CONTROLLER Magazin 4/2015 - page 58

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teln zur Steuerung der verschiedenen Einzel-
aktivitäten innerhalb der Tournee zur Errei-
chung der Projektziele verantwortlich.
Daher
kann das operative Controlling im Tour-
neegeschäft auch als Projektcontrolling
bezeichnet werden.
Die Finanzierung einer Tournee, unabhängig,
ob im Bereich Rock/Pop, Klassik oder Musical,
ist für den Tourneeveranstalter eine komplexe
Managementaufgabe. Um eine Tournee zu fi-
nanzieren, stehen zunächst treuhänderisch die
Erlöse aus dem Ticketverkauf zur Verfügung.
Bereits Monate vor der eigentlichen Veranstal-
tung beginnt der Vorverkauf. Tickets werden
bei entsprechenden Ticketsystemen, in
Deutschland sind dies neben dem Marktführer
Eventim, u. a. Ticket Online, Reservix und
Ticketmaster, zum Kauf angeboten. Untersu-
chungen zeigen, dass rd. 68% der Konzertbe-
sucher mindestens drei Monate und 28% min-
destens sechs Monate vor der Veranstaltung
Tickets erwerben (vgl. GfK, 2008, S. 23f.). Die-
se Vorverkaufserlöse verwendet der Tournee-
veranstalter zur (Vor-)Finanzierung von Garan-
tiezahlungen, Vorbereitungs- und Durchfüh-
rungskosten sowie Marketingaufwendungen
der Tournee.
Tourneeveranstalter verfolgen als Sachziel die
Präsentation und die Produktion von attrakti-
ven Shows während einer Tour. Die Erwirt-
schaftung angemessener Deckungsbeiträge
und Gewinne kann als dominierendes For-
malziel angesehen werden.
Um dieses Ziel
zu erreichen, müssen die Publikumsbe-
dürfnisse identifiziert, gestaltet und be-
friedigt werden.
Die Zielsetzung des opera-
tiven Controllings im Tourneegeschäft besteht
vor allem darin, Transparenz und Aktualität
über Erlöse, Kosten und Deckungsbeiträge zu
gewährleisten, Abweichungen von den Plan-
werten (Vorkalkulation) frühzeitig zu identifi-
zieren und geeignete Steuerungsmaßnahmen
zu initiieren.
Die Tournee als Prozess
An den dargestellten Branchenbesonderheiten
lassen sich im Sinne des erfolgszielorientierten
Handelns die Anforderungen an ein operatives
Projektcontrolling ableiten. Der vorliegende
Beitrag konzentriert sich auf die ökonomischen
Projektziele, daher finden Leistungs-, Qualitäts-
und Terminziele keine nähere Berücksichti-
gung.
Controlling-Instrumente sind in ers-
ter Linie, entsprechend dem Formalziel, auf
die Planung, Kontrolle und Steuerung des
wirtschaftlichen Erfolgs ausgerichtet.
Hier-
bei bilden die Deckungsbeiträge der einzelnen
Veranstaltungen sowie der Deckungsbeitrag
der Gesamttournee die zentralen Steuerungs-
größen des Tourneecontrollings. Da sich die
Anforderungen an die Steuerungsgrößen wäh-
rend einer Tournee verändern, sollte die Steue-
rung nicht nur anhand der Vor- und Nachkalku-
lationen, sondern auch entlang der Prozessket-
te in Form der
Mitlaufenden Kontrolle
vorge-
nommen werden.
Autor
Dr. Stefan A. Duvvuri
ist Unternehmensberater (Fokus: Governance, Risk and Con-
trol sowie strategisches Controlling) sowie Dozent an der In-
ternationalen Berufsakademie (IBA) Darmstadt und war zuvor
u. a. als CFO in verschiedenen Medien- und Entertainment-
unternehmen tätig.
Mail:
Abb. 1: Idealtypische Prozessschritte und Projektcontrolingphasen im Tourneegeschäft
Projektcontrolling
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