wirtschaft und weiterbildung 7-8/2016 - page 3

editorial
wirtschaft + weiterbildung
07/08_2016
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Claudio Ranieri ist ein ehemaliger italienischer Fußballspieler, der jetzt
den englischen Verein Leicester City trainiert. Kürzlich konnte Ranieri
völlig überraschend mit „seiner“ Mannschaft den Meistertitel in der
englischen Premier-League abstauben.
Das Wirtschaftsmagazin „The Economist“ (7. Mai 2016) vermutete
daraufhin, dass einige Business-Schulen Ranieri bald einladen würden,
um sich von ihm seinen Erfolg erklären zu lassen und Lektionen für
Manager daraus abzuleiten. Der Rat, den die Journalisten für den Trainer
bereithielten, lautete überraschenderweise: Er solle erst einmal einen
zweiten Meistertitel gewinnen, bevor er behaupten könne, er kenne die
Ursachen für den Sieg seiner Mannschaft. „Erfolg ist nicht
notwendigerweise das Ergebnis von etwas, das ein Trainer kontrollieren
kann“, so der Economist.
Da hat das Magazin völlig recht. Die Menschen lieben Fußball, weil die
Unvorhersehbarkeit der Abläufe die Sache so spannend macht. Der
„wunderbare Zufall“ (Ex-Trainer Dettmar Cramer) kann den Favoriten
benachteiligen und den Außenseiter begünstigen.
„Der Ball ist rund“, stellte die Trainerlegende Sepp Herberger dazu
gleichmütig (geradezu „cool“) fest. Er meinte damit, dass der Ball in jede
Richtung rollen kann – obwohl die Spieler alles tun, um mit ihren Füßen
Einfluss zu nehmen. Vielleicht können Manager von Sepp Herberger ja
lernen, sportlich-gelassener im Umgang mit Unsicherheit zu werden.
Das wäre schon sehr viel.
Ballbesitz
Viele Inspirationen durch
unser neues Heft
wünscht
Martin Pichler, Chefredakteur
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