Wohnungspolitische Informationen 46/2018 - page 2

STUDIE
Kommunikationstechnologien. Die Woh-
nungswirtschaft kann eine wichtige Rolle
als Vorreiter und Treiber smarter Quartiere
und Städte einnehmen.
3. Wohnungsvermietung 4.0:
Beim digi-
talen Vermietungsprozess hilft die Vielzahl
der Informationen und deren Verknüpfung
dabei, die Wohnwünsche zukünftiger Mie-
ter mit der für sie passenden Nachbarschaft
zusammenzubringen. Die Organisation der
Vermietung wird damit einfacher, davon
profitieren Interessenten und Wohnungs-
unternehmen.
4. Mehr Service online:
Die Onlinekom-
munikation mit dem Kunden per App und
Chatbot wird in der Wohnungswirtschaft
zum Normalfall. 90 Prozent der Anliegen
werden zukünftig rund um die Uhr bear-
beitet. Für Mieter wird der Kundenservice
zeit- und ortsunabhängig sowie verbind-
licher, für Wohnungsunternehmen durch
Standardprozesse schlanker.
5. Vielfältige Wohnformen:
Die Wohn-
wünsche differenzieren sich immer weiter
aus. Die Nachfrage nach flexiblen Wohn-
formen, zum Beispiel Zwischennutzung,
sowie nach gemeinschaftlichem Wohnen
steigen, ebenso der Wunsch nach Mitge-
staltung. Die Anforderungen an die Woh-
nungswirtschaft wachsen, Angebote zwi-
schen Miete und Eigentum zu schaffen.
6. Neue Wohnformen:
Es gibt immer
mehr kleinere Haushalte, der Zuzug in die
Städte hält an. Dadurch wächst die Nach-
frage nach neuen Wohnformen wie Woh-
nen auf Zeit, Mikrowohnungen, Tiny-Hou-
ses und Service-Apartments. Optimierte
Grundrisse und kostengünstige Wohnun-
gen sind die Herausforderungen für Woh-
nungsunternehmen.
7. Neue Wohnungsgestaltung:
Zusatz-
ausstattungen wie barrierearme Wohn-
räume sind zur Normalität geworden.
Sowohl jüngere als auch ältere Haushalte
profitieren davon. Neue Technologien wie
Building Information Modelling (BIM) hel-
fen, steigenden Anforderungen an Grund-
riss und Raumaufteilung besser zu begeg-
nen und Kosten einzusparen.
8. Neue Innenraumgestaltung:
Die digi-
tale Grundausstattung der Wohnung wird
selbstverständlich und erhöht den Komfort
für Mieter. Die Technik funktioniert im Hin-
tergrund, die Innenraumgestaltung folgt
den Aspekten Wohlfühlen und Gemein-
schaft. Die Nachfrage nach wohnfertigen
Lösungen steigt.
„Die Anforderungen an den Vermieter der
Zukunft steigen mit der fortschreitenden
Digitalisierung weiter. Um die Chancen
bestmöglich zu nutzen und den Risiken
wirkungsvoll vorzubeugen, brauchen die
Wohnungsunternehmen zügig ganzheit-
liche Digitalisierungsperspektiven. Für die
Entwicklung unternehmensweiter digitaler
Strategien macht sich die Wohnungswirt-
schaft stark“, so der GdW-Chef.
Mehr Vielfalt, Polarisierung bei Raum-
entwicklung und Einkommen
Der gesellschaftliche Wandel der letzten
Jahre hat großen Einfluss auf die Entwick-
lung der Wohntrends in Deutschland. Hier
zeichnen sich drei übergeordnete gesell-
schaftliche Trends ab:
Deutschland wird vielfältiger, insbesondere
im Zuge der starken Zuwanderung. Die Ein-
wohnerzahl Deutschlands wird bis zum Jahr
2030 voraussichtlich stagnieren oder leicht
ansteigen, gleichzeitig altert die Gesell-
schaft weiter. 2030 wird rund ein Viertel
der Menschen in Deutschland älter als 65
Jahre sein. Die Vielfalt der Wohnwünsche
und der Bedarf an altersgerechtem Wohn-
raum wird also weiter zunehmen.
Mehr Wohlstand bei größerem Armutsri-
siko. Trotz der positiven wirtschaftlichen
Entwicklung der vergangenen Jahre wächst
in Deutschland das Armutsrisiko, insbe-
sondere die Gefahr der Altersarmut. Die
Wohnkostenbelastung steigt vor allem in
den Großstädten. Der Bedarf an bezahlba-
rem Wohnraum wird in den kommenden
Jahren weiter wachsen, gerade für Senio-
ren, Alleinerziehende und Haushalte mit
Migrationshintergrund.
