Wohnungspolitische Informationen 19/2018 - page 5

LANDESPOLITIK
AUS DEN VERBÄNDEN
Mangel an bezahlbarem Wohnraum: Ausweitung von Wohnberechtigungen
in Hamburg weckt falsche Hoffnungen
Hamburg – Die Hamburger Stadtentwicklungsbehörde will die Einkommensgrenzen, die zum Bezug einer Sozialwohnung
berechtigen, um rund 11 Prozent erhöhen. Damit werden künftig fast 70.000 Haushalte mehr die Möglichkeit haben, eine
Sozialwohnung zu beziehen, berichtete das Hamburger Abendblatt.
„Die Erhöhung der Einkommensgrenzen
ist gut gemeint, hilft aber vielen Menschen
mit mittleren oder niedrigen Einkommen
kaum“, erklärte dazu Andreas Breitner,
Direktor des Verbandes norddeutscher
Wohnungsunternehmen (VNW). „Es
fehlt schlicht an bezahlbaremWohnraum.
Diesen Mangel wird man nicht dadurch
beheben, dass man mehr Menschen das
Recht, in so einer Wohnung zu leben, ver­
leiht. Die jetzt angekündigte Veränderung
bei den Einkommensgrenzen weckt fal­
sche Hoffnungen. Die meisten davon wer­
den enttäuscht werden. Stattdessen ist es
notwendig, die Unternehmen, die Woh­
nungen mit bezahlbaren Mieten anbieten,
in die Lage zu versetzen, mehr davon zu
bauen. Wie wäre es damit, an jene Woh­
nungsunternehmen Grundstücke bevor­
zugt und verbilligt zu verkaufen, die über
20 Jahre eine Miete zusagen, die zehn
Prozent unter dem Mittelwert des Miet­
spiegels liegt.“
„Die durchschnittliche Kaltmiete bei den
im VNW organisierten Wohnungsgenos­
senschaften und Wohnungsgesellschaften
liegt in Hamburg derzeit bei 6,34 Euro pro
Quadratmeter, der Durchschnittswert des
Hamburger Mietspiegels hingegen bei 8,44
Euro pro Quadratmeter. Und eines steht
auch fest: Unsere Unternehmen bauen,
wenn man sie lässt.“
(schir/koch)
Wohnen in die Fläche tragen – Wohnungswirtschaft in Baden-Württemberg
thematisiert Herausforderungen des ländlichen Raumes
Mannheim – Mit dem Thema „Wohnen in die Fläche tagen“ traf der Verbandstag 2018 des Verbandes baden-württem-
bergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen (vbw) auf sichtbar großes Interesse. Knapp 300 geladene Teilneh-
mer fanden sich im Rosengarten Congress Centrum in Mannheim ein, um über den gesellschaftlichen Zusammenhalt in
Stadt und Land und über die Situation des ländlichen Raumes im Besonderen zu diskutieren. Die Herausforderungen
durch Binnenwanderung, Demografie, Infrastruktur und Mobilität standen im Mittelpunkt der Diskussion.
„Starke und attraktive Kommunen und
Gemeinden und eine gute Wohnungs­
versorgung bedingen einander“, begann
Peter Bresinski
, Verbandsvorsitzender
des vbw, seine Begrüßung. Die Städte und
Ballungszentren allein können den Woh­
nungsbedarf, der in Baden-Württemberg
herrscht, nicht decken. Dazu brauche es
einen starken ländlichen Raum und die ver­
stärkte regionale und überregionale Zusam­
menarbeit der Städte und Gemeinden – ins­
besondere bei der Flächenausweisung.
Bresinski wies auch auf die zunehmen­
den Verteilungskämpfe hin, die auf gesell­
schaftlicher und politischer Ebene geführt
werden. Der Wohnungsbau konkurriere
mit Privatinteressen bei Neubauvorha­
ben, aber auch mit dem Erhalt von Frisch­
Weiter auf Seite 6
Diskutierten über den ländlichen Raum: Dr. Christoph Jäger (Helmholtz Centre for Environmental
Research – UFZ), Peter Hauk (MLR), Steffen Braun (Fraunhofer IAO), Moderatorin Martina Meisen-
berg, Axel Gedaschko (GdW) und Dr. Daniel Dettling (IfZ) (v. l.).
Fotos: vbw
zu profitieren.“ Das Gesetz enthält außer­
dem eine Verordnungsermächtigung, die
es dem Bauministerium erlaubt, auch die
Einkommensgrenzen für bereits in der
Vergangenheit gebundenen Wohnraum
anzuheben. „Wir wollen das so schnell
wie möglich anwenden, damit auch der
sozial gebundene Mietwohnungsbestand
wieder für mehr Haushalte zur Verfügung
steht.“ Unterstützung sieht Aigner hierbei
auch von den Wohnungsverbänden. Das
entsprechende Gesetz zur Änderung des
Bayerischen Wohnraumförderungsgesetzes
und des Bayerischen Wohnungsbindungs­
gesetzes trat mit dem 1. Mai 2018 in Kraft.
Anlass für die Gesetzesänderung war, dass
aufgrund der Einkommensentwicklungen
in den letzten Jahren immer weniger bay­
erische Haushalte in den Kreis der für die
Wohnraumförderung Berechtigten fielen.
Der Verband bayerischer Wohnungsunter­
nehmen (VdW Bayern) hatte die Erhöhung
der Einkommensgrenze seit einiger Zeit
gefordert und begrüßt diese ausdrücklich.
(faen/koch)
Fortsetzung von Seite 4
19/2018 5
1,2,3,4 6,7,8
Powered by FlippingBook