gebautenGroßsiedlungen. Architektonisch
bieten sie demBetrachter selten Anspruchsvolles.
Und dennoch war der Architekt Carsten Roth an-
genehm überrascht, als er durch die Hamburger
Großsiedlung Mümmelmannsberg im Osten der
Hansestadt fuhr. „Ichwusstewenig über Großsied-
lungen“, gesteht er ein. „Und ich habe ungeahnte
Qualitäten entdeckt.“ In Mümmelmannsberg wa-
ren es unter anderem die großen Balkone. Auch
wenn diemeisten inMontagebauweise errichteten
Plattenbauten sich in gleichförmiger Wuchtigkeit
präsentieren, besteht vielerorts doch das Potenzi-
al, sie imZuge einer energetischen Sanierung auch
architektonisch aufzuwerten.
Carsten Roth ist nicht der erste Architekt, der dafür
plädiert, Plattenbauten neu zu interpretieren und
damit einen positiven Beitrag zur Identitätsbildung
einer Siedlung zu leisten. Und die Baugenossen-
schaft Fluwog-Nordmark eG, in deren Auftrag
er in Mümmelmannsberg tätig war, ist nicht der
erste Eigentümer, der den Wert einer neuen Ar-
chitektursprache erkennt. „In der Nachbarschaft
unserer GebäudewurdenHäuser des gleichen Typs
energetisch saniert, aber architektonisch nicht
verändert“, sagt Joachim Braun, Vorstandsmit-
glied der Fluwog-Nordmark. „So wollten wir es
Dr. Holmer Stahncke
freier Journalist
Hamburg
Bei der Sanierung der Plattenbauten im Hamburger Stadtteil Mümmelmannsberg ging man
behutsam vor, wertete Fassaden und Außenräume auf, erhielt jedoch den Charakter der Bauten
Quelle: Fluwog Nordmark
