WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 20/2019 - page 4

AUS DEN VERBÄNDEN
Bauen für besondere Bedürfnisse – Veranstaltung in Dresden stellt Architektur
für Menschen mit Demenz in den Mittelpunkt
Dresden – Gemeinsam mit der Landesinitiative Demenz Sachsen und der Technischen Universität Dresden veranstaltete
der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) am 7. Mai 2019 eine Fachveranstaltung zum Thema „Ar­
chitektur für Menschen mit Demenz – Konzepte für das Krankenhaus und den Übergang in die Häuslichkeit“. „Die säch­
sischen Wohnungsgenossenschaften nehmen das Thema Demenz sehr ernst und suchen nach möglichen Modellen für
ihre Mitglieder, denn Demenz müssen wir nicht suchen. Wir finden sie aufgrund der Altersstruktur der Mitglieder im
Bestand“, so Dr. Axel Viehweger, Vorstand des VSWG.
Das Thema Demenz berührt verschiedenste
Lebensbereiche, Versorgungsstrukturen
und ganz unterschiedliche Professionen
und Akteure. Kommunikation und abge-
stimmtes, gemeinsames Handeln werden
häufig vor besondere Herausforderungen
gestellt. Aus diesem Grund wurde die Ver-
anstaltung bereits im Vorfeld durch das
Zusammenwirken von Wissenschaft und
Praxis, in Kooperation von Akteuren aus
ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern,
gestaltet. Während der Bereich Architek-
tur und speziell das Feld der Sozial- und
Gesundheitsbauten von der Technischen
Universität Dresden vertreten wird, steht
der VSWG als Partner für den Bereich des
Wohnens und die Landesinitiative Demenz
Sachsen als Dachverband von Selbsthilfe-
gruppe, Vereinen und Initiativen für den
Blick auf soziale Prozesse und Versorgungs-
netzwerke.
Auf der Fachveranstaltung wurde ein the-
matischer Bogen von der Planung demenz-
sensibler Akutkrankenhäuser, über eine
interdisziplinäre demenzsensible Zusam-
menarbeit in der Notaufnahme, bis hin
zum Übergang in die häusliche Versorgung
mit Möglichkeiten der Unterstützung im
Wohnumfeld gespannt. Thematisiert wur-
den unter anderem neue, innovative Pla-
nungs- und Gestaltungsansätze sowie die
Fragen, wie Räume und Prozesse mitein-
ander in Einklang gebracht werden kön-
nen. Anpassungen der Wohnung und des
Lebensraumes, insbesondere mit Blick auf
Sicherheit, erhöhen die Lebensqualität
demenzerkrankter Menschen und erleich-
tern Angehörigen die Pflege und Versor-
gung. „Wesentliche Ziele einer demenz-
sensiblen baulichen Gestaltung sind die
Förderung der Selbstständigkeit der Pati-
enten und Bewohner, die Anregung zur
Mobilität und Aktivität, um kognitive
Fähigkeiten wie auch physische Funktio-
nalität zu erhalten, physische und emoti-
onale Sicherheit sowie die Unterstützung
der Pflegekräfte bei der optimalen Aus-
übung ihrer Arbeitsprozesse“, fasste Prof.
Dr.-Ing. Gesine Marquardt von der TU Dres-
den zusammen.
Die Gestaltung des Überganges vom Kran-
kenhaus in die Häuslichkeit mit einem
möglichst langen Erhalt der selbstständigen
Lebensführung betrachtete Dipl. Psych.
Steffi Bartsch von der Landesinitiative
Demenz Sachsen und betonte: „Demenz
betrifft vielfältige Lebensbereiche und kann
nur im Zusammenwirken über unterschied-
liche Versorgungsbereiche und Akteure
hinweg aufgegriffen werden.“ Neben den
vielfältigen Herausforderungen wurden
auch viele Beispiele und Lösungsansätze
für ein konstruktives Zusammenwirken
dargestellt.
Der Film „Vergiss mein nicht“ von Filme-
macher David Sieveking beendete die Ver-
anstaltung und zeigte abschließend einen
Blick ins Innere der Familie, in die Verände-
rungen, die Demenzerkrankungen auch in
familiäre Strukturen und das Miteinander
bringen.
(jak/koch)
Barrierearmes Bauen und Wohnen sind zentrale
Herausforderungen der Wohnungswirtschaft.
Foto: © VSWG
Thüringen:
Wahlkampf mit Wohnungsfragen darf den sozialen Frieden nicht gefährden
Erfurt - Die Thüringische Wohnungswirtschaft fordert von den Parteien im Wahlkampf Fakten statt Wohnungspopulis­
mus. „Wir haben vor dem Wahlkampf noch einmal unterstrichen und belegt, wie wichtig gerade kommunale Wohnungs­
unternehmen und Genossenschaften für die Thüringer Mieter sind. Wir bieten bezahlbaren Wohnraum für jeden Thürin­
ger und übernehmen zahlreiche soziale Aufgaben. Wir lassen uns und unsere Unternehmen nicht diskreditieren“ erklärte
der Verbandsdirektor des vtw Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Frank Emrich.
Umso irritierter sieht der Verband aktuell
nach Jena. „Ein Unternehmen wie jena-
wohnen hält 12.500 bezahlbare Woh-
nungen, davon 90 Prozent unterhalb der
sogenannten KdU-Sätze und vermietet
600 Wohnungen an Geflüchtete. Seine
Durchschnittsmieten zählen zu den nied-
rigsten der Stadt. Ein kommunales Unter-
nehmen ‚enteignen‘ zu wollen, ist seltsam.
Zumal dieses Unternehmen darüber hinaus
noch als Sozialrendite für alle Jenaer Ein-
wohner den öffentlichen Nahverkehr oder
öffentliche Einrichtungen mitfinanziert“,
so Emrich.
Wenn ein bereits kommunales Unterneh-
men jenawohnen mit seinen kommunalen
Gesellschaftern Stadtwerke Energie Jena-
Pößneck GmbH und Kommunale Immobi-
lien Jena ‚rekommunalisiert‘ werden soll,
macht das wenig Sinn. „Entweder wird hier
komplette Ahnungslosigkeit in den Wahl-
kampf getragen, oder es wird bewusst mit
falschen Informationen gearbeitet. Dies ist
dann nichts anderes als Wohnungspopulis-
mus. Dass dabei eine aggressive Stimmung
mit unabsehbaren Folgen in der Stadt ent-
steht, wird billigend in Kauf genommen“.
Der Verband hofft, dass seitens der Partei-
spitzen in Thüringen mäßigend auf die Pro-
tagonisten vor Ort eingewirkt wird. „Wir
können nicht zulassen, dass die Kommu-
nal- und Landtagswahlen zu einer gesell-
schaftlichen Zerreißprobe werden“ betonte
Emrich.
(bra/koch)
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