 
          
            BUNDESPOLITIK
          
        
        
          
            ENERGIE
          
        
        
          Gefahr von massiven Grundsteuererhöhun-
        
        
          gen in den sowieso schon belasteten Bal-
        
        
          lungsräumen, vor allem beim bezahlbaren
        
        
          Mietwohnungsbau. Die dramatische Folge
        
        
          wäre eine fortschreitende Gentrifizierung
        
        
          in den beliebten Wohnquartieren“, warnte
        
        
          der GdW-Chef. Notwendig ist dagegen ein
        
        
          praktisch umsetzbares Modell, das Mieter
        
        
          und Vermieter möglichst wenig belastet.
        
        
          Das von der Wohnungswirtschaft gefor-
        
        
          derte Flächenmodell hätte das auf unauf-
        
        
          wändige Weise gewährleistet.
        
        
          Zur Diskussion standen bislang ein flächen
        
        
          orientiertes sowie ein ertragswertorientiertes
        
        
          Modell. Der GdW sowie weitere Vertreter
        
        
          aus der Immobilienwirtschaft sowie renom-
        
        
          mierte Wissenschaftler haben eindringlich
        
        
          an die Politiker appelliert, sich auf ein prak-
        
        
          tisch umsetzbares  Modell zu einigen, wel-
        
        
          ches Mieter und Vermieter möglichst wenig
        
        
          belastet. Das kann nur ein Flächenmodell
        
        
          sein. Die nun vorgesehenen Eckpunkte ori-
        
        
          entieren sich dagegen am ursprünglichen
        
        
          Entwurf von Bundesfinanzminister Olaf
        
        
          Scholz (SPD). Die Union hat deutliche Anpas-
        
        
          sungen der Eckpunkte im weiteren Verlauf
        
        
          der Abstimmung angekündigt.
        
        
          Die Grundsteuer muss spätestens bis zum
        
        
          31. Dezember 2019 reformiert werden,
        
        
          da das Bundesverfassungsgericht das Sys-
        
        
          tem der Grundsteuer im April 2018 für
        
        
          verfassungswidrig erklärt hatte. Wenn
        
        
          dies gelingt, dürfen die derzeit geltenden
        
        
          Regeln für weitere fünf Jahre, längstens
        
        
          aber bis zum 31. Dezember 2024, ange-
        
        
          wandt werden.
        
        
          „Ein rein wertorientiertes Modell kann
        
        
          nicht die Lösung sein“, so GdW-Präsident
        
        
          Gedaschko. Die Wohnungswirtschaft for-
        
        
          dert die Politik für das weitere Gesetzge-
        
        
          bungsverfahren auf, die Vorteile des Flä-
        
        
          chenmodells zu berücksichtigen und bei
        
        
          der Grundsteuer insbesondere die Grund-
        
        
          stücks- und Gebäudeflächen in den Blick zu
        
        
          nehmen. Eine Ergänzung um Lagefaktoren
        
        
          kann je nach Ausgestaltung hier eine sinn-
        
        
          volle Ergänzung sein.
        
        
          
            (schi)
          
        
        
          
            Fortsetzung von Seite 1
          
        
        
          
            Klimaschutz durch bewusstes Heizen –
          
        
        
          
            Allianz legt Forschungsergebnisse für Mehrfamilienhäuser vor
          
        
        
          
            Berlin – Eine Kombination von technischen Maßnahmen, klimabewusstem individuellen Heiz- und Lüftungsverhalten der
          
        
        
          
            Gebäudenutzer sowie eine dieses Verhalten unterstützende Regelung und Steuerung der Heizungsanlagen können dazu
          
        
        
          
            beitragen, den Heizenergieverbrauch in Mehrfamilienhäusern um bis zu 26 Prozent zu senken. Mit den richtigen tech
          
        
        
          
            nischen Rahmenbedingungen in den Gebäuden und dem Ineinandergreifen der technischen und verhaltensorientierten
          
        
        
          
            Maßnahmen zur Verbrauchsreduzierung kann der Klimaschutz punkten. Potenziale schlummern etwa in einer verbesser
          
        
        
          
            ten Betriebsführung der bestehenden installierten Heizungs- und Trinkwarmwasseranlagen und der Verbesserung des
          
        
        
          
            hydraulischen Verteilsystems, verbunden mit einer smarten Raumtemperatursteuerung. Dabei sind verschiedene Erfolgs
          
        
        
          
            faktoren zu beachten.
          
        
        
          Das sind die Ergeb-
        
        
          nisse eines großan-
        
        
          gelegten, wissen-
        
        
          schaftlich begleiteten
        
        
          Praxistests, den die
        
        
          „Allianz für einen klimaneutralen Wohnge-
        
        
          bäudebestand“ seit Herbst 2016 über zwei
        
        
          Heizperioden hinweg durchgeführt hat.
        
