Wohnungspolitische Informationen 18/2019 - page 3

ENERGIE
Netzbetreiber öffnen sich für Balkonanlagen
Berlin – Die Bereitschaft der Stromverteilnetzbetreiber für die Integration von Balkonanlagen in ihr Netz steigt. „Wir haben
sehr viel Zeit am Telefon verbracht und uns quer durch die Republik telefoniert“, sagte der Geschäftsführer des Berliner
Start-ups Empower Source, Christian Ofenheusle, im Gespräch mit energate.
Im Auftrag der Anlagenhersteller versucht
Ofenheusle seit gut einem halben Jahr auf
der einen Seite die Verteilnetzbetreiber,
auf der anderen Seite die Privatkunden als
Abnehmer von der neuen Technik zu über-
zeugen. „Eine größere Anzahl von Netzbe-
treibern“ habe zugesagt, den Anmeldeser-
vice seiner Plattform „MachDeinenStrom.
de“ zu nutzen. Insbesondere in Bayern sei
hier eine größere Bereitschaft zu erken-
nen, sagte Ofenheusle. Daneben gebe es
noch andere Netzbetreiber, die zumindest
eigene Formulare entwickelt haben, um
den Anmeldeprozess der Plug-in-Anlagen
zu vereinfachen.
Im September 2018 hatte der Verteilnetz-
betreiber Bonn Netz als einer der ersten
Netzbetreiber ein standardisiertes Anmel-
deverfahren in Kooperation mit Empower
Source entwickelt. Die Nachfrage bei Bonn
Netz sei sehr gering, nur zwei Anlagen
seien auf Balkons installiert worden, teilte
eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage
mit. Damit die Stromrechnung durch den
Betrieb von Balkonanlagen „nicht rück-
wärts läuft“, müssen die Ferraris-Zähler
durch Zweirichtungszähler getauscht wer-
den. Die Kosten lassen sich auf die Mess-
entgelte umlegen. Voraussetzung für den
Anschluss in Bonn ist unter anderem, dass
die Haushalte nicht den normalen Schuko-,
sondern einen speziellen Einspeisestecker
verwenden, der den neuen Vorgaben des
Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik
und Informationstechnik (VDE) genügen
muss (DIN VDE V 0100-551-1). Der Ver-
band hatte nach langen Verhandlungen
mit Befürwortern und Kritikern der Geräte
eine neue Norm herausgebracht.
Einzelne Netzbetreiber – darunter Westnetz
– hatten sich zeitweise komplett gegen den
Anschluss der Balkonanlagen gesperrt, da
sie schädliche oder störende Rückwirkun-
gen befürchteten. Inzwischen hat Westnetz
eingelenkt und ein eigenes Anmeldefor-
mular auf seine Internetseite gestellt, der
Anmeldeprozess läuft aber noch posta-
lisch. Wie in Bonn ist auch die Nachfrage im
deutlich größeren Verteilnetz von Westnetz
eher gering. „Seit 2017 haben Westnetz-
Kunden bislang 110 steckerfertige Fotovol-
taikalagen angemeldet“, so ein Sprecher.
Bisher seien keine technischen Probleme
mit diesen Anlagen bekannt.
(mt/schi)
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energate
– Fachmedium für Energiethemen
ENERGIENACHRICHTEN
reicht jedoch bei Weitem nicht aus. „Nach-
dem wir in der Vergangenheit bereits einige
Häuser mittels konventioneller Vorgehens-
weise energetisch saniert haben, wollen
wir jetzt diesen innovativen Prozess für die
energetische Sanierung von vier Mehrfa-
milienhäusern nutzen. Wir glauben, dass
wir mit dem Beginn der seriellen Sanie-
rung den Nutzen unserer eigenen Mieter/
innen steigern und zugleich die gesamtge-
sellschaftliche Zielerreichung einen Schritt
voranbringen können. Trotz hoher Her-
ausforderungen sehen wir in der Moder-
nisierung nach Energiesprong die Chance
künftiger Kostendegression“, sagte
Ewald
Ernst
, Vorstand der Baugenossenschaft
Oberricklingen.
„Wenn wir die Klimaziele erreichen wol-
len, müssen wir den Sanierungsprozess
neu denken und bei garantierter, gleich-
bleibend hoher Qualität deutlich schneller
und günstiger werden“, so
Uwe Bigalke
,
Leiter des Energiesprong-Marktentwick-
lungsteams bei der dena. Ein wesentlicher
Bestandteil der Energiesprong-Lösung
sind daher industriell vorgefertigte, maß-
geschneiderte Elemente für Fassaden und
Dächer mit vollständig integrierten Energie-
systemen, mit denen die Dauer der Sanie-
rungsarbeiten von mehreren Monaten auf
wenige Wochen reduziert werden. Zudem
ergibt sich mit steigenden Stückzahlen ein
enormes Kostensenkungspotenzial, wie
bereits bei der Markteinführung für Einfa-
milienhaus-Lösungen in den Niederlanden
und später in Frankreich und Großbritan-
nien beobachtet werden konnte.
Was ist der Energiesprong-Net-Zero-
Standard?
Der Energiesprong-Net-Zero-Standard steht
für klimaneutrale, moderne und komfor-
table Wohnungen, in denen die Menschen
gerne leben. Jedes Haus produziert genug
Energie für Heizung, Warmwasser und
Haushaltsgeräte. Geld, das für Energieko-
sten und Instandhaltung ausgegeben wor-
den wäre, fließt in die Refinanzierung der
Sanierung.
Das Ziel ist, dass die Lebenshaltungskosten
für die Bewohner dabei nicht steigen und
die energetische Qualität sowie der Innen-
raumkomfort für bis zu 30 Jahre garantiert
werden.
Weltweite Energiesprong-Bewegung
Energiesprong wird weltweit durch Markt-
entwicklungsteams vorangetrieben, die auf
Seiten der Wohnungswirtschaft die ent-
sprechende Nachfrage schaffen und bün-
deln und die Bauwirtschaft unterstützen,
Energiesprong-Lösungen anzubieten und
kontinuierlich zu verbessern. Gleichzeitig
setzen sie sich für optimale politische und
finanzielle Rahmenbedingungen ein, um
den Breitenmarkt anzustoßen. So soll eine
Marktdynamik ausgelöst werden, die die
Bauwirtschaft bewegt, in digitalisierte Vor-
fertigungssysteme für maßgeschneiderte,
industrielle Lösungen zu investieren.
Weitere Marktentwicklungsteams sind der-
zeit in Kanada und dem Bundesstaat New
York aktiv. In Deutschland wird Energie-
sprong von der Deutschen Energie-Agentur
GmbH (dena) koordiniert, finanziert vom
Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie (BMWi) und unterstützt vom Spit-
zenverband der Wohnungswirtschaft GdW.
Die Umsetzung der Prototypen wird über
das Interreg NWE-Programm „Mustbe0“
gefördert.
(ern/schi)
Weitere Informationen zu Interreg NWE
und Energiesprong finden Sie unter
sowie
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