DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 05/2015 - page 66

64
5|2015
MARKT UND MANAGEMENT
Die Pilottester
Beratende Anwender auf Zeit
Fehler waren eingeplant, und doch gab es Überraschungen: Zwei Monate lang testete die Baugenossen-
schaft Esslingen eG eine modernisierte Version ihres ERP-Systems im Echtbetrieb. Trotz des Aufwands ist
Vorstand Oliver Kulpanek vom Nutzen des Pilotprojekts überzeugt, denn die Chance liegt im Mitgestalten.
2015 feiert die Baugenossenschaft Esslingen eG
(BGE) ihr 125-jähriges Bestehen. Doch eine lange
Tradition und der Einsatzmoderner Technologien
schließen sich hier nicht aus. „Wir digitalisieren
alles, was nicht niet- und nagelfest ist“, sagt
Oliver Kulpanek mit einem Augenzwinkern. Als
einer von zwei Vorständen verantwortet er bei der
Genossenschaft alle betriebswirtschaftlichen und
technischen Themen, auch die IT fällt in seinen
Bereich. Er setzt auf mobile Anwendungen und
kann sich sogar eine SaaS-Lösung (Software-as-
a-Service) vorstellen. „Wenn das Ganze in einem
deutschen Rechenzentrum nach Bankenstandard
abgesichert ist, habe ich damit keine Probleme“,
sagt er.
Aufgeschlossen für moderne Lösungen
Doch noch liegt die wichtigste Software der
schwäbischen Genossenschaft, die wohnungs-
wirtschaftliche ERP-Lösung Haufe wowinex,
auf dem eigenen Server; die Anbindung des Ar-
chivsystems Saperion wird gerade vorbereitet.
„Wir beobachten regelmäßig, welchen Mehr-
wert uns Weiterentwicklungen bringen, z. B. zur
Prozessbeschleunigung oder Vermeidung von
Doppelarbeiten“, erklärt Oliver Kulpanek. Eine
Online-Plattform für die Spareinrichtung, mehr
mobile Anwendungen, eine prozessunterstützen-
deWorkflowsteuerung – so sieht er das Systemder
Zukunft. Der gelernte Banker und Betriebswirt war
15 Jahre bei Genossenschaftsbanken und dann
zehn Jahre in einer Unternehmensberatung tätig,
bevor er 2010 zur BGE kam. Dass er sich nun im
Kundenbeirat für die Wohnungswirtschaft enga-
giert, ist für den Hersteller ein Glück.
In diesemGremiumerarbeiten Vertreter aus unter-
schiedlichen Wohnungsunternehmen Vorschläge
zur Produktverbesserung. Konkrete Anforderun-
gen aus der Praxis werden z. B. in „User Stories“
formuliert, um als neue Funktionen einzufließen.
Diese Formder Kundenbeteiligung ist für den Her-
steller wichtig, unterzieht er seine ERP-Software
doch gerade einer umfassenden Modernisierung.
Neben der technischen Zukunftsfähigkeit ist das
Ziel, die Lösung noch konsequenter auf die Prozes-
se der Kunden auszurichten. „Es sollen nur noch
Funktionen entwickelt werden, die einen definier-
ten Geschäftsprozess unterstützen“, erklärt Oliver
Skowronek, Produktmanager von Haufe.
Die Pilotkunden
Mit im Boot sind fünf weitere Genossenschaften
aus ganz Deutschland, große wie die Spar- und
Bauverein Dortmund eG, aber auch kleinere wie
die Baugenossenschaft Esslingen. Die Pilotpartner
haben u. a. die Aufgabe, die jährlichen Releases
zwei Monate lang auf Herz und Nieren zu prüfen,
bevor sie an alle Kunden ausgeliefert werden. Das
Projekt läuft über drei Jahre, bis 2017; dann ist das
Release 5.2 abgeschlossen und eine neue Version
6 wird entwickelt.
Beim Hersteller sind Entwicklung, Support, Pro-
duktmanagement und Vertrieb in die Projekte
eingebunden. Die Pilotpartner stellen Ressourcen
für die Leitung und Durchführung in ihrem Haus
ab. Die Kommunikation mit dem Hersteller ist zu
koordinieren, Vor- und Nachbesprechungen sind
zu führen. Vor allem die Mitarbeiter sind gefragt,
Feedback zur neuen Software zu geben. Dass
jede Fehlermeldung eine kleine Unterbrechung
imTagesgeschäft bedeutet, muss der Pilotpartner
einkalkulieren. Zudem besteht das Risiko, dass
sich die Software auf den Betriebsrechnern anders
verhält als in den Qualitätsschleifen der Entwick-
lungsabteilung. Aus diesemGrund ließen zwei Pi-
lotpartner die Version 5.0 auf einer Testumgebung
installieren. Die Esslinger Genossenschaft ent-
schied sich für den Echtbetrieb, umumfassendere
Testergebnisse zu liefern. „Man findet die Fehler
Ilonka Kunow
freie Journalistin
Gauting
Quelle: Andrea Altemüller
Oliver Kulpanek, Vorstand der Baugenossenschaft
Esslingen, engagiert sich im Kundenbeirat und ist
Pilotpartner des Softwareherstellers
Quelle: Haufe
„Wir digitalisieren alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Wenn das Ganze als
SaaS-Lösung in einem deutschen Rechenzentrum nach Bankenstandard
abgesichert ist, habe ich damit keine Probleme.“
Oliver Kulpanek
1...,56,57,58,59,60,61,62,63,64,65 67,68,69,70,71,72,73,74,75,76,...84
Powered by FlippingBook