Wohnungspolitische Informationen 46/2018 - page 6

AUS DEN VERBÄNDEN
„Zukunft gestalten“ – vielfältige Entwicklungen rund um Bauen, Big Data und
Mitarbeiterführung in Baden-Württemberg diskutiert
Baden-Baden – Insgesamt rund 300 Teilnehmer begrüßte Peter Bresinski, Verbandsvorsitzender des Verbands Baden-
Württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen (vbw), im Herbst 2018 zum Genossenschaftstag sowie der
anschließenden zweitägigen Unternehmensleitertagung des vbw in Baden-Baden. Zukunftsthemen wie die Digitalisie-
rung, Big Data, serielles und modulares Bauen sowie das Arbeiten der Zukunft standen auf dem gut gefüllten Programm.
Für wichtige Impulse sorgte auch der Vortrag von Prof. Dr. Werner Sobek über das künftige Bauen unter dem Titel
„Schneller, leichter, besser“.
„Warum eigentlich bauen?“ Unter diesem
Titel führte
Rainer Böttcher
, Vorstand
der FLÜWO Bauen Wohnen eG, mit einem
Impulsreferat in das Thema des Genossen-
schaftstages ein. „Die digitale Veränderung
in der Entwicklung, Planung, Herstellung
von Produkten, die in anderen Branchen
schon längst vollzogen ist, steht uns erst
noch bevor“, sagte Böttcher. Doch die
Entwicklung komme in hohem Tempo und
wird sich schnell vollziehen. Nicht nur beim
Neubau müsse der digitale Prozess schon
mitgedacht werden. „Wir brauchen den
Neubau, um einerseits unsere Position als
Akteure am Markt und andererseits auch
das Potenzial in der Unternehmensentwick-
lung zu erhalten“, betonte er.
Wohnungsbau – ein Markt voller Her-
ausforderungen
Dass das Bauen derzeit sehr hohe Heraus-
forderungen mit sich bringt, zeigte
Simon
Dietzfelbinger
vom Beratungsunterneh-
men Drees & Sommer auf. „Der Nachfrage-
boom hat den Wohnungsmarkt zu einem
Bietermarkt gemacht, der von einem gerin-
gen Angebotsrücklauf und hohen Preisstei-
gerungen geprägt ist“, so Dietzfelbinger.
Einzelne Gewerke verzeichnen Kostenstei-
gerungen von mehr als 20 Prozent. Der
Angebotsrücklauf liege häufig unter 25
Prozent. Das spiegeln aktuell von Drees &
Sommer erhobene Zahlen wider.
„Behutsame Modernisierung für bezahl-
bares Wohnen – geht das?“ Diese Frage
hatte der beratende Ingenieur Dr.-Ing.
Fred
Wagner
über seinen Vortrag gestellt und
gab darauf die Antwort: „Das hängt für die
Unternehmen stark von den Kosten für das
Planen und Bauen ab“. Um den Abriss und
Neubau ging es auch im Vortrag von Dirk
Braune, Geschäftsführer der Kreisbauge-
sellschaft Waiblingen mbH. Die Handlungs-
optionen bei einem sanierungsbedürftigen
Gebäude seien weit gefächert, sie reichten
bis hin zur Vollsanierung oder dem Abriss.
Braune lenkte den Blick sowohl auf die
wirtschaftlichen als auch auf die weichen
Faktoren in solchen Projekten.
Die Bauvergabe, das Controlling am Bau
sowie die Kommunikation mit den Mietern
standen in den drei Workshops am Nach-
mittag zur Diskussion und wurden von
Simon Dietzfelbinger,
Christian Gebhardt
vom GdW sowie
Marc Ullrich
, Vorstand
des Bauvereins Breisgau, gemeinsam mit
den Teilnehmern behandelt.
Datenhandling, Mitarbeiterführung
und Wohnungsbau
Matthias Klupp
und
Michael Deeg
vom
Forschungs- und Beratungsunternehmen
Analyse & Konzepte stellten im Rahmen
der Unternehmensleitertagung verschie-
dene Datenverarbeitungs- und Analy-
setools dar und erörterten Systeme und
Möglichkeiten, die sich für die Wohnungs-
wirtschaft ergeben. Der Personalmanage-
mentberater
Rudolf Kast
stellte in seinem
Vortrag neue Führungstrends und -struk-
turen vor. „Zum Leadership gehört es, die
Rahmenbedingungen so zu schaffen, dass
Mitarbeiter gute Leistung erbringen kön-
nen und wollen“, sagte Kast. Die Mitar-
beiterführung stecke im Wandel, denn
immer mehr Komplexität, eine zuneh-
mende Machtverschiebung und Demokra-
tisierung in den Unternehmen und die Auf-
lösung von strukturellen Grenzen erfordere
eine Neuausrichtung. Auch Dr.
Stefan Rief
vom Fraunhofer IAO Stuttgart betonte in
seinem Vortrag über den Arbeitsplatz der
Zukunft, dass die jungen Generationen
anders „ticken“ und daher eine andere
Führung, aber auch einen anderen Arbeits-
platz erwarten. Neugierde und die Lust auf
Herausforderungen zeichneten diese Gene-
ration aus.
Nicht olympisch, sondern notwendig
Auf das Bauen „schneller, leichter, besser“
ging Prof. Dr.
Werner Sobek
in seinem
Vortrag ein. „Die Weltpopulation wächst
netto um 2,6 Menschen pro Sekunde.
Diese Menschen müssen langfristig mit
Baustoff für den Wohn- und Lebensraum
– gleich auf welchem Kontinent von Asien
über Afrika bis Amerika – versorgt werden.
Wir müssen also für mehr Menschen mit
weniger Material und Verbrauch bauen. Ein
erster wichtiger Schritt ist der Verzicht auf
fossil basierte Energie“, schloss Sobek an.
„Baue so, dass du kein CO
2
produzierst“,
müsse die Devise sein.
„Derzeit gilt es, rasch zusätzlichen Wohn-
raum zu schaffen, insbesondere im geför-
derten und bezahlbaren Wohnungsbau“,
brachte
Fabian Viehrig
vom GdW die
heutige Situation auf den Punkt. Insbe-
sondere das serielle und modulare Bauen
berge dafür große Chancen. „Industrielle
Fertigungsprozesse im geschützten Raum
ermöglichen eine hohe Qualität und bie-
ten anschließend eine kurze Bauzeit auf
der Baustelle“, so Viehrig. Der GdW hat
daher gemeinsam mit weiteren Partnern
eine Rahmenvereinbarung zum ‚seriellen
und modularen Bauen‘ ausgeschrieben.
Über das serielle Sanieren sprach abschlie-
ßend
Uwe Bigalke
von der Deutschen
Energie-Agentur GmbH (dena). Er stellte
Beispiele aus den Niederlanden sowie die
Energiesprong-Initiative in Deutschland
vor. Ziel ist eine Sanierung auf NetZero,
also darauf, dass ein Gebäude über ein
Jahr so viel Energie erzeugt, wie es ver-
braucht. Er rief die Wohnungsunterneh-
men dazu auf, die serielle Sanierung nach
dem Energiesprong-Prinzip – wo möglich
– in ihren Maßnahmenkatalog aufzuneh-
men und Pilotprojekte zu starten.
(schu/koch)
Dr. Werner Sobek erklärte die Vorteile der
modularen Bauweise.
Matthias Klupp (Analyse & Konzepte) erörterte in seinem Vortrag die Möglichkeiten von Big Data
in der Wohnungswirtschaft.
Fotos: vbw
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