WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 39/2018 - page 3

BUNDESPOLITIK
oder gar nicht Bestandteil der ortsüblichen
Vergleichsmiete. Das behindert den drin-
gend benötigten altersgerechten Umbau,
energetische Modernisierungen und die
Digitalisierung. Ein echter Investitionsblo-
cker in Zeiten, in denen Investitionen in den
Wohnungsbau mehr denn je gefragt sind.
Der GdW-Präsident begrüßte es, dass die
Begleitung der Umsetzung der Ergeb-
nisse des Wohngipfels künftig unter dem
bewährten Dach des Bündnisses für bezahl-
bares Wohnen und Bauen gebündelt wer-
den: „Der Gipfel ist ein Anfang, jetzt muss
sich die Bundesregierung an ihren Taten
messen lassen.“
Mieterbund und Gewerkschaften auf
Konfrontationskurs
„Die Ziele des Wohngipfels im Bundeskanz-
leramt, die Stärkung des Wohnungsneu-
baus und die Sicherung bezahlbaren Woh-
nens begrüßen und teilen wir. Anders als
in der Pressemeldung des Bundesministe-
riums des Innern, für Bau und Heimat dar-
gestellt, gibt es aber keine Vereinbarung
über die hierzu notwendigen Maßnah-
men, zumindest keine Vereinbarung mit
den Gewerkschaften und dem Deutschen
Mieterbund“, sagten
Robert Feiger
, Vor-
sitzender der Industriegewerkschaft Bauen-
Agrar-Umwelt (IG BAU),
Stefan Körzell
,
Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerk-
schaftsbundes (DBG), und
Franz-Georg
Rips
, Präsident des Deutschen Mieterbun-
des (DMB) – alle drei ebenfalls Teilnehmer
des Wohngipfels. Am Tag zuvor hatten Mie-
terbund und Gewerkschaften gemeinsam
mit Berliner Mieterinitiativen und Sozial-
verbänden, finanziell unterstützt von der
Rosa-Luxemburg-Stiftung, einen „Alter-
nativen Wohngipfel“ veranstaltet. Inhalte
waren neben Diskussionsrunden zum
Thema bezahlbare Mieten auch Workshops
zu Protestmethoden, wie beispielsweise das
Basteln von Plakaten und Bannern. Diese
kamen unter anderem am Folgetag bei
einer Demonstration während des offiziel-
len Wohngipfels vor dem Bundeskanzler-
amt zum Einsatz. Die Bundesarbeitsgemein-
schaft Immobilienwirtschaft Deutschland
(BID) hat ihre Forderung nach besseren
Neubaubedingungen mithilfe eines im
Regierungsviertel kreisenden Kipplasters
und angehängtem Transparent „Wir wol-
len bauen“ deutlich gemacht.
(burk/schi)
Das Eckpunktepapier zum Wohngipfel finden
Sie unter diesem Kurz-Link:
nen Video-Mitschnitt
der Ergebnis-Pressekonferenz im Bundeskanzler-
amt unter
Fortsetzung von Seite 2
Spaltung Deutschlands in Boomtowns und Geisterstädte verhindern –
Wohnungswirtschaft plädiert für neue deutsche Einheit in Stadt und Land
Berlin – Eine Woche vor dem Tag der Deutschen Einheit bewegen gleich zwei wichtige Termine das politische Berlin:
„Wir brauchen eine neue Deutsche Einheit in Deutschland – und zwar sowohl von Ost und West, aber auch von Stadt
und Land“, erklärte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, anlässlich der am
26. September 2018 gestarteten Kommission ‚Gleichwertige Lebensverhältnisse‘ und des ‚Jahresberichts der Deutschen
Einheit‘. „Die ländlichen Räume müssen wieder stärker in den Mittelpunkt des politischen Handelns rücken. Denn Politik
muss den Menschen gegenüber ehrlich sein: Bei aller Anstrengung wird man das Problem der Wohnungsknappheit nicht
allein in den großen Städten in Deutschland lösen können.“
„Unser Land steht fast 30 Jahre nach der
Wiedervereinigung vor großen regionalen
Unterschieden: In den beliebten Großstäd-
ten wird Bauen und Wohnen für Normal-
verdiener unerschwinglich, während viele
ländliche Regionen aufgrund von man-
gelnder Infrastruktur und immer weniger
Dienstleistungen unattraktiver werden“,
erklärte der GdW-Chef. Um eine Spaltung
Deutschlands in Boomtowns und Geis-
terstädte zu verhindern, braucht es ziel-
führende Lösungen, um zu annähernd
gleichen Lebensverhältnissen in ganz
Deutschland zu kommen“, erklärte Axel
Gedaschko.
Einheitsthema spielte große Rolle bei
Wohngipfel
Er begrüßte, dass dieses so wichtige Thema
auch auf dem Wohngipfel der Bundesre-
gierung in der letzten Woche eine große
Rolle gespielt hat und forderte die Kom-
mission auf, auch jenseits der eingetre-
tenen gesetzlichen Pfade zu denken.
Vielfach wird man nur mit sehr verschie-
denen Lösungen annähernd gleichwer-
tige Lebensverhältnisse erreichen. Daher
werden wir mehr Unterschiede zulassen
müssen. Dies geht nur, wenn dafür in den
Gesetzen entsprechende Öffnungsklauseln
eingebaut werden.
Insgesamt leben 60 Prozent und damit
mehr als die Hälfte der Deutschen in Land-
gemeinden, Kleinstädten und kleineren
Mittelstädten bis zu 50.000 Einwohner.
93 Prozent der Fläche Deutschlands wer-
den von diesen Gemeinden jenseits der
großen Metropolen eingenommen. „In
vielen Kleinstädten und Dörfern besteht
jedoch die Sorge, zurückgelassen zu
werden. Junge Leute ziehen weg, viele
Unternehmen kämpfen mit einem Fach-
kräftemangel. Die Versorgung mit Einzel-
handelsgeschäften und Arztpraxen wird
immer dünner. Es geht jetzt darum, gesell-
schaftlichen Zusammenhalt auch jenseits
der Metropolen durch eine Steigerung der
Attraktivität wie einen verbesserten und
bezahlbaren öffentlichen Personennah-
verkehr (ÖPNV), den Ausbau der digitalen
Infrastruktur und die gesellschaftliche Auf-
wertung schrumpfender peripherer Räume
zu sichern“, so der GdW-Präsident. Gleich-
zeitig appellierte der GdW-Chef auch an
die Kommunen, die vorhandenen Möglich-
keiten zu nutzen und für die Menschen, die
in die Schwarm- und Mittelstädte ziehen
möchten durch eine attraktive Umgebung
zu unterstützen. Nicht zuletzt müssen auch
ausreichend Flächen ausgewiesen werden.
(burk/schi)
Die Positionen des GdW zum
„Wohnen jenseits der Metropolen“ finden Sie
unter
Die Immobilienverbände machten ihre Forderung nach besseren Neubaubedingungen im Regie-
rungsviertel sichtbar.
Foto: GdW
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