Wohnungspolitische Informationen 47/2018 - page 2

BUNDESPOLITIK
Wohnungsbestand wird pro Quadratme­
ter Wohnfläche in den letzten zwei Jahren
wieder mehr Heizenergie verbraucht als in
den Jahren davor. „Deutschland dämmt
und dennoch steigt der Verbrauch. Da läuft
etwas gehörig falsch“, so Gedaschko.
„Die Bundesregierung muss umgehend ihre
bisherige Effizienzstrategie evaluieren und
die genauen Kosten der einzelnen CO
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-Ver­
meidungsmaßnahmen analysieren. Zwei­
tens muss bei der KfW das am stärksten
gefördert werden, was am wenigsten kos­
tet und am meisten CO
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einspart. Und nicht
umgekehrt. Drittens muss endlich jenseits
von Lippenbekenntnissen der Rechtsrah­
men für die dezentrale Energieerzeugung
für Wärme und Strom durch Wohnungs­
unternehmen für ihre Mieter geschaffen
werden. Dass die Bundesregierung gerade
plant, das zarte Pflänzchen Mieterstrom
platt zu machen, gleicht einem Stück aus
dem Tollhaus“, so der GdW-Chef. „Wir
brauchen eine kluge Klimapolitik 4.0 mit
einer klaren sozialen Komponente.“ Statt
einseitig geforderter Mietpreisstopps und
starker Einschränkungen der Mietanpas­
sungsmöglichkeiten nach Modernisierung
müssten staatspolitische Ziele und ihre
finanziellen Folgen zusammengedacht wer­
den. „Das, was weder von Mietern noch
Vermietern wirtschaftlich oder sozialpoli­
tisch tragbar ist, muss der Staat schultern“,
so Gedaschko.
Intelligente statt ideologische Lösungen
seien beim Klimaschutz und beim bezahl­
baren Wohnen notwendig, sagte
Gun-
ther Adler
, Staatssekretär im Bundesmi­
nisterium des Innern, für Bau und Heimat.
Hierfür gebe es nicht „die eine einzige
richtige Lösung“, sondern es müsse ein
gut diskutiertes und mit allen Partnern der
Wohnrauminitiative abgestimmtes Maß­
nahmenpaket umgesetzt werden. Ressort-
und parteiübergreifendes Handeln sei dafür
eine zentrale Voraussetzung. Einigkeit über
den sozialen Wohnungsbau als wichtigen
Baustein der Daseinsvorsorge herrschte
in einer Diskussionsrunde mit
Bettina
Hagedorn
, Parlamentarische Staatssekre­
tärin im Bundesministerium der Finanzen,
und
Rita Schwarzelühr-Sutter
, Parlamen­
tarische Staatssekretärin im Bundesministe­
rium für Umwelt, Naturschutz und nukle­
are Sicherheit. Die Mietpreisbremse sei nur
Symbolpolitik, dringend geboten dagegen
eine Entbürokratisierung des Bauplanungs-
und Bauordnungsrechts, betonte
Frank
Sitta
, stellvertretender Fraktionsvorsitzen­
der der FDP im Deutschen Bundestag, in
seiner Rede.
Ein flammendes Plädoyer für ein starkes
Europa und gegen neuen Nationalismus
hielt
Joschka Fischer
, ehemaliger Bun­
desaußenminister, in seiner beeindrucken­
den Rede. Das gesellschaftliche Miteinander
liege auch in den Händen der Wohnungs­
wirtschaft. Deshalb freue er sich umso
mehr, dass sich die Branche die Werte von
Respekt, Demokratie und Vielfalt so deut­
lich auf die Fahnen schreibe. Das Wohnen
sei das zentrale gesellschaftliche Thema der
nächsten Jahre, Ideen von Enteignung und
Verstaatlichung seien jedoch komplett kon­
traproduktiv, so Fischer mit Hinweis auf die
„einstürzenden Altbauten“ in der dama­
ligen DDR. Es gelte angesichts der anhal­
tenden Zuwanderung vor allem, sich noch
stärker um die neuen Mitbürgerinnen und
Mitbürger zu kümmern. Deutschland sei
aber „gut aufgestellt mit einer Wohnungs­
wirtschaft, die politisch so vorausdenkt,
wie diese“, so Joschka Fischer.
Qualitätssiegel verliehen
Für den nachhaltigen Neubau von Mehr­
familienhäusern verlieh
Ingeborg Esser
,
Vorstandsvorsitzendes des Vereins zur För­
derung der Nachhaltigkeit im Wohnungs­
bau, zwei Projekten das NaWoh-Quali­
tätssiegel. Die Wohnungsgenossenschaft
Johannstadt eG Dresden und die Wanken­
dorfer Baugenossenschaft für Schleswig-
Holstein eG überzeugten mit ihren nach­
haltigen Konzepten.
Spenden für die DESWOS
Neben den politischen Schwerpunkten
wurden im Rahmen des „Tag der Woh­
nungswirtschaft 2018“ auch wieder Spen­
den für die Hilfsprojekte der brancheneige­
nen Fachorganisation DESWOS Deutsche
Entwicklungshilfe für soziales Wohnungs-
und Siedlungswesen e.V gesammelt. Über
25.000 Euro kamen durch die großzügige
Spende von 20.000 Euro von Vodafone
Kabel Deutschland GmbH und zusätzlichen
5.000 Euro aus einer Tombola im Verlauf
der Veranstaltung zusammen. Die gesam­
melten Spenden gehen in diesem Jahr
an die genossenschaftliche Gartensied­
lung Santa Rita in El Salvador. Die Spen­
den werden dort für den Neubau und zur
Sanierung der Hütten eingesetzt. Außer­
dem wird der Bau sanitärer Anlagen und
die Ausbildung von Bauhandwerkern in der
Gartensiedlung finanziert.
(schi/koch)
Fortsetzung von Seite 1
GdW-Präsident Axel Gedaschko berichtet mit
Hauptgeschäftsführerin Ingeborg Esser und
Geschäftsführer Dr. Christian Lieberknecht zur
aktuellen Lage der Branche (v.r.n.l.)
Staatssekretärinnen und Staatssekretär im Gespräch mit Moderator Mitri Sirin.
Die GdW-Geschäftsführung verleiht das NaWoh
Qualitätssiegel für nachhaltigen Wohnungsbau.
Fotos: Tina Merkau
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