        
          Rund 700 Wohnungen in Mehrfamilien-
        
        
          häusern in ganz Deutschland waren Teil des
        
        
          Versuchs, über 13 Milliarden Messwerte aus
        
        
          über 5.700 Messstellen sind in die Ergeb-
        
        
          nisse eingeflossen. Das Projekt ist damit
        
        
          einer der umfassendsten bisher in Deutsch-
        
        
          land durchgeführten Praxistests zum Thema.
        
        
          
            Mehrfamilienhäuser regeltechnisch
          
        
        
          
            anspruchsvoll
          
        
        
          Im Projekt konkret untersucht wurden
        
        
          die Auswirkungen ausgewählter gering
        
        
          investiver technischer Maßnahmen zur
        
        
          Reduzierung des Wärmeverbrauchs bezie-
        
        
          hungsweise zur Verbesserung der ener-
        
        
          getischen Effizienz der Wärmeverteilung.
        
        
          Zu den untersuchten Maßnahmen gehör-
        
        
          ten der hydraulische Abgleich, lokal pro-
        
        
          grammierbare smarte Heizkörperther-
        
        
          mostate – „Smart Home“-Systeme zur
        
        
          Einzelraumtemperatursteuerung – und
        
        
          die regelmäßige Information der Bewoh-
        
        
          ner über ihren Wärmeverbrauch mittels
        
        
          einer Verbrauchsanzeige-App oder Por-
        
        
          talanwendung. Weiterer Gegenstand des
        
        
          Forschungsprojektes waren die Wechsel-
        
        
          wirkungen der einzelnen Maßnahmen
        
        
          untereinander, die Wirkung der optimier-
        
        
          ten Einstellung der Wärmeerzeugungsan-
        
        
          lage sowie die Unterstützung der Mieter
        
        
          bei der Wohnraumlüftung. Bei Letzterem
        
        
          lag der Fokus auf dem bedarfsgerechten
        
        
          Lüften zur Schimmelvermeidung. Gemein-
        
        
          sam mit den wichtigen Handlungsfel-
        
        
          dern „optimierte Heizungssysteme“ und
        
        
          „verbesserte Raumtemperatursteuerung“
        
        
          zeigte die Studie auch, dass die Komple-
        
        
          xität der Wärmeversorgung von Mehrfa-
        
        
          milienhäusern oft unterschätzt wird. Die
        
        
          untersuchten Heizungsanlagen waren im
        
        
          Durchschnitt mehr als 18 Jahre alt und
        
        
          meist größer dimensioniert als es für den
        
        
          aktuellen Status der Gebäudehülle not-
        
        
          wendig wäre. Die Ansprüche der Mieter
        
        
          an den thermischen Komfort sind sehr
        
        
          individuell. Die vorhandene Technik der
        
        
          Heizungsanlagen und deren hydraulische
        
        
          Wärmeverteilsysteme machen es schwer,
        
        
          den unterschiedlichen und auch wechseln-
        
        
          den Ansprüchen gerecht zu werden. Den
        
        
          Betrieb der verschiedenen Anlagenteile
        
        
          aufeinander abzustimmen, ist nicht trivial.
        
        
          
            Spürbare Heizenergieeinsparung auf
          
        
        
          
            Wohnungsebene möglich
          
        
        
          Die Studie, die als wissenschaftliches Koope-
        
        
          rationsprojekt von der EBZ Business School
        
        
          in Bochum geleitet und von der Techni-
        
        
          schen Universität (TU) Dresden begleitet
        
        
          wurde, zeigte, dass Energieeinsparungen
        
        
          auf Wohnungsebene von im Mittel 26 Pro-
        
        
          zent möglich sind, wenn die Bewohner ein
        
        
          homogenes Heizverhalten besitzen, smarte
        
        
          Heizkörperthermostate bestimmungsge-
        
        
          mäß nutzen, zuvor in dem Gebäude ein
        
        
          hydraulischer Abgleich des Verteilsystems
        
        
          erfolgt ist und der Wärmeerzeuger opti-
        
        
          mal betrieben wird. Zu diesem optimierten
        
        
          Betrieb gehören als Erfolgsfaktoren unter
        
        
          anderem auch, dass die Vorlauftemperatur
        
        
          der Anlage auf den Wärmebedarf ange-
        
        
          passt ist sowie der sachgerechte Betrieb
        
        
          möglichst regelmäßig kontrolliert und
        
        
          sichergestellt ist, um die einmal optimierte
        
        
          Fahrweise dauerhaft zu gewährleisten. Die
        
        
          gemessenen Mehr- und Minderverbräuche
        
        
          werden in Kürze in einem Fachpapier auf
        
        
        
        
          zeigen die Untersuchungsergebnisse, dass
        
        
          Smart-Home-Systeme zur Einzelraumtem-
        
        
          peratursteuerung ihre grundsätzlichen Ein-
        
        
          sparpotenziale heben können, wenn sie für
        
        
          eine individuelle Absenkung der Raumtem-
        
        
          peraturen auf Wohnungsebene genutzt
        
        
          werden. Damit die Wohnungsnutzer ihre
        
        
          individuelle Nacht- und Abwesenheitsab-
        
        
          
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          6/2019