Attraktive Städte und schrumpfende länd-
liche Räume. Ballungszentren verzeichnen
weiter Wanderungsgewinne und bieten
in puncto Infrastruktur, Ausbildungsmög-
lichkeiten und Arbeitschancen eine hohe
Attraktivität. Es sind bereits „Überschwapp-
effekte“ auf das jeweilige Umland erkenn-
bar, insbesondere Familien und Ältere
suchen nach naturnahem Wohnen.
Politische Kernfelder der Zukunft:
Integration, Stadt & Umland, Quartier
„Die politischen Anforderungen wachsen
mit den Wohnwünschen der Zukunft“,
betonte Gedaschko. „Insbesondere die
Integrationsaufgaben steigen und sind
eine nationale Daueraufgabe, die gerade
vor Ort in den Quartieren stattfindet. Daher
ist ein bundesweites, flexibles Sonderpro-
gramm Integration notwendig. Die För-
dermittel in diesem Bereich müssen drin-
gend auch für die Wohnungsunternehmen
zugänglich gemacht werden.“ Angesichts
der alternden Gesellschaft müsse zudem
die ambulante und telemedizinische Ver-
sorgung weiter ausgebaut werden. Dazu
müsse das KfW-Programm „Altersgerecht
Umbauen“ vom Bund weiter verbessert
und mittelfristig mit jährlich 100 Millionen
Euro ausgestattet werden.
„Der anhaltende Druck auf die Städte beim
Thema Wohnen wird sich nur abmildern
lassen, wenn die Infrastruktur in ländlichen
Regionen ausgebaut und dadurch deren
Attraktivität langfristig gesteigert wird“, so
Gedaschko. „Der Blick muss dabei gleich-
zeitig stark auf die Quartiere gerichtet wer-
den“, sagte der GdW-Präsident. Hier gehe
es neben einem stark ausgebauten öffent-
lichen Personennahverkehr zur Vernetzung
der Quartiere auch um zukunftsfähige Kon-
zepte im Bereich E-Mobilität. Für die Ener-
gieversorgung der Zukunft sollten zudem
endlich Mieterstromprojekte ermöglicht
werden. „Die vielen Hindernisse für den
Mieterstrom, ganz neu die geplante Absen-
kung des Mieterstromzuschlags durch das
Energiesammelgesetz, müssen aus dem
Weg geräumt werden. Nur so wird die
dezentrale Energiewende funktionieren“,
so Gedaschko.
Für die Bezahlbarkeit von Maßnahmen
des Klimaschutzes und des altersgerech-
ten Umbaus gilt generell: Sowohl Mieter
als auch Vermieter können jeweils nur
einen Teilbetrag der notwendigen Inves-
titionen aufbringen. Dieses Dilemma kann
nur der Staat lösen, indem er den übrigen
Teilbetrag der Kosten der Energiewende
übernimmt, der wirtschaftlich von den
Unternehmen und sozialpolitisch von den
Mietern nicht geschultert werden kann.
Oder aber die Politik muss neue Wege
dafür finden.
„Damit die Wohnwünsche der Menschen
Realität werden können, gilt das Motto:
bauen statt bremsen!“, betonte der GdW-
Chef. Dazu sei ein dauerhaft ausgewoge-
nes Mietrecht notwendig. Investitionen in
die Modernisierung des Wohnungsbestan-
des dürften nicht durch einseitige Eingriffe
abgewürgt werden. Für ein gutes Bauklima
müssten Planungsverfahren vereinfacht
und beschleunigt werden. Bauland muss
verstärkt mobilisiert, Baukosten im Zuge
der entsprechenden Kommission reduziert
und das Bauen deutlich vereinheitlicht
werden. „Wir brauchen eine bundesweit
verbindliche Musterbauordnung und eine
Typengenehmigung, damit wir die Wohn-
trends schnell und zielgruppengerecht –
auch in serieller Bauweise – umsetzen kön-
nen“, so der GdW-Präsident abschließend.
(schi)
Mitgliedsunternehmen des GdW können
jeweils ein kostenfreies Exemplar der Studie
anfordern. Kostenpflichtige Exemplare
können zu einem Preis von 50 Euro zuzüglich
Versandkosten ausschließlich beim GdW hier